Sebastian Biehl, Gastautor / 09.07.2024 / 11:30 / Foto: Pixabay / 51 / Seite ausdrucken

Kurzkommentar: „Republikanische Front“ auch für Ostdeutschland?

Sahra Wagenknecht träumt schon vom Ministerpräsidentenamt für ihre Partei.

Falsche Bescheidenheit kann Sahra Wagenknecht niemand vorwerfen. Die Dame ist sich ihrer Wirkung bewusst, sie weiß, dass sie attraktiv, intelligent und redegewandt ist. Ihre Ambitionen sind legendär, trotz ihrer extremen Ansichten, die nur in einer radikalen Nischenpartei wie der Linken überhaupt akzeptabel waren. Dank des Fernsehens wurde sie zum Politstar und konnte dadurch ihre eigene Partei gründen.

Nun probiert sie, möglicherweise inspiriert von der „Republikanischen Front“ in Frankreich, deren einziger Zweck es ist, eine rechtsnationale Regierung zu verhindern, auch die CDU zu becircen. Die CDU soll mit dem Satan (BSW) zusammenzuarbeiten, um so den Teufel (AfD) zu verhindern. Für die anstehenden Wahlen in Sachsen und Thüringen soll ein taktischer Deal eingefädelt werden, wobei die Triebkraft der Popanz AfD ist, ohne die eigentlich nicht mehr sinnvoll regiert werden kann, da der CDU selbst schon ungeliebte Koalitionspartner wie SPD und Grüne abhandenzukommen drohen. Letztere könnten an der Fünfprozenthürde scheitern, die FDP sowieso, und es könnte die Situation entstehen, dass es in den beiden Landtagen nur noch AfD, CDU und BSW und in Thüringen vielleicht noch die Linkspartei geben wird.

Da der Thüringer CDU-Vorsitzende Marco Voigt eine Zusammenarbeit mit dem BSW nicht grundsätzlich ausgeschlossen hat, mit der AfD aber wohl, und sich in einem Satz lobend zu der Thüringer BSW-Spitzenkandidatin Katrin Wolf geäußert hatte, wittert Wagenknecht Morgenluft. Ihr Vorschlag: Ihr, die CDU nehmt Sachsen, wir, das BSW, Thüringen. Man würde die jeweils andere Seite bei der Wahl des Ministerpräsidenten bzw -präsidentin unterstützen: In Sachsen wählt das BSW den CDU-Ministerpräsidenten Michael Kretschmer, in Thüringen soll die CDU die BSW-Spitzenkandidatin Katrin Wolf wählen. In beiden Ländern dürfte die AfD die größte Partei werden mit über oder knapp 30 Prozent; CDU und BSW landen nach Meinungsumfragen auf dem zweiten und dritten Platz.

Mitte gewählt, Linksaußen bekommen

So wie in Frankreich dank der Republikanischen Front jemand, der den liberalen Gabriel Attal gewählt hat, möglicherweise nun den Linksextremisten Jean-Luc Melenchon als Premierminister bekommt, könnte ein Voigt-Anhänger in Thüringen die gestandene Linke Katrin Wolf bekommen, bis vor kurzen außerhalb Eisenachs ziemlich unbekannt und nun neuer Shooting Star des BSW.

Bei der CDU weist man solche Gedankenspiele zurück, aber man hat auch die Unterstützung des Linken-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow von sich gewiesen und es dann doch getan.

 

Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.

Foto: Pixabay

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Leserpost

netiquette:

L. Luhmann / 09.07.2024

“Die Dame ist sich ihrer Wirkung bewusst, sie weiß, dass sie attraktiv, intelligent und redegewandt ist.” - Sind das jetzt Primär- oder Sekundärtugenden, die man braucht, um ein linksextremes Lager zu führen, in welchem Menschen zur Konzentration angehalten werden?

Helmut Driesel / 09.07.2024

  Was Dr. Matthes hier “Polit-Kitsch” genannt hat, trifft es voll und ganz. Das Bündnis Wagenknecht ist eine populistische Partei und wird, abgesehen von den Plänen, die nicht am Bund und an Europa vorbei zu realisieren sind, alle Probleme heraufbeschwören, die populistischer Propaganda auf dem Fuße folgen. Man wird also die Weltmeisterschaft im Abwiegeln anstreben. Und ich weiß nicht, ob das unsere durch jahrzehntelange Klientelpolitik vorbelasteten CDU-Alphas gebrauchen können. Die müssten eigentlich versuchen, der hiesigen AfD die Butter vom Brot zu nehmen. Aber mit so einem massiven Klotz am Bein werden die das nicht schaffen.

Jochen Lindt / 09.07.2024

ich sehe das völlig entspannt. Auch Sahra Wagenknecht muss (wie die AfD), in Sachen Begrenzung der Immigration liefern, sonst ist ihr BSW schnell erledigt. Insofern ist eine Beteiligung von Wagenknecht an einer CDU Regierung sogar besser als ein reines “Weiter so” der Open-Borders-Partei CDU.

B.Jacobs / 09.07.2024

Diese Ampelregierung probt die Diktatur und je eher diese gestoppt wird, desto mehr kann sie zur Verantwortung gezogen werden. Wenn die Immunität bei der AFD aufgehoben werden kann, warum nicht bei dieser Regierung, die sehr viel Schaden für unser Land angerichtet hat? Der GRÜNEN Hass auf unsere Bürger wird voll ausgelebt. Seien es die für viele Menschen nicht bezahlbare Energiegesetze, sei es die Bevormundung in allerlei Dingen. Sie führen sich auf wie Feudalfürsten, nicht wie Volksvertreter. Die Schadensbegrenzung wird schwer.

Rainer Schmidt / 09.07.2024

Gut, dass Sarah Wagenknecht dem Wähler schon einmal einen konkreten Blick in die Büchse der Pandora gewährt. Wer eine Änderung der aktuellen Politik will, hat so noch die Chance, ein überhastetes Kreuz bei dem Personenkult-Bündnis SW zu überdenken.

Silke Klose / 09.07.2024

Politik ist die Kunst dessen ,  was machbar ist und was die Leute sich gefallen lassen !  Und für eine Bratwurst   `“umsonst“  fahren sie gerne auch 50 km weit .

Franz Klar / 09.07.2024

Kretschmer , Wagenknecht , AfD oder Linke—- Hauptsache rußlandfreundlich ! Das ist bei allen gegeben . Man muß sich den ostdeutschen Wähler als glücklichen Menschen vorstellen ...    

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