Sehr geehrter Herr Bechlenberg, ich sehe hier leider auch sehr große Zusammenhänge vom Standort her bis hin zu einer sehr beängstigenden Symbolik - eben mitten ins Herz…
@ Peter Zentner: Was ist an “nach unserer Zeitrechnung” falsch formuliert? Ich bin ebenso wie der von mir sehr geschätzte Herr Bechlenberg zum Glück götterfrei und damit auch frei von allen religiösen Ängsten und -ja - Wahnvorstellungen. Das hat aber nichts damit zu tun, dass man die alten Kathedralen und die Zeugnisse des Christentums nicht schätzt und als bedeutendes Kulturerbe erhalten will. Gestern abend war ich zutiefst geschockt, als ich die Bilder von der brennenden Kathedrale Notre Dame sah, dem Herzen Frankreichs. Es war nicht zu fassen. Dieses Monument der Geschichte, dieser schon seit ewigen Zeiten bestehende - so kam es einem vor - und bis in ewige Zeiten bleibende Bau - so hatte man gedacht - , der wie ein Anker, wie eine eherne Verbindung zu vergangenen Zeiten erschien, brannte einfach weg. Brannte einfach weg. Wurde ganz banal ein Raub der Flammen. So wie manches Haus neulich in den Hügeln von Los Angeles. Feuer macht keinen Unterschied. Wenn das die Baumeister gesehen hätten! Denn wie Sie schreiben, Herr Zentner: “Der Glaube war es, der diese Baumeister bis runter zum Hilfssteinmetz antrieb: pure Handarbeit, purer Schweiß, kein Kran, Stein auf Stein, alle tonnenschwer…” Ja, ich stehe auch mehr als ehrfürchtig vor diesen Baumeistern, ja, ich habe dieses Gefühl in jeder großen Kathedrale: Was Menschen alles vermochten, wenn der Glaube sie antrieb. Auf was sie alles verzichtet, wie sie sich gequält haben für die Ehre Gottes. Und für einen Platz im Himmel. Ja - der Glaube versetzt ja sogar Berge. Ist das jetzt ein Lobgesang auf den christlichen Glauben? Ich habe immer ein schales Gefühl dabei. Was, wenn die gläubigen Baumeister sich geirrt haben in ihrem Glauben? Nun - es soll nicht spöttisch klingen - so haben wir doch ihre wunderbaren Hinterlassenschaften. Nichts für ungut, Herr Zentner!
Der Bau der Kathedrale hat 180 Jahre gedauert. Die Hilfe, die Berlin nun anbietet: ist das ein Wiederaufbau in Echtzeit?
Wurde diese Dornenkrone eigentlich bereits von Correctiv faktengecheckt? Man weiß schließlich, dass es unzählige Vorhäute Jesu gibt und mehr Holz vom Kreuz Jesu, als man zum Bau eines Schiffes benötigen würde. Auch Knochen, Fußabdrücke, Blutstropfen, Windeln von Klein Jesus und Kreuznägel könnten zahllose Kuriositätenkabinette mit Originalen überversorgen. Ich freue mich jedenfalls, dass die Dornenkrone gerettet werden konnte, so altes Gestrüpp würde vermutlich wie Zunder brennen.
Brand u. Ausmass der Zerstoerung sind tatsaechlich erschuetternd. Ich kann es mir aber nicht ganz verkneifen, angesichts des gerade noch so irgendwie glimpflichen Ausgangs in Paris an ein Unglueck zu erinnern, das ich wegen des Verlustes zweier (junger) Menschenleben u. der Beeintraechtigung fuer die Forschung etc. als gravierender u. tragischer klassifiziere: Den Einsturz des Historischen Archivs in Koeln am 3.03.2009. Eine bravouroese Meisterleistung dt Ingenieurskunst u. koelschen Kluengels ... zeitigen: “In 2017, the total damage from the collapse was estimated at 1.2 billion euros.”
