Lasst uns gendern

Wie reagieren „Autorierende“ (Autoren) aufs Gendern? Sie verhunzen ihre Texte bis zur Unlesbarkeit, denn jetzt zählt auch bei „Werkschaffenden der Sprache“ nur noch die richtige Gesinnung.

Das neue Gender-Lexikon ist da. Würde ich die gendergerechten Wortalternativen übernehmen, sähe mein Text so aus: Als „autorierende Person“ (bisher Autor) habe ich mich gefragt, wie man eine gendergerechte Version von „Der Spion, der aus der Kälte kam“ betiteln könnte – „Die auskundschaftende Person, die aus der Kälte kam“. In Erwägung zog ich auch einen Krimi um eine „Bank ausraubende Person“ (Bankräuber) und entschied mich dann für einen „Mensch-in-Rüstung-Roman“ (Ritterroman), eine Fortsetzungsgeschichte für „medienbeziehende Personen“ (Abonnenten).

Ich borgte das „Fahrrad mit tiefem Einstieg“ (Damenvelo) meiner „Eheherzperson“ (Ehefrau). Leider rammte mich eine „qualifizierte, fahrzeugführende Person“ (Berufskraftfahrer). Eine „approbierte pharmazeutische Fachkraft“ (Apotheker) aus dem Geschäft gegenüber eilte mir zu Hilfe. „Beobachtende Personen“ (Augenzeugen) filmten, wie ich über den Straßenpassierstreifen (Fußgängerstreifen) humpelte und bei einer „Lebensmittel verarbeitenden Person“ (Koch), die einen Foodtruck betrieb, Cola mit Shrimps bestellte.

Der Betreiber war ein „Mensch mit internationaler Geschichte“ (Einwanderer), spielte als „torhütende Fachkraft“ beim FC Venceremos und war nebenbei eine „Produkt erzeugende Person“ (Erzeuger), die bereits viermal erfolgreich produziert hatte. Wir unterhielten uns gerade darüber, ob es für das Wort „Bergführer“ eine genderkorrekte Alternative gab, als sein Tesla-Reiskocher Feuer fing und wenig später eine „feuerbekämpfende Person“ (Feuerwehrmann) seine Crevetten unter Wasser setzte.

Auch das deutsche Gleichstellungsbüro des Auswärtigen Amtes empfiehlt die Gendersprache zur Umerziehung der Männer. Denn diese penisbehangenen Säugetiere sind sexistisch, Unterdrücker, schlechte Väter und noch schlechtere Ehemänner, kurzum: Männer sind Schweine. Und obwohl die Gender-Onanisten angeblich alle Menschen gleich behandeln wollen, führen sie eine Apartheid der Geschlechter ein und erkiesen den Rassismus gegen weiße Männer zum Lifestyle.

Wie reagieren „Autorierende“ (Autoren)? Sie verhunzen ihre Texte bis zur Unlesbarkeit, denn jetzt zählt auch bei „Werkschaffenden der Sprache“ nur noch die richtige Gesinnung.

 

Claude Cueni (65) ist Schriftsteller und lebt in Basel. Er schreibt jeden zweiten Freitag im BLICK, wo dieser Beitrag zuerst erschien. Zuletzt erschienen bei Nagel & Kimche „Genesis – Pandemie aus dem Eis“ und „Hotel California“.

Foto: Sebastian Magnani CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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B. Ollo / 03.09.2021

Dabei gilt eine allzu blumige Formulierung ja tendenziell auch als rassistisch. Etwa, wenn man jemanden mit bestimmter asiatischer Herkunft als Person aus dem Land des Lächelns bezeichnet oder bei einem Land Südeuropas mit Herkunft von jenseits des Pasta-Äquators. Beim Land der Deppen und Dödel hingegen weiß jeder sofort bescheid und da nimmt auch nicht einmal der linkeste Antifatzke dran Anstoß.

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