Also wirklich, Archi W. Bechlenberg, Sie trauen sich ja was. Ich gestehe, hin- und wieder überkommen auch mich diese Anwandlungen, wenn ich so vor mich hin sinnierend meine Blicke über meine kleine Bibliothek schweifen lasse. Man müßte eigentlich mal… Dieser kleine Rückzugsort ist im Laufe eines langen interessanten Männerlebens gewachsen oder besser gestaltet worden. Schließlich gab es ja mal Zeiten, da war das Bücherregal sowas wie die Visitenkarte des Mannes! Bei mir stehen sogar noch die ersten Märchenbücher in irgendeiner Ecke. Karl May auch, ebenso wie Bullerbü. Später gaben dann neben dem persönlichen Interesse, was z.B. zum Kauf von Henry Miller, Bukowsky, Helmut Newton und anderem Schweinkram geführt hatte, natürlich auch andere Aspekte den Kaufanreiz. Selbstverständlich musste antiautoritäre Literatur darunter gemischt werden. “Ihr da oben - Wir da unten”, Günter Amendt u.a. Sex und Drogen, Das Kapital und die rote Mao-Bibel. Mit der Eröffnung des 2001 Verlages wurde sogar der Kauf eines weitere Billy-Regals notwendig, denn die ersten Gesamtausgaben wurden erschwinglich. Goethe, Schiller, Brecht kamen dazu, Hundbücher, Katzenbücher, Frauenbücher… Alles gelesen? Bei weitem nicht, aber sie gaben einem das gute Gefühl, man hätte ja können…oder würde mit Sicherheit, wenn…Und natürlich stellte sich im Laufe der Jahre auch die Frage der Drapierung, denn “vor Besuchern soll es natürlich gut aussehen.” Und so wuchs nach und nach mein kleiner “Bücherladen” und legt nun unwilkürlich doch Zeugnis von seinem Besitzer ab, auch wenn “fingerdicker Feinstaub auf manchen nie zur Hand genommenen Bänden” liegt. Umräumen? Neuordnen? Kommt ja gar nicht in die Tüte - Hinsetzen und abwarten bis der Anfall wieder vorüber ist! In der Zwischenzeit kann man sich ja ausmalen, welcher Wein zu einem Diner mit Monica Bellucci passend und zugleich überflüssig wäre, wegen, na, Sie wissen schon… Wenn man’s nur nicht so im Kreuz hätte.
Ich oute (sagt man so?) mich mal als Sammler von Kochbüchern. Jenseits der 300er Marke habe ich aufgehört zu zählen. Ich lese Kochbücher wie andere Menschen Romane und es gibt nichts schöneres als das Essen von Morgen schon Heute im Kochbuch zu lesen. Ich lese ja nicht nur sondern koche auch aber nicht dogmatisch nach Rezept. Leider mussten dafür einige Bücher der Trivialliteratur weichen. Was geblieben ist sind meine Freunde im Geiste. Als a wären: Kant, Kritik der reinen Vernunft oder auch Cäsar, Bello gallico, leider nicht die Originalausgabe. Platon und Schopenhauer sind auch vertreten und machen Freude. Dazu noch alle deutschsprachigen Erstausgaben von Asterix. Sekudärliteratur wird nach ein- zweimaligen lesen, auf den einschlägigen Plattformen, entsorgt da es mir zuwider ist Bücher zu vernichten egal wie schrecklich sie sind. danke für den schönen Beitrag am Sonntag.
Bei meiner Kochbuch- und Rezeptsammlung hätte ich eine Lebenserwartung von 500 Jahren haben müssen. Ich habe sie mit Gefühlen von Trauer und Erleichterung entsorgt. Das Franz Ruhm Kochbuch habe ich noch.
