Thomas Rietzschel / 09.10.2021 / 10:00 / Foto: Ville Miettinen / 78 / Seite ausdrucken

Lebewohl, CDU

Aus der CDU ist geworden, was ihre langjährige Vorsitzende aus der Partei machen wollte: ein Tante-Emma-Laden, in dem nichts ausliegt, das man im Supermarkt nebenan nicht billiger bekäme. Darauf abgerichtet, die Kanzlerin an der Macht zu halten, hat der Verein jegliche Orientierung verloren, seine Regale abgeräumt.

Einstmals als politischer Garant der bürgerlichen, freiheitlich-demokatischen Gesellschaft in die Welt gekommen, ist die CDU heute so überflüssig wie das fünfte Rad am Wagen, angewiesen auf das Mitleid derer, die die Partei früher aus Überzeugung gewählt haben. Keine Ideen mehr, kein Mut, keine Kraft, kein Kampfeswille, kein Stolz. Nur noch das Gejammer eines abgeschmierten Kanzlerkandidaten, der Männchen vor den politischen Gegnern macht, damit sie ihn vielleicht doch noch ein bisschen mitspielen lassen.

Da Laschets Partei, konzeptionell ausgeplündert und zu einer linken Blockflöte mutiert, nichts mehr auf der hohen Kante hat, bleibt dem armen Teufel jetzt bloß noch die Hoffnung auf ein Scheitern des de facto längst beschlossenen Bündnisses zwischen den Sozis, den Grünen und den Liberalen. Eben erst hat er sich ihnen wieder angedient, indem er erklärte: „Wir stehen zu weiteren Gesprächen bereit.“ 

Nur noch im Sitzen

Wie viele Bretter muss der Mann vor dem Kopf haben, dass er noch immer nicht merkt: Niemand will etwas von ihm. Wer mit den größeren Hunden, zu denen nun sogar der kleine Lindner-Haufen zählt, pinkeln will, muss auch das Bein heben können. Nach 16 Jahren Merkel aber schaffen es die CDU-Granden nur noch im Sitzen.

Nein, rot-grün-gelb, die Ampel, wird das Land nicht voranbringen. Wer darauf hofft, mag auch annehmen, dass der Klapperstorch die Kinder bringt. Aber an den Stillstand sind wir ja ohnehin gewöhnt. Darum hat sich Merkel große Verdienste erworben. Dafür haben sich ihre Parteifreunde ins Zeug gelegt, immer wenn sie jeder Sau, die andere durchs Dorf trieben, hinterherhechelten – bei der Aussetzung der Wehrpflicht, bei der Ehe für alle sowie beim Umbau der EU zu einer Schuldenunion.

Sie haben denen in den Sattel geholfen, die ihnen jetzt die kalte Schulter zeigen. Deren Angebot, dennoch mit den Schwarzen, sozusagen anstandshalber, zu reden, gleicht der Wurst, die man dem Hund erst vor die Nase hält und dann, wenn er gerade zuschnappen will, zurückzieht, um sich an seinem aufgeregten Schwanzwedeln zu ergötzen. 

Die Vorstellung ist gelaufen

Das ist würdelos, nicht für die, die das böse Spiel treiben, sondern für jene, die es mit sich machen lassen. Unanständig ist, was dem über kurz oder lang folgen wird: die Abfertigung der rheinischen Frohnatur Armin Laschet als Bauernopfer. Helfen wird das der CDU wenig. Wer so kastriert ist wie sie, kann kein neues Leben zeugen, nur noch als Eunuche den Rest seines politischen Daseins verdämmern.

Denn selbst wenn das Unglaubliche geschehen sollte und die CDU sich trotz allem irgendwie an den Kabinettstisch mogeln mag, wird sie da nichts zu melden haben. Ihr Stimmchen ist zu schwach, um gehört zu werden. Einzig dem bayerischen Löwen könnte noch ein kurze Gebrüll entweichen. Lassen wir also lieber Gnade walten. Die Vorstellung ist gelaufen. Zeit für ein kleines Ständchen zum Schluss. Hans Moser und Peter Alexander sangen es schon vorzeiten

Sag beim Abschied leise Servus, nicht Lebwohl und nicht Adieu, diese Worte tun nur weh.

Doch das kleine Wörterl Servus, ist ein lieber letzter Gruß, wenn man Abschied nehmen muss.

Es gibt jahraus jahrein ein' neuen Wein und neue Liebelein.

Sag beim Abschied leise Servus, und gibt's auch kein Wiedersehn, einmal war es doch schön.

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Leserpost

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Walter Weimar / 09.10.2021

Die CDU ist wie sie Merkel von früher kannte, und im Osten immer war, jetzt überall, eine Blöckflöte.

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 09.10.2021

Traurig, aber nur allzu wahr.

Bastian Kurth / 09.10.2021

Leider klebte die CDU zu lange an der Macht, schade nur um die aufrichtigen Christdemokraten, die mit dem sinkenden Schiff untergehen, ich denke da z.B. an den, von mir sehr geschätzten Hans-Georg Maaßen. Aber tapfer sein, eine Erneuerung ist immer auch noch in der Opposition möglich, ein Läuterungsprozeß sozusagen. Und Herr Maaßen ist ja noch jung. Bitte bleiben Sie uns erhalten, wir sehen / wählen Sie wieder. DANKE!

Klaus Biskaborn / 09.10.2021

Sehr treffende Zusammenfassung zum Zustand der CDU. Ich wage die Prognose, diese CDU wird sich nicht mehr erholen, sie hat abgedankt, da schließe ich die CSU ausdrücklich mit ein. Warum diese Prognose? Alles was man aktuell aus dieser Partei hört ist nicht Aufbruch, komplette Erneuerung, neuer konservativer Kurs , klare Wertvorstellungen, klare Perspektiven für das Land auch abseits vom herrschenden Mainstream, nein man hört das komplette Gegenteil! Am besten noch mehr Grün, noch mehr Klima, noch mehr Energiewende, am Besten Grüne, Linke, Gelbe weit links überholen. Anbiederung an den Linken Zeitgeist bis zur endgültigen Selbstaufgabe. Nein, eine solche Partei, mit solchem Personal braucht dieses Land nicht, davon gibt es zur Genüge. Eigentlich wäre doch jetzt die Zeit der Werte Union gekommen, vielleicht gemeinsam mit einer Meuthen- AfD die Geschicke zu übernehmen, gegen den Zeitgeist zumindest ansatzweise zu schwimmen um zu retten was vielleicht schon nicht mehr zu retten ist?

Peter Zinga / 09.10.2021

“Sag beim Abschied leise Servus, und gibt’s auch kein Wiedersehn, einmal war es doch schön.” Es war und es kommt nicht zurück - diese Wahlen sind Anfang einer Einbahnstrasse. Aber - das deutsche Volk will es und bekommt, was verdient. Leider nicht nut das… Wir in Tschechien wählen Heute und das ist auch eine Weichestelle…

Ulrich Viebahn / 09.10.2021

Herr Rietzschel: Zum Thema CDU ist doch schon seit Wochen von ALLEN ALLES gesagt worden…

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