Rainer Bonhorst / 08.10.2018 / 13:22 / Foto: Marianique Santos / 20 / Seite ausdrucken

Lauter schlechteste Präsidenten

Aus irgendeinem Grund wird dieser Tage gelegentlich die Frage diskutiert, wer der schlechteste Präsident der Vereinigten Staaten war. Oder ist? Auf die aktuellen Antworten komme ich gleich noch. Die klassische Antwort lautet: James Buchanan. Das war der Präsident, unter dessen Führung die Südstaaten begannen, einen Austritt aus der Union zu planen, den sein Nachfolger Abraham Lincoln dann im Ernst erlebte. Allerdings wird Buchanan zu Gute gehalten, dass er prima Partys geschmissen hat.

In Amerika liebt man solche Besten- oder Schlechtesten-Listen. Auch seriöse Historiker machen sich gerne den Spaß, die Platzierungen ihrer Präsidenten anhand von mehr oder weniger subjektiven Kriterien zu bestimmen. Dass James Buchanan bisher die Schlechtesten-Liste anführt, findet breite Zustimmung.

Als Youtube vor einiger Zeit ein Filmchen über James Buchanan und seine Platzierung am Schwanz der inzwischen 45 Personen umfassenden Tabelle ins Netz stellte, geschah etwas Interessantes. Es begann in den Kommentaren ein Kopf-an-Kopf-Rennen zweier neuer, hochaktueller Kandidaten für die im Sport gerne als „rote Laterne“ bezeichnete Position: Barack Obama und Donald Trump.

Dass Donald Trump ein aktueller Kandidat für die Position als schlechtester Präsident ist, dürfte ein deutsches Publikum nicht verwundern, auch wenn die diversen Bücher, die ihn als politisches Desaster darstellen, hierzulande noch keine große Leserschaft gefunden haben. Trump ist nunmal unsere Lieblings-Schreckfigur im Weißen Haus. Umso erstaunter dürfte die Mehrheit unserer Landsleute sein, dass Barack Obama vom amerikanischen Youtube-Publikum mit noch größerer Vehemenz zur Nummer eins der Versager gekürt wird. Kann das denn sein, wo Obama doch hierzulande der Traumpräsident schlechthin war?

Eine idealtypische Zielscheibe für die Me-too-Bewegung.

Tja, Amerika ist eben nicht Deutschland. Trump gegen Obama als Anwärter für den Rang der größten Versager im Weißen Haus – das zeigt, wie gespalten dieses Land ist. (Und natürlich, wie weit entfernt die amerikanische Polit-Seele von der deutschen ist.) Obama war bei den späteren Trump-Wählern so verhasst, wie man es sich kaum vorstellen kann. Der ständige Zweifel daran, ob er überhaupt ein gebürtiger Amerikaner sei und legitim im Weißen Haus arbeitete, ist nur ein Beispiel dieses Hasses. Ein anderes ist die lange gehegte Furcht, Barack Hussein Obama sei ein verkappter Moslem, eine Horror-Vorstellung für das fromme christliche Landesinnere. Entscheidend und unausgesprochen war da natürlich noch die Hautfarbe in Verbindung mit einem unverhohlen klugen Kopf. Schwarz und obendrein noch intellektuell – das konnten viele einfach nicht schlucken. So kommt Obama zu der Ehre, in vielen Youtube-Kommentaren die Versager-Krone aufgesetzt zu bekommen. 

Trump ist weder schwarz noch intellektuell und obendrein eine idealtypische Zielscheibe für die Me-too-Bewegung. Dies und vieles andere macht ihn zum Gottseibeiuns der liberalen und gebildeten Schichten an den Küsten Amerikas. In meinen Augen hat er die größeren Chancen, auch im historischen Rückblick zumindest einen der unteren Ränge in der Leistungstabelle der Präsidenten zu ergattern. Während Obama bei nüchterner Betrachtung doch schlimmstenfalls als ein mittelmäßiger Präsident gelten dürfte.

Aber wer weiß. Und vor allem: Was juckt eine europäische Brille die Amerikaner, die sich in einen Kulturkampf verbissen haben, dessen Symbolfiguren nun mal Barack Obama und Donald Trump heißen. Dieser Kulturkampf wird noch lange anhalten, ganz gleich wie im November die Zwischenwahlen zum Kongress ausgehen.

Buchanan hat 1861, nach vier Jahren im Weißen Haus zu seinem Nachfolger Lincoln gesagt: „Wenn Sie so glücklich sind, das Präsidentenamt anzutreten, wie ich es bin, es zu verlassen, dann sind Sie ein wahrhaft glücklicher Mann.“ Einen solchen Satz hat Obama beim Verlassen seines ovalen Büros nicht gesagt. Wird Trump in zwei oder sechs Jahren wie Buchanan drei Kreuze machen? Wenn ja, dann wird er sie wahrscheinlich twittern.  

Foto: Marianique Santos dvids via Wikimedia Commons

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Gabriele Klein / 08.10.2018

“Dies und vieles andere macht ihn zum Gottseibeiuns der liberalen und gebildeten Schichten an den Küsten Amerikas”. Ich glaub da liegen Sie etwas falsch. Die Positionen die Herr Trump vertritt sind teils durchaus jene der Demokraten, halt nicht von heute sondern von gestern.  Die Demokraten von heute verzeichnen einen Linksruck wie bei uns die SPD und CDU . Für diesen Linksruck vermute ich den Fall des Eisernen Vorhangs verantwortlich . Dieser Fall sorgte wohl dafür dass brotlose kommunistische Eliten versuchten im Westen Politik zu machen, als sie im Osten mit Glasnost ihre Pöstchen verloren. Deshalb sind die Demokraten leider auch gespalten und ich gewinne den Eindruck dass diese sich, bis auf die extreme Linke immer mehr Richtung Trump bewegen.  Newt Gingrich den ich dem Kreis um Trump zugehörig sehe vertritt in meinen Augen liberale bis libertäre Positionen wie Gina Loudon auch. Ich legte deren Bücher nicht weg, da die sehr treffenden Argumente und Analysen von Gingrich und Loudon auch hier zutreffen.

