Peter Grimm / 24.09.2023 / 11:00 / Foto: Pixabay / 33 / Seite ausdrucken

Kurzkommentar: Söders letzter Sieg?

Markus Söder wurde vom Parteitag mit einem Rekordergebnis zum CSU-Vorsitzenden gewählt und präsentierte sich, als sei er damit auch sicher auf der Siegesstraße zur Bayern-Wahl. Doch halt, hatte nicht schon mal ein Mann mit Rekordergebnis seinen Parteivorsitz gewonnen, dann aber doch eine Wahl vergeigt und war ein Jahr später in der politischen Bedeutungslosigkeit verschwunden? 

Gestern erfreute sich der amtierende bayerische Ministerpräsident Markus Söder eines großen Sieges. „Parteitag bestätigt Söder mit Rekordergebnis“, jubelte tagesschau.de. Er gewann – ohne Gegenkandidaten – auf dem 90. Parteitag der CSU die Wahl zum Vorsitzenden mit 96,56 Prozent der abgegebenen Delegiertenstimmen. Ein persönlicher Rekord ist es allemal, auch wenn solche Wahlergebnisse immer ein wenig wie die Fake-Resultate bei Scheinwahlen in Diktaturen klingen. Aber hier soll deshalb kein Zweifel an der Stimmauszählung gesät werden. Dafür gibt es keinen Anlass. Gestern hatte Söder also allen Grund, einen Sieg zu feiern, doch ein Sieg unter Parteitagsdelegierten ist noch lange kein Sieg bei den Wählern.

Jetzt, am Sonntag nach der Vorsitzenden-Wahl und wieder bei Sinnen, könnten dem Sieger erste Zweifel kommen. Vielleicht erinnert er sich daran, dass es in nicht allzu ferner Vergangenheit einmal einen wahlkämpfenden Kandidaten gab, der den Vorsitz einer deutschen Partei mit 100 Prozent der Delegiertenstimmen gewonnen hatte. Erinnern Sie sich noch? Dieser Sieg war dem SPD-Vorsitzenden und Kanzlerkandidaten Martin Schulz im März 2017 vergönnt. Und Genosse Schulz galt in etlichen deutschen Medien kurzzeitig als ein Sieger, der es vielleicht doch ins Kanzleramt schaffen könnte. In enger Zusammenarbeit mit seiner Partei schaffte es der Kandidat aber in kürzester Zeit, seine Beliebtheitswerte ganz tief in den Keller zu schicken. Erinnert sich Söder vielleicht daran, dass einem fulminanten Sieg auf einem Parteitag durchaus eine krachende Niederlage beim Wahlvolk folgen kann? Mit Niederlage ist hier natürlich eine in CSU-Relationen gemeint, also schlechter als das letzte Wahlergebnis von 2018, das damals mit 37,2 Prozent als „katastrophal“ galt. 

Erinnert sich Markus Söder an diesen tiefen Fall des einzigen SPD-Vorsitzenden, der sein Amt mit 100 Prozent der Stimmen gewonnen hat? Er weiß natürlich, dass die, die ihn jetzt, zwei Wochen vor der Landtagswahl, noch als Sieger bejubeln, nach dem 8. Oktober seinen Kopf fordern werden, wenn das Ergebnis wieder nicht besser ist als bei der Wahl zuvor. Martin Schulz ist ein mahnendes Beispiel, denn an den erinnert sich heute kaum noch jemand. Für einen Markus Söder wäre das wohl eine Art Höchststrafe. 

Natürlich kann in den zwei Wochen bis zur Wahl noch viel passieren, weshalb es hier auch keine Prognose gibt. Nur lehrt eben auch die jüngste Vergangenheit, dass der fulminante Gewinn eines Parteiamtes kein Zeichen dafür ist, dass sich der Gewinner damit nun auf der Siegerstraße befindet. Und wenn Söder dem Schulz-Kurs folgen sollte, könnte das gestern sein letzter großer Sieg gewesen sein.

