“Eine kleine Bibliothek in unmittelbar räumlicher Nähe zu sich selbst, auserwählt und zusammengestellt als eine Art literarischer Spiegel der eigenen vergangenen Lebenszeit, ist etwas Einzigartiges, sehr Persönliches und gehört mit Respekt und Vorsicht behandelt.” Sie nehmen mir die Worte sozusagen aus der Tastatur, liebe Frau Schönfelder, genau das wollte ich eigentlich auch sagen, ist mir allerdings, poetisch gesehen, nicht so geglückt, bin da ehr etwas stieselig, deshalb vielen Dank. Wenn Sie erlauben, hätte ich da noch eine Frage. Was glauben Sie denn, welchen Wein würde der Herr Klonovsky für Sie passend finden?
Liebe Frau Schönfelder, meine “kleine Bibliothek” umfasst inzwischen zwei komplette Zimmer im Haus, daher würden die fortgeräumten Kochbücher gar nicht weiter auffallen. Für meine Regale mussten einst in der chinesischen Billyfabrik Sonderschichten eingelegt werden… Nach dem Verfassen des Textes ging ich übrigens der Inventur weiter nach und entdeckte dabei noch einen besonderen Schatz, J. Gouffés “Die feine Küche” von 1872, weit weit mehr als 1000 Seiten mit köstlichen Rezepten, darunter Wachtelschnittchen mit Trüffel, Auerhuhn mit Saurer Sahne, Bärentatzen, Lerchenschnittchen in einer Kruste, Stör mit Kapernsauce, geschmorte Tauben mit Kapernsauce und Sumpfschnepfen. Alles in Allem weit über 2400 Rezepte. Da habe ich viel nachzuholen.
Mit Kindle wär’ das nicht passiert…
Das mit dem Fett reinigen erinnert mich an die Erzählungen meiner Mutter, deren Mutter nach dem Krieg Zucker vom Boden zusammen fegte, zum Reinigen auflöste und den Saft durch ein Stofftuch goss. - Alte Bücher sind in viellerlei Hinsicht wertvolle Zeitzeugen. Danke für die Anregung.
Eine kleine Bibliothek in unmittelbar räumlicher Nähe zu sich selbst, auserwählt und zusammengestellt als eine Art literarischer Spiegel der eigenen vergangenen Lebenszeit, ist etwas Einzigartiges, sehr Persönliches und gehört mit Respekt und Vorsicht behandelt, lieber Herr Bechlenberg. Deshalb lauschen Sie den Worten von Herrn Manni Meier; setzen Sie sich hin und warten Sie bis der Anfall vorüber ist. Sie sind beide heute wieder außerordentlich vergnüglich, und Zeitzeugen einer vergangenen Epoche, als die holde Liebe und begehrliche sexuelle, zwischengeschlechtliche Attraktivität noch