Margit Broetz / 08.10.2018

Im Gegensatz zu den anderen US-Präsidenten der letzten zwei Jahrzehnte (oder mehr?) hat Trump, bei aller berechtigten Kritik, das sei angemerkt, noch keinen *neuen* Krieg angefangen.

Wolfgang Richter / 08.10.2018

@ Jürgen Schnerr Und das bestehende Chaos rund um das Thema Libyen habern wir auch dem Friedensgeadelten zu verdanken, denn ohne US-Bomber hätten sich die Europäisch bombenden Moralisten vermutlich auch nicht getraut. Aber nachdem Obama und Clinton den Damm gebrochen hatten, wollten alle dabei sein, Sarkozy als Anstifter (wegen der behaupteten Walhkampfspenden seitens Ghadaffi?), bis hin zu Berlusconi, der förmlich darum bettelte, mitbomben zu dürfen (erinnert mich irgendwie….. , war da nicht mal was mit dem Duce, der seinem Vorbild auch zu Gefallen sein wollte?).

Thomas Seethaler / 08.10.2018

Ich möchte behaupten, das Trump in den zwei Jahren seines Regierens mehr für für sein Land getan hat, als die drei US- Präsidenten vor ihm. Die Arbeitslosigkeit in der USA ist die niedrigste seit über 15 Jahren, das Pariser Umweltabkommen wurde gekündigt, was zur Folge hat, das US Unternehmen unter anderen Bedingungen produzieren können. Deutschland lagert lieber aus, produziert z.B. Kleidung in Dritt-Weltstaaten mit geringen Umweltauflagen, um sich (Politiker, Unternehmer mit blauen Engel u.s.w.) wegen der hier weniger anfallenden Umweltbelastungen feiern zu können. Deutschland lagert Atomstrom in die angrenzenden Nachbarländer aus, die mit weniger sicheren Atommeilern arbeiten und bezieht den Strom von dort, weil die Windkraftanlagen keinen kontinuierlichen, stabilen Strom liefern können…..EEG, der dumme Verbraucher zahlt ja ( zweithöchste Stromkosten für Endverbraucher in EU). Trump kooperiert mit den Russen in Frage des Terrors und hat Erfolg mit der IS- Antiterror Allianz. Er geht auf Nordkorea zu und verbucht Erfolge, die zu sehen sind; Annäherung Süd/Nordkorea. Es ist zwar ein zartes Pflänzchen, aber die Saat ist gelegt. In den zwei Jahren Amtszeit gehört er wohl zu den wenigen Präsidenten in der USA, die in keinen größeren Konflikt mit anderen Staaten gestanden haben; zum Leid der US- Waffenlobby und des Clinton- Clan´s. Deutschland schießt sich Außenpolitisch aus. Steinmeier als Außenminister; dem Präsidenten gratuliere ich nicht. Steinmeier als Bundespräsident, besucht in die USA und hofiert den Demokraten (Clinton-Clan) ..... Politisch sehr Weltmännisch ..... von der traurigen Figur H. Maas ganz zu schweigen. In Fragen Flüchtlinge wendet sich ein Großteil der EU von D. ab und nicht nur hier. Unser Außenminister macht z. Zt. auch mehr Innenpolitik, was vermuten lässt, das er Außenpolitisch keine Themen hat oder er keine relevanten Einladungen bekommt. Warten wir doch erst einmal die nächsten zwei Jahre von D. Trump ab, bevor wir Ihn beurteilen. VG  

Martin Schumann / 08.10.2018

In Ergänzung zu Herrn Fenlein möchte ich auch den anderen Kandidaten erwähnen. Donald Trump hat die Chance, zugegebenermassen auf eine unkonventionelle Art, ein so grosser Präsident zu werden, wie Ronald Reagan es war. Er hat in seinen 2 Jahren schon wesentlich mehr bewegt - und das in die richtige Richtung - als sein Vorgänger in 8.

Jürgen Althoff / 08.10.2018

Die unterschiedliche Einschätzung hier und dort habe ich bereits 1962 erlebt, als ich aus dem Kennedy-besoffenen Deutschland als Austauschschüler in den platten Mittelwesten der USA kam. Nicht nur meine republikanische Gastfamilie sah JFK ganz anders. Das ging schon damit los, dass er angeblich nur mit Hilfe der Mafia und Wahlunregelmäßigkeiten die Wahl gegen Nixon gewonnen haben sollte. Und dann war er auch noch katholisch…. Was man in Deutschland über den US-Präsidenten dachte, hat schon damals niemanden interessiert, aber das werden die deutschen “Qualitätsmedien” wohl nie lernen.

klaus Blankenhagel / 08.10.2018

Trotz grossspuriger Ankuendigungen hat Obama die schwarze Bevoelkerung nicht mitgenommen. In diesen Reihen ist er unbeliebter denn je.

Dieter Franke / 08.10.2018

Obama war der erste Präsident, der vor allem wegen seiner Hautfarbe den Friedensnobelpreis bekommen hat. Oder kennt jemand noch andere Gründe?

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