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O. Prantl / 24.09.2023

“Aber hier soll deshalb kein Zweifel an der Stimmauszählung gesät werden. Dafür gibt es keinen Anlass.” Als es bei der CSU vor vielen Jahren mal einen durchaus begründeten Antrag gab, die Stimmenauszählung unter notarieller Aufsicht durchzuführen, wurde dieser Antrag abgelehnt. Die Freiheit beim Zählen und Werten sollte also grenzenlos sein, ist sie wohl auch. Söder müßte bei geheimer Wahl und korrekter Zählung froh sein, eine einfache Mehrheit zu bekommen, denn der einzige, der den Söder wirklich mag, ist ein gewisser Söder.

armin wacker / 24.09.2023

Die CSU wird sich nach dem Wahldebakel in zwei Wochen einen neuen suchen müssen, wenn sie nicht bei der nächsten Wahl die dreißig Prozentmarke knacken will.

Lutz Liebezeit / 24.09.2023

Die CSU wirbt “für eine gute Zukunft Bayerns”. Das ist ja mal eine waghalsige Ansage. Die CSU steht auch für “stabile Finanzen”. Kaum zu glauben, da lehnt sich jemand aus dem Fenster? Wahrscheinlich wirbt die SPD für instabile Finanzen und eine schlechte Zukunft Bayerns? Oder hat Söder seinen Orakelpriester nach alter Tradition im Bottich mit Ziegendärmen die Zukunft lesen lassen und weiß nun ganz genau, was sich das maskierte Corona-Volk wünscht? “Bayern hat lange vor allen anderen Ländern einen Haushalt ohne neue Schulden vorgelegt. ” Und das kam, weil Helmut Schmidt dem nordeutschen Raum die Fördergelder abgeschnitten und nach Bayern umgelenkt hat. Freiheit, das ist die Freiheit, andere Leute Geld auszugeben.

Didi Hieronymus Hellbeck / 24.09.2023

Vorhin las ich, dass in Nürnberg (U-Bahn), also auf Terrain des Frankengauklers, ein junger Mann von einer “Gruppe von acht jungen Männern” mit “afrikanischem” Erscheinungsbild brutal zusammengetreten wurde. Mit brutalen Wuchttritten (“Stampftritten”) gegen den Kopf. Schwer verletzt. Bin mir sicher: gibt keine Lichterkette gegen Gewalt. Wird wohl auch keine Reaktion der linksgrünen Heuchler, zu denen ich auch den Frankengaukler zähle, geben. Kopf matsche, danach schwerbehindert oder tot - juckt das die Heuchler? (nein? Es sei denn, es ist “anders rum”, also “passend”?)

Thomas Hechinger / 24.09.2023

Herrn Söder wünsche ich das schlechteste CSU-Ergebnis der letzten Jahrzehnte. Dem „Hosianna“ könnte dann schnell das „Kreuziget ihn“ folgen. Mit Wahlversagern geht die CSU bekanntlich nicht zimperlich um. Allerdings halte ich es für einigermaßen verwegen von Herrn Grimm, Herrn Söder mit Herrn Schulz zu vergleichen. Denn bei aller Abneigung gegen den bayrischen Ministerpräsidenten muß ich neidvoll anerkennen, daß er hunderte mal klüger als Herr Schulz ist und hunderte mal verschlagener und hunderte mal brutaler. So schnell wird er nicht weichen wollen. Da muß das CSU-Ergebnis schon hundsmiserabel schlecht sein. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

J.Henn / 24.09.2023

Stimmt ja…Den Schulz hatte ich gar nicht mehr auf dem Sender. Die Liste der substanzlosen politischen Scheinriesen ist doch viel länger, als man   sich da auf Anhieb dran erinnern kann.

Alexander Seiffert / 24.09.2023

Wer in einer Internetsuchmaschine „Markus Söder distanziert sich von“ eingibt erhält ein Sammelsurium von Menschen, denen „Maggus“ in den Rücken gefallen ist. Parteikollegen, Kanzlerkandidaten, Kanzlerinnen, Kanzlerinnen-Kritiker, Koalitionspartner. Markus Söder ist der wandelnde Dolchstoß. Ein Charakter, den man sich nicht ferner wünschen kann von jedweder Regierungsverantwortung.

Gerhard Schweickhardt / 24.09.2023

Ach der Söder sollte die Grenzen zu Tschechien und Österreich schließen. Jeden Einreisenden kontrollieren, ohne Papiere zurück schicken. Und die AKWs in Bayern unter Landesregie wieder an-laufen lassen. Hubsi täte da ggf mitmachen. JA dann könnte die CSU wieder Stimmen gewinnen. Aber so? Will er ,der Söder, mit den Grünen den Planeten retten?

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