Vera Lengsfeld / 26.08.2021 / 17:00 / Foto: Imago / 80 / Seite ausdrucken

Laschets wahrer Gegner heißt Merkel

Angela Merkel und ihre Allparteien-Freunde wollen Armin Laschet mit allen Mitteln verhindern, weil er eine Bilanz ihres Versagens ziehen könnte und eine Revision ihrer faktisch rot-grünen Politik anstrebt.

Es muss einmal klar gesagt werden: die Hetze gegen Armin Laschet übertrifft alles, was ich bisher erlebt habe. Selbst Kanzler Kohl musste weniger aushalten, obwohl ich damals glaubte, die Schmähkritik gegen den Altkanzler könnte nicht schlimmer sein. Irrtum! Offenbar ist die Skala aller nur möglichen Injurien nach oben offen. Das trifft nicht nur auf Haltungs-Journalisten zu, sondern auch auf die Möchtegern-Exekutoren auf Twitter. Laschet soll weg – egal mit welchen Mitteln.

Warum hat der Mann einen solchen Hass der totalitären Linken auf sich gezogen? Dafür gibt es nur eine Erklärung: Laschet ist der einzige Kandidat, der nicht für eine Weiterführung der Merkel-Politik steht, der erkannt hat, dass Deutschland ein Sanierungsfall ist, der meint, dass auch in Corona-Zeiten die Freiheitsrechte nicht willkürlich außer Kraft gesetzt werden dürfen, der andeutet, dass es mit ihm kein Weiter so in der Flüchtlingspolitik, wie sie 2015 von Merkel eingeführt wurde, gibt. Das alles hat er eher vorsichtig signalisiert, aber die Linke hat viel besser begriffen als seine eigene Partei, dass es mit einem Kanzler Laschet ein Zurück zur bürgerlichen Vernunft statt einer ideologiegesteuerten Politik geben könnte. Das soll auf jeden Fall verhindert werden.

Kanzlerin Merkel war für die Linke ein unerwarteter Glücksfall: Alles, was Linke und Grüne nie aus eigener Kraft hätten durchsetzen können, hat Merkel exekutiert: Abschaffung der Wehrpflicht, Ausstieg aus Atomkraft und Kohle unter Inkaufnahme der Gefahr der Zerstörung der wirtschaftlichen Grundlagen unseres Landes, offene Grenzen und die damit verbundene Erosion der Rechtsstaatlichkeit, die Herrschaft der Moral über das Gesetz.

Laschet gleicht dem gefesselten Gulliver

Wie sehr Deutschland schon verändert wurde, ist allen, die hingesehen haben, in der jüngsten Flutkatastrophe und im Afghanistan-Debakel vor Augen geführt worden: Die Inkompetenz, Verantwortungsscheu und das Versagen der staatlichen Behörden und Institutionen hat im Ahrtal Todesopfer gefordert. Nur durch entschlossene Hilfe der Bevölkerung konnten noch größere Schäden verhindert werden.

In Afghanistan wurden die Ortskräfte, die für die Bundeswehr und deutsche NGOs gearbeitet haben, schmählich im Stich gelassen. Dafür wurden in den Evakuierungsflügen abgeschobene Straftäter zurück nach Deutschland gebracht, die nun hierbleiben müssen, weil nach Afghanistan nicht mehr abgeschoben werden darf. Die Liste ließe sich fortsetzen.

So sehr die Rot-Grün-Roten die Fortsetzung der Merkel-Politik wollen, so sehr müsste die Union daran interessiert sein, zu ihren bürgerlichen Wurzeln zurückzukehren. Die Partei ist jedoch inhaltlich so entleert, dass sie keine eigene Substanz mehr hat. Die müsste mühsam wieder aufgebaut werden, sonst wird die Union schneller untergehen als die SPD. Armin Laschet hat das erkannt, gleicht aber dem gefesselten Gulliver, der sich kaum bewegen kann, weil die Zwerge die Schnüre immer fester zurren.

Teile der Partei, die unbelehrbaren Merkelianer und vor allem die unbedarften Konservativen, verschließen sich der Einsicht, dass jeder innerparteiliche Kampf gegen den Kanzlerkandidaten den Einzug ins Kanzleramt gefährdet.

Merkel will keine Revision ihrer Politik

Die radikalsten Merkelianer, genannt sei hier Marco Wanderwitz, Merkels „Ostbeauftragter”, kämpfen gegen Laschet, weil sie wissen, dass mit ihm ihre Ära zu Ende gehen würde. Wenn Laschet jemals der Wunschkandidat Merkels gewesen sein sollte, ist er es spätestens nicht mehr, seit er Deutschland zum Sanierungsfall erklärt hat. Wahrscheinlicher ist, dass Merkel nicht am Einzug der Union ins Bundeskanzleramt interessiert ist. Sie will keine Revision ihrer Politik.

