Ulrike Stockmann / 12.03.2022 / 12:00 / 46 / Seite ausdrucken

Kurzfilm mit veritabler Dummheit

Bei der UN-Vollversammlung 2018 warnte Donald Trump Deutschland vor Nord Stream 2. Die deutsche Delegation um Heiko Maas lachte höhnisch. Hochmut kommt eben vor dem Fall.

Es ist eine Binsenweisheit, dass sich in Krisen der Charakter zeigt. In der Politik kommt in Krisen außerdem die Fähigkeit der Regierenden, mit Konflikten umzugehen zum Vorschein. Die turbulenten 2010er Jahre – Griechenlandkrise, Eurokrise, Flüchtlingskrise – und die bislang noch rasanteren 2020er mit Coronakrise und dem Ukrainekrieg konfrontieren die Politik mit scheinbar immer größeren Herausforderungen, die jedoch immer schlechter bewältigt werden, sodass sich ein ungelöstes Problem auf das nächste stapelt. Kompetenz ist in Zeiten wie unseren absolut unerlässlich, und doch scheinen unsere Protagonisten auf dem politischen Parkett diesem Anspruch immer weniger gerecht zu werden.

Daher lohnt es sich, immer wieder auf diesen gefährlichen Missstand hinzuweisen, erst recht, wenn peinliche Beweise für die Kompetenz-Lücke unseres Politstabes vorliegen, die obendrein mit Hochmut und Selbstüberschätzung gepaart sind. So verhält es sich mit einem Video von der 73. UN-Vollversammlung, die am 18. September 2018 eröffnet wurde. Dort sagte Donald Trump in einer Rede: „Deutschland wird vollkommen abhängig von russischer Energie werden, wenn es nicht sofort seinen Kurs ändert.“ Der ehemalige US-Präsident zielte damit auf das deutsch-russische Gasprojekt Nord Stream 2 ab.

Die Reaktionen auf den Gesichtern der deutschen Delegation um den damaligen Außenminister Heiko Maas sind oscarreif: Höhnisches Lachen, Kopfschütteln und ungläubiges Stirnrunzeln, so als hätte Trump etwas unfassbar Komisches geäußert. Die Bild Zeitung präsentierte damals den fraglichen Video-Ausschnitt in einem Kurzbeitrag, der vor dem Hintergrund der aktuellen deutschen Gas-Misere plötzlich ein Dokument veritabler Dummheit geworden ist. Das Internet hält solche unsterblichen Momente immer mal wieder fest.

Am Rande der UN-Debatte hatte Maas die Vorwürfe Trumps zudem mit selten geistreichen Äußerungen zurückgewiesen: Die Bundesregierung werde „nicht müde werden“, dieser Kritik die „echten Fakten entgegenzusetzen“. Denn: Die Pipeline sei „kein politisches Projekt“, sondern in erster Linie ein wirtschaftliches. Dass dies im Kriegsfall niemand mehr interessiert, zeigt sich jetzt.

Denn mittlerweile hat Deutschland die Genehmigung der Inbetriebnahme von Nord Stream 2 angesichts des Ukrainekrieges vorläufig auf Eis gelegt. Als Reaktion darauf drohte Russland erstmals mit einem Gaslieferstopp durch Nord Stream 1. Dass dies besonders komisch wäre, würde es in die Tat umgesetzt, wage ich stark zu bezweifeln. Aber wie heißt es so schön: Wer zuletzt lacht …

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Leserpost

netiquette:

Frank Stricker / 12.03.2022

Heiko Maas ist ja bekanntlich wegen Auschwitz in die Politik gegangen. Da er und sein Adlatus Heusgen aber regelmäßig bei der Uno in New York gegen Israels Interessen gestimmt haben, fragt sich nur, aus welcher Richtung er wegen Auschwitz in die Politik gegangen ist….......

Bertram Scharpf / 12.03.2022

Klassischer Dunning-Kruger. Ich hatte mich all die Jahre gewundert, warum niemand vom Maas einfach mal einen IQ-Test verlangt hat.

Robert Ballhaus / 12.03.2022

Das beweist mal wieder, dass Trump einfach nur Realpolitik gemacht hat. Und Maas fällt in die Kategorie, die Maaßen zurecht als ‘Politik in Deutschland ist Wunschdenken’ kategorisiert hat. Ich bleibe bei der Realpolitik.

bert sakmann / 12.03.2022

Unfassbar. Wer sind denn die anderen grinsenden Nullnummern und Nullnummerinnen neben unserem Heiko ? bs

Ludwig Luhmann / 12.03.2022

Immerhin muss sich heutzutage jeder Politiker an Heikos Auschwitzmaas messen lassen!

Wolfgang Roth / 12.03.2022

Man mag ja zu Trump stehen, wie man will. Doch immerhin war er zu diesem Zeitpunkt der gewählte amerikanische Präsident. Allein die Ungezogenheit, sich mit aufgestütztem Kopf auf den Tisch zu lümmeln, dümmlich zu feixen und Kaugummi zu kauen, während ein Gast spricht, verdient das, was unreifen Flegeln in diesem Alter gehört: ein paar hinter die Löffel.

Klaus Keller / 12.03.2022

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