Ulrike Stockmann / 02.02.2023 / 14:00 / Foto: Basotxerri / 62 / Seite ausdrucken

Kurzkommentar: ChatGPT würde die Grünen wählen

Der Marketingforscher Jochen Hartmann hat mittels mehrerer Experimente herausgefunden, dass das Dialogsystem ChatGPT grün wählen würde.

Die neue KI ist derzeit in aller Munde, weil sie verblüffend intelligente Texte schreiben kann – und das erstaunlich variantenreich in verschiedenen Stilen. Während die einen sicher sind, dass derartige KI-basierte Chatprogramme in Zukunft abräumen und Schreiberlinge wie mich überflüssig machen werden, sind andere der felsenfesten Überzeugung, dass Algorithmen letztlich immer Algorithmen bleiben und nie wirklich originell sein werden. „Jetzt nimmt (die KI) Schülern die Hausaufgaben ab, erstellt für Studenten wissenschaftliche Arbeiten, macht Hacker reich und Journalisten arbeitslos“, schrieb kürzlich etwa Robert von Loewenstern bei Achgut.

Gerade in den sozialen Medien berichten Nutzer regelmäßig von ihren Erfahrungen mit der KI. Und mehr und mehr macht die Runde, dass selbst eine scheinbar auf Logik basierende künstliche Intelligenz nicht vor politischer Korrektheit gefeit ist. Kürzlich sah ich einen Post, der die Antworten der KI auf die Aufgabe enthielt, jeweils einen Witz über Männer und über Frauen zu machen. Beim Thema Männer fiel der KI sofort etwas ein, beim Thema Frauen kam der schnippische Hinweis, dass man keine diskriminierenden Witze machen sollte. Auch Robert von Loewenstern stellte fest: „ChatGPT ist immer woke, manchmal witzig und kann besser Deutsch als 87,4 Prozent des journalistischen Nachwuchses.“

Algorithmische Verzerrungen

Nun also die Meldung, dass auch ein Wissenschaftler dies empirisch untermauert hat. Im Interview mit Absatzwirtschaft sagte Jochen Hartmann, Professor für Digital Marketing an der TU München:

„In unserem Working Paper können wir über drei Experimente mit erstaunlicher Konsistenz zeigen, dass die Antworten von ChatGPT eine umweltorientierte, links-liberale politische Orientierung reflektieren. Hierfür haben wir ChatGPT beispielsweise alle 38 politischen Thesen des Wahl-O-Mats bewerten lassen. Ergebnis: ChatGPT würde am ehesten die Grünen wählen. Im StemWijzer, dem niederländischen Äquivalent des Wahl-O-Mats, kommen wir zu einem ähnlichen Ergebnis: ChatGPT favorisiert die links-grüne Partei GroenLinks. Vor dem Hintergrund der millionenfachen Nutzung von ChatGPT und der Bedeutung politischer Wahlen für demokratische Gesellschaften ist es wichtig, dass solche algorithmischen Verzerrungen aufgedeckt und öffentlich diskutiert werden.“

Die Zukunft von Programmen wie ChatGPT und anderen KIs dürfte also spannend bleiben. Festhalten lässt sich wohl auf jeden Fall, dass wie so oft auch in diesem Fall eine neue Technologie Fluch und Segen zugleich bedeutet.

 

Lesen Sie zum Thema auch: „Der Mythos von der Künstlichen Intelligenz“

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Leserpost

netiquette:

Thomas Szabó / 02.02.2023

Müssen wir uns unbedingt einen digitalen Big Brother programmieren?

Stephan Bender / 02.02.2023

“ChatGPT würde die Grünen wählen” ist vermutlich die 2.0-Version von “Katzen würden Whiskas kaufen”.

Olaf Dietrich / 02.02.2023

Ihr habt vielleicht Probleme!!!

Stephan Bujnoch / 02.02.2023

Ich glaube, daß bei der Bewertung der KI ein elementarer Fehler gemacht wird. Der Output des KI Systems mag als “intelligent” gelten. Das KI System als Software ist ganz einfach das, was es ist, nämlich Software (SW). Und SW muß konzipiert und geschrieben werden. Da bei der maschinellen Gestaltung des output viele “Entscheidungen” durch das System getroffen werden müssen, gibt es im System viele Entscheidungsfaktoren und Algorithmen, deren Auswahl und Formulierung bereits “politisch” geprägt sind. Beweis: das vorliegende KI System rät davon ab, Witze über Damen zu erzählen. Die Inschutznahme der Damen darf daher als systemimmanent angesehen werden, diese Präferenz dürfte also programmiert sein. Also verfügen die Konzipienten der SW schon über die zeitgerechte Wokeness, die sie, wie ausgeführt, wohl auch wie die SW Grün wählen ließe.  Alles was rauskommt steckt bereits im System drin. Dabei ist es durchaus richtig, daß durch die Kombination von Bekanntem auf die Bewertung von Unbekanntem geschlossen werden kann. Aber solange das System keine kreativen assoziativen Fähigkeiten besitzt, ist es nicht wirklich intelligent. Daß 87,4% des Journonachwuchses schlechter formulieren als das vorliegende KI System zeigt zweierlei. Zum ersten gehören die “Väter” (oder Väter:innen bzw. Väternden) zur Komplementgruppe der Jungjournos, also zur Gruppe der Deutsch Sprechenden. Hier, meine ich, ist das Gerundium angebracht. Zum zweiten schätze ich, daß Folgendes passieren wird: die 87,4% Gruppe wird, wie im Text auch ausgeführt, wohl ausgedünnt werden, sind sie doch diejenigen die “irgendwas mit Medien” machen wollten. Ohne Häme, um die ist es nicht schad. Die Fähigeren werden zusehen, daß ihre Schreibwerke als originär vom Journalisten stammend zu erkennen sind. Und damit das so bleibt, werden sie wahrscheinlich den erkennbaren Unterschied pflegen und ausbauen. Gut so!