Was die Konservativen betrifft, hatten die mehrheitlich entweder Friedrich Merz oder Markus Söder als Kanzlerkandidaten bevorzugt. Merz kann in einer neuen, von Armin Laschet geführten Regierung eine wichtige Rolle spielen. Und er hat zumindest verstanden, dass eine weitere Schwächung Laschets falsch ist – seine Unterstützung für den Wahlsieg des bürgerlichen Lagers könnte aber deutlich effektiver sein. Vor allem müsste sie auch außerhalb seines Wahlkreises stattfinden. Irritierend ist, dass er seinen Fanclub – Merz ins Kanzleramt – weiterbestehen lässt. Ihm scheint nicht klar zu sein, dass dessen Aktivitäten vor allem seine Aussichten, Wirtschafts- oder Finanzminister im Kabinett Laschet zu werden, ruinieren.

Ein schlimmes Kaliber ist Markus Söder. Die Sehnsucht der Konservativen nach der freiheitsfeindlichen harten Hand ist schwer zu begreifen. Söder, der sich öffentlich unmissverständlich an die Merkel-Linie angebiedert hat, sollte für alle, die ein Zurück zum Markenkern der Union wollen, unwählbar sein. Der Mann hat ganz Bayern unter die FFP2-Maske gezwungen, obwohl die nur zu Arbeitsschutzzwecken gut und bei unkontrolliertem Dauergebrauch gesundheitsschädlich ist.

Die letzten vier Wochen sind entscheidend 

Nicht nur in Bezug auf Corona, sondern auch in der Klimapolitik ist Söder ein Merkelianer, der krampfhaft versucht, seine Meisterin noch zu übertreffen. Söder will den Kohleausstieg auf 2030 vorziehen und Bayern bis 2040 „klimaneutral“ machen. Das sollte für Konservative, die sich an der Realität statt an Ideologien orientieren, eigentlich abschreckend sein. Von daher ist der konservative Wunsch, Söder doch noch zum Kanzlerkandidaten zu machen, rätselhaft. Ihre Sehnsucht nach einer starken Figur mit guter medialer Begleitung lässt sie in eine Falle tappen, die ihnen die linke Öffentlichkeit gestellt hat.

Auch manche Bundestagskandidaten, die ins Parlament streben, sticheln gegen Laschet. Ihnen ist offenbar nicht klar, dass niemals der Kanzlerkandidat, sondern die Partei die Wahl gewinnt oder verliert. Wer mit dem eigenen Laden nicht solidarisch ist, darf sich am Ende nicht wundern, dass er es nicht auf den begehrten Parlamentssitz schafft oder seine Träume auf Regierungs-Positionen begraben muss. Das sollten sich besonders die Berliner hinter die Ohren schreiben, die sich mehrfach für Söder positioniert hatten. Es ist ein Landesverband, der in Berlin nicht reüssieren kann, obwohl die Stadt sichtbar unter Rot-Rot-Grün leidet. Hier sollte Kai Wegner, der Spitzenkandidat, schleunigst die Prioritäten ändern: Berlin braucht eine Verhinderung der Fortsetzung von Rot-Rot-Grün fast noch mehr als Deutschland die Verhinderung dieses Linksblocks im Bund. Wer nicht imstande ist, eine Chaostruppe mit ihren zahllosen Fehlentscheidungen erfolgreich herauszufordern, sollte sich an die eigene Nase fassen, statt Kritik an anderen zu üben.

Die letzten vier Wochen sind entscheidend. In der Union sollte sich schnell die Erkenntnis verbreiten, dass sie sich geschlossen hinter ihren Kanzlerkandidaten und seine Politik stellen muss. Noch ist die Wahl zu gewinnen.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Vera-Lengsfeld.de

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Heiko Loeber / 26.08.2021

Kann Merkel eigentlich auch eine Kanzlerwahl rückgängig machen? Immerhin steht sie ja als Person faktisch anscheinend sogar noch über dem Bundesverfassungsgericht, wie sie und die Verfassungsrichter neulich eindrucksvoll belegt haben. Mich würde es mittlerweile auch nicht mehr wundern, wenn ein deutscher Medwedew vorübergehend zum Kanzlerdarstellenden gewählt würde. Honeckers Rache ist fürchterlich und mein Vertrauen in den Rechtsstaat gebrochen.

L. Walinsky / 26.08.2021

Ich gebe ihnen vollkommen Recht Frau Lengsfeld. Auch wenn hier so viele Leute über Laschet herfallen.Er ändert etwas, gerade hier in NRW. Wir haben zum Beispiel mit die liberalsten Corona Verordnungen. (Kontaktbeschränkungen gab es nur für den öffentlichen Raum!!! Die Schulen haben zumindest ein Testkonzept und sollen auf alle Fälle offen bleiben!!!) Er kann aber vieles nicht von heute auf morgen ändern, das ist in diesem Land und in dieser Partei einfach unrealistisch.  Wer mitdenkt und zwischen den Zeilen lesen kann der weiß das Laschet nicht Frau Merkel 2.0 ist, ich brauchte auch lange dafür, ich dachte auch wie viele hier,...aber inzwischen gibt es einige Entscheidungen hier in NRW die Hoffnung machen auf ein Weg zurück zu alten Tugenden und Werten. Ein weiteres Argument ist, das am Tag als Laschet Kanzlerkandidat wurde, der WDR sich mächtig ins Zeug legte und ihn schlecht machte, was durchaus allein schon für Laschet spricht !  Es geht leider nur langsam…alles andere wäre reines Wunschdenken…

H. Bauer / 26.08.2021

Zu Laschet: Wenn man Klausuren verliert, soll man es eingestehen und nicht einfach Noten erfinden, pardon: “rekonstruieren” - auch für Studenten, die die Klausur gar nicht mitgeschrieben hatten. Welchen Charakter hat man, wenn man so betrügt? Und in Flutkatastrophengebieten im Hintergrund lachend aufzutreten, während die Kameras auf einen gerichtet sind, macht sich auch nicht gut. Schon gar nicht in Wahlkampfzeiten.

Sepp Kneip / 26.08.2021

Die CDU müsste die Wahl gewinnen, um Laschet als Kanzler durchzusetzen. Aber würde Laschet wirklich eine andere Politik machen? Das ist zu bezweifeln. Der Altparteienblock ist doch auf die von Merkel betriebene Politik eingeschworen. Egal wer hier Kanzler oder Kanzlerin wird, alle hängen an den Strippen der globalistischen Milliardärs-“Eliten”. Es wird also, wenn auch vielleicht mit ein bisschen anderen Schwerpunktsetzungen, genau so weiter gehen wie bisher. Man muss sich in der Tat fragen, warum eigentlich noch gewählt wird. Wie unsere gesamte Scheindemokratie, die in der Realität eine Diktatur ist, sind auch die Wahlen reine Scheinwahlen. Wenn eine Opposition, die als einzige den Versuch unternehmen würde, eine andere Politik zu machen, mit den diktatorischsten Mitteln kaltgestellt wird, hat die Demokratie ausgedient. Deutschland ist ein totalitärer Staat geworden, der zudem auch noch fremdregiert wird.

Fritz Irmgardson / 26.08.2021

Super Beitrag, Frau Lengsfeld! Bin zu 100 Prozent Ihrer Meinung. Leider begreifen die meisten das nicht.

Ralf Pöhling / 26.08.2021

Laschet hat nur ein einziges echtes Problem, was ihn aber mittlerweile wie ein Bleiklotz an den Füßen eines im Meer Ertrinkenden in die Tiefe zieht. Auch die CDU ist unterwandert. Von Leuten, die ihre wahre Interessenlage bisher geschickt verborgen haben. Man kann hier nicht nur von einem fünften Rad am Wagen sprechen, sondern von einer realen Existenzbedrohung. Einer realen Existenzbedrohung für das ganze Land. Und so lang dieses Problem nicht vom Tisch ist, wird es weiter abwärts gehen. Wenn man der falschen Seite einfach Glauben schenkt, nur weil sie in der eigenen Partei ist, und der richtigen Seite misstraut oder sie gar nicht erst ernst nimmt, weil sie in einer konkurrierenden Partei ist, dann geht das eben schief. Das Problem zieht sich durch nahezu alle politischen Lager. Und wenn man zur Lösung des Problems den gesamten etablierten Politikapparat demontieren muss, weil niemand in Verantwortung dieses heiße Eisen anfassen will, dann soll es eben so sein. Lieber gar keine Regierung, als eine vom Feind fremdgesteuerte.

E Ekat / 26.08.2021

Egal wer Kanzler wird. Wir haben ein Parteienkartell, welches sich darauf verständigt hat, die in einer Demokratie notwendige Alternative zu diskreditieren, und sich selber als Alternative aufzuspielen. Laschet, Scholz, Baerbock, Lindner werden den Karren weiter in den Morats zerren. Wie kann man nur, unter dem Eindruck der Erlebnisse mit der Merkel-CDU/CSU, mit den GEZ-Medien, Bertelsmann, Friede Springer usw zwischen denen und deren Kandidaten differenzieren wollen. Die größte Aufgabe nach der Wahl wird darin bestehen, den vielen neuen Spritzen auszuweichen. Das VerfGericht wird keine Hilfestellung leisten.

Rafael Hilsenbeck / 26.08.2021

Mich wundert es, dass sie sich so sehr für Herr Laschet einsetzen. Ich hätte eigentlich eher gedacht, dass er Merkeltreu ist. Wäre fast zu schön um war zu sein, dass er den Kurs wieder ändern würde. Herr Laschet hat dies bisher wie ich finde nicht deutlich genug vermittelt. Die meisten Wähler denken unter ihm gibt es ein weiter so.

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