Noch fünf Wochen bis zur Wahl, und die Frage lautet: Sollte man sie nicht besser verschieben, weil der Wahlkampf nicht stattfindet. Frau Merkel könnte dann noch drei Monate weiterwursteln, etwa bis zum Jahresende, für die Weihnachtsansprache nimmt man halt die vom Vorjahr.
Dazu folgende Richtigstellung:
Ich finde den Wahlkampf bisher sehr gelungen. Er öffnet einen tiefen Blick in die Intelligenz der deutschen Politik und das Verständnis von Politikern über den Wähler, also den deutschen Trottel an sich, der mehrheitlich sogar die Regierungspolitik bei Corona gut findet.
Wer so denkt, hat keinen besseren Wahlkampf verdient. Die grüne Frau Baerbock zum Beispiel tritt nur noch im Tandem mit starken Männern auf – oder sie bleibt backstage. SPD-Scholz wird immer kleiner, je näher man ihm kommt. Ein Scheinriese. Aber: Wer ihn wählt, wählt laut SPD den „Mindestlohn 12 €“. Hut ab, Olaf.
Womit wir bei Armin Laschet wären, dem stillen Helden des Wahlkampfs. Was soll man dazu sagen, dass dieser Gschaftelhuber aus Aachen auf jedem Wahlplakat grinst? Was soll das? Welche Agentur verantwortet das? Lacht sich Laschet so zum Kanzler – oder hat er nur seinen Humor noch nicht verloren? Das CDU-Hauptplakat: „Weil es um die Menschen geht, wenn es um Deutschland geht.“ Wie dumm ist das? Umgekehrt wäre der Slogan übrigens genauso schlecht. Ich schlage als Alternative vor: Nachts ist es kälter als draußen.
Wahlkampf 2021: Die Linkspartei („Soziale Gerechtigkeit wählen“) lässt ihren Bentley (Wagenknecht) in der Garage und fährt lieber im Trabant (Hennig-Wellsow). Aber da war doch noch was, richtig: Gregor Gysi wurde neulich bei einer Wahrheit erwischt. Leider habe ich vergessen, bei welcher.
Zuerst erschienen Im Euro am Sonntag