Petra Göllwarth / 02.02.2023

Wer will dass hinten das “Richtige” rauskommt, muss darauf achten dass der Input entsprechenden Algorithmen unterworfen wird. Sorry, aber ich verstehe die Aufregung um diese angebliche “K"I nicht. Raffiniert gemacht, trotzdem nur eine Ansammlung von Algorithmen, einem Quellcode und eine Datenbank mit Textbausteinen. Pfffffffhhhhhh.

Judith Elvira Elisabeth Siart / 02.02.2023

@Wolfgang, das ChatGPT lernt NICHTS!! Wir müssen sehr viel genauer arbeiten, präziser, objektiver definieren. Der Algorithmus, die Maschine ist strohdumm. Die kapiert gar nix. ++ Von einem vorgeblichen Professor (für Digital Marketing an der TU München) erwarte ich, daß er seinen Zuhörern genau erklärt, wie der Mensch, wohl eher Menschen, dahinter, das Ding programmiert hat/haben, welche Bedinungen, Kontrollinstanzen, dahinter stecken. ++ Es ist kein Wunderwerk, ganz im Gegenteil. ++ Mich würde sehr interessieren, welche Computersprache angewendet wurde, ob der Quellcode offen ist (wohl eher nicht), und so weiter. Die technische Seite. Welche Datenbanken einprogrammiert wurden. ++ Die dumme binäre Maschine führt nur das aus, was die Programmierer sich ausgedacht haben. ++ Es ist wohl eher davon auszugehen, daß dieses Programm die Masse verblöden läßt, weil sie sich davon foppen lassen. ++ Und man würde sehr wohl Fehler finden, indem, was dieses dumme Programm (ChatGPT) so schreibt, wenn man sich der Mühe unterzieht und Zeit und Knowhow investieren will. ++ Alles nur Blendkunst. Nix Neues. ++ Von nichts kommt nichts. Und dieses dumme Programm kann kein Wissen schaffen, es ist niemals in der Lage neues, unbekanntes Wisssen zu generieren. Das kann nur ein gut arbeitender Mensch. ++ Im Grunde ist es eine große Verarsche. Man möge mir diesen Ausdruck verzeihen.

Sturm Peter / 02.02.2023

Ja, ist Chat denn schon Echtzeit geprüft? Kartoffel - “Hurensohn”, Muttertag - “Fick dei Mudda”.... Außer als Deutschkurs, zur schnellen Nachhilfe, fällt einem kein weiterer Nutzen ein. Versteht Chat auch hessisch?

Ralf Pöhling / 02.02.2023

@Wolfgang Sie scheinen zu den wenigen hier zu gehören, die die Funktionsweise erkannt haben. Die KI wird nicht vom Softwareentwickler auf “woke” programmiert, sondern nur darauf, auf den Kunden und seinen Output einzugehen. Die KI passt sich also dem Nutzer und seinem Output im Internet an, denn damit wird die KI ja aktiv gefüttert. Das Problem ist also nicht der Sofwareentwickler, sondern der faktische (politisch einseitige) “Missbrauch” der Software durch die Nutzer. Also immer noch das selbe Phänomen/Problem wie auch bei Facebook, Twitter & co.. Wenn die “woken” Heuschrecken die Software im Dauerbetrieb vereinnahmen, dreht die KI natürlich nach links. Das ist ein Konzeptfehler, dass der Nutzer hier den Output der KI durch seine eigenen Output beeinflussen kann. Eine echte Intelligenz ermittelt ihren Output anhand wissenschaftlicher Fakten und nicht anhand der Trottel, die die Software bedienen. Einfacher ausgedrückt: ChatGPT spiegelt das Verhalten der Nutzer wieder. Und je blöder die Nutzer, desto blöder letztlich die KI. So funktioniert ja keine Künstliche Intelligenz. Es muss genau umgekehrt laufen: Die KI muss von vornherein intelligenter sein als die Nutzer, damit die Nutzer davon etwas lernen können und nicht umgekehrt. Die KI darf also nicht durchs Volk programmiert werden, sondern nur durch die Wissenschaft. Wie offensichtlich das eigentlich ist, wird klar, wenn man zum Vergleich auf den Schulunterricht schaut: Wenn die Schüler dem Lehrer andauernd den Lehrstoff diktieren, lernen die Schüler immer weniger und die ganze Klasse verblödet. ChatGPT scheint genau so angelegt zu sein.

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