Herrlicher Artikel. Ich habe vor einigen Jahren aufgeräumt und viele Bücher verschenkt. Auch ich habe noch Regale allerdings mit weniger Büchern als vorher. Es begann bei mir vor Jahren als Amazon negativ aufgefallen war, politisch wurde. Ich hatte jährlich dort vor allem Bücher für vierstellige DM- danach vierstelligen Euro-Summen gekauft. Aus Bequemlichkeit, weil ich auf dem Land wohne. Ich entschloss etwas verängstigt meine 19-jahre alte Kundschaft aus diesem Grund zu kündigen. Und suchte andere Möglichkeit an die Information heran zu kommen. Das Internet bot eine digitale Lösung an. Seitdem suche ich einzelne Rezepte, lass ich mich im Urlaub und im Restaurant inspirieren. Vor kurzem wurde PSD2 eingeführt. Ein Art EU-Zwang das Handy im Onlinehandel zu benutzen. Man müsse eine TAN zugesandt bekommen mit dem Handy wenn man einkaufen will. Meine Bankdaten (Salden, Transaktionen) werden nicht mehr in der Bank beherbergt, sondern irgendwo im Cloud beim Startup. Die Technologie ist weder ausgereift noch sicher, so dass ich meine Kreditkarten letzte Woche allesamt durchschritten habe. Ich kaufe weiterhin online aber ohne zusätzliche Gebühren. Ich trage etwas mehr Bargeld mit mir herum. Und muss mein Handy nicht dazu missbrauchen. Ich rate jedem dazu nicht mitzumachen. Auch meine Boykottliste wird mit zunehmenden Alter etwas länger. Manche Firmen sich schon seit 30 Jahren auf der Liste, andere sind aus dem Markt verschwunden. Drei Beispiele, die mein persönliche Vendetta gegen einer abgehobenen Obrigkeit, die meint mir vorzuschreiben zu können, wie ich mich zu benehmen habe. Der Kunde ist König.
Perfekt geschrieben, Herr Bechlenberg. Habe mich wieder einmal über so manche Satz- und damit Gedankenkonstruktion amüsiert. Dabei bin ich an dem Wort „Scharteke“ hängengeblieben. Ich habe diesen Ausdruck noch nie in schriftlicher Form gesehen, geschweige denn gelesen, aber als ich mir das Wort innerlich vorsprach, kam es mir aus archaischen Frühzeiten meines bewussten Daseins wieder in den Sinn: „Alte Scharteke“. Damit war, so erinnerte ich mich, irgendetwas Altes gemeint… Dass es sich dabei um alte nutzlose Bücher – und, wie Wikipedia schreibt, seit dem 19. Jahrhundert auch um alte Frauen – handelt, habe ich nun durch Ihren Artikel erfahren. Vielen Dank dafür und noch einen schönen Sonntag! Ich selber besitze übrigens nur eine Handvoll Kochbücher, dafür aber eine umfangreiche Lose-Blatt-Sammlung an diversen Rezepten, die zu sortieren auch mal wieder an der Zeit wäre…
Ruhm ist die Bibel der Kochbücher für Amateure. Ruhm war Leiter der Hotelfachschule in Wien und der erste Fernsehkoch. Er propagierte die Idee, dass Essen nach den Lebensmitteln schmecken sollen. Also Möhren nach Möhren und Rindfleisch nach Rindfleisch. Die Bobo-Küche würzt alles nieder. Es ist also ein Gegenmodell. Die Rezepte sind so aufbereitet, dass ein Amateur das meiste auch wirklich nachkochen kann. Auch Kleinigkeiten werden erwähnt, wie z.B. das Kochen von Kartoffeln. Auch da kann man Fehler machen. Ruhm ist großartig. Das beste Kochbuch, das ich kenne.
Ich bin zwar kein Weinkenner, aber eine ganz gute Köchin. Zu Claudia Roth würde ich meinen, dass Bio-Apfelessig am besten passt.
Kochbücher sind Nachschlage-Werke. Man blättert und entdeckt, auch nach 40 Jahren.
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