@Herrn Robert Jankowski: Wenn es ein terroristischer Anschlag gewesen sein sollte, werden wir es wohl zumindest in näherer Zukunft nicht erfahren, denn dann wird sich die Empörung sicher auch in Gewalt gegen die allseits bekannten Christenfeinde Luft machen. Wie Frau Vera Lengsfeld in ihrem heutigen Beitrag schrieb, ist es schon seltsam, dass sofort - noch während des Brandes und ohne Untersuchung des zerstörten Bauwerks - ein UNFALL im Zusammenhang mit den Renovierungsarbeiten als Ursache für den Brand angenommen wird. Wie kann das behauptet werden? Auch die Franzosen werden sich - wenn der Schock erst einmal überstanden ist, diese Frage stellen. Es dürfte doch für ein, zwei Terroristen oder eine gut organisierte Gruppe, die sich jahrelang als brave, zuverlässige Bauarbeiter gezeigt haben und Notre Dame gut kennen, kein Problem darstellen, dieses Inferno auszulösen! Was mir bei der gestrigen Berichterstattung auch aufgefallen ist: Niemand hat einen Terroranschlag ausgeschlossen; die Möglichkeit, dass es einer gewesen sein könnte, wurde schlicht ignoriert. Das ist jedenfalls meine Wahrnehmung. Als gestern gewisse hochrangige Leute mit den üblichen Hohlfloskeln (und darum geht es) ihrer Erschütterung Ausdruck verliehen, hätte ich denen am liebsten zugerufen: “Haltet doch endlich mal zumindest bei dieser Katastrophe die Klappe! BITTE!”
Deutschland, Polen, Tschechien und Russland haben bereits Hilfszusagen für den Wiederaufbau abgegeben. Deutschland belässt es hoffentlich bei Geldzahlungen. Große Bauprojekte sind ja nicht mehr so unsere Sache. Wäre interessant, ob auch ein reicher islamischer Staat was springen lässt; schließlich füttern die Franzosen seit vielen Jahrzehnten Millionen muslimische Taugenichtse durch, die noch dazu teilweise erhebliche Straftaten gegen die “echten” Franzosen verüben.
Sehr geehrter Herr Zentner, ich muss da leider einhaken, denn immerhin habe ich mich sowohl im Studium als auch später im Berufsleben mit Baugeschichte befasst, und die Architektur der Gotik war mein Fachgebiet. Wie “primitiv” die Ägypter gewesen sind erkennt man daran, dass bis heute nicht klar ist, wie sie die Pyramiden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln konstruieren und erbauen konnten, zudem in dem angenommenen Zeitrahmen von 20 Jahren (was bei manchen Gemütern die Vermutung aufkommen ließ, es seien Außerirdische am Werk gewesen). Nein, die Ägypter stehen den abendländischen Baumeistern in nichts nach, zudem letztere noch auf Bäumen wohnten, während die Ägypter bereits eine Hochkultur entwickelt hatten. Was die “tumben Sklaventreiber” angeht: Sie verwechseln diese mit den Architekten und Ingenieuren. Sklaventreiber waren die Vorarbeiter und Aufseher, die hat es aber auch beim Bau der Kathedralen gegeben. Nicht die Baumeister errichteten die Gebäude, sondern unzählige einfache Menschen. Arbeiter. Und die hatten hierzulande keineswegs ein leichtes Leben. Die Menschen, die die Kathedralen erbauten, wurden entweder zwangsrekrutiert oder mit einem cleveren Trick engagiert: Man erzählte ihnen, dass sie nicht für Mammon und weltlichen Lohn, sondern für ihr Seelenheil arbeiteten. Auch Pilger wurden gerne angelockt, die dann freiwillig und für Kost und Logis bereit waren, sich aufzuopfern. Jantzen zitiert einen Robert von Mont-Saint-Michel, der darüber berichtet, dass die Menschen arbeiteten, um Buße zu tun, dass Männer wie Frauen schwerste Lasten durch Sümpfe schleppten und dabei fromme Lieder sangen, um Gott für die Chance zu danken, so ihre Sünden büßen zu dürfen. Dass man heute keine gotischen Kathedralen mehr bauen könnte, liegt nicht alleine an dem verloren gegangenen Wissen über die hochkomplexen Strukturen. Es fehlt heute an dem, was Jantzen “die Baugesinnung” nennt: Frömmigkeit und naiver Glaube an ein jenseitiges, zu verdienendes Leben.
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