Vera Lengsfeld / 23.04.2007 / 23:11 / 0 / Seite ausdrucken

Landesvertretung Baden-Württemberg ehrt James Simon

Zur Ehrenrettung Baden-Württembergs muß man sagen, dass es mehr zu bieten hat als seinen Ministerpräsidenten. Auf Initiative von Prof. Dr. Reinhart, dem Bevollmächtigten des Landes B.-W. beim Bund fand das diesjährige Spargelessen seines Hauses für die Bundestagsabgeordneten der Region unter einem besonderen Thema statt.  In seiner Tischrede erinnerte Prof. Christoph Stölzel an James Simon , den großen Mäzen, Wohltäter,  und Jüdischem Weltbürger, dem die Berliner Museen die Nofretete und andere unermessliche Schätze verdanken. Nicht nur das . James Simon gründete die erste Volksbadeanstalt, zahlreiche Vereine zum Schutze und zur Bildung von Kindern, und zur Unterstützung von sozial Schwachen.
James Simon benutzte darüber hinaus den Gewinn seiner Firma, um ab 1885, seiner ersten Erwerbung eines Gemäldes von Rembrandt, Kunstschätze, vor allem des Altertums, aufzukaufen und Grabungen zu finanzieren. Bei einer von ihm allein finanzierten Grabung wurde 1911 in Amarna (Ägypten) die Büste der Nofretete aus dem Wüstensand geborgen..
Die meisten seiner Kunstgegenstände kamen durch Schenkungen in den Besitz der Berliner Museen, so auch 1920 die Nofretete. Berlin hat es seinem großzügisten Kunstmäzen nicht gedankt. Der Stadtbezirk Mitte lehnte es ab, eine Straße oder einen Platz nach James Simon zu benennen. Man berief sich dabei auf einen Beschluß, dass erst einmal Frauen bei der Benennung berücksichtigt werden müssten. Ein Grundsatz, den man bei der kürzlichen Umbenennung der Kochstraße in Rudi-Dutschke-Straße freilich unberücksichtigt gelassen hat. Die bislang einzige Würdigung von James Simon im öffentlichen Raum ist eine Bronzetafel an der Landesvertretung Baden- Württemberg. Hier stand die Villa, in der James Simon, umgeben von seinen Kunstschätzen wohnte. Kostbarkeiten, die er übrigens ohne zu zögern verkaufte, als seine Firma in der Weltwirtschaftskrise in Schwierigkeiten geriet, um den Pensionsverpflichtungen für seine Angestellten nachzukommen. Kurz, James Simon war nicht nur ein bedeutender Kunstsammler und Stifter, sondern er stand für einen Gemeinsinn, der 1933 gewaltsam zerstört wurde und der bislang nicht nach Deutschland
zurückgekehrt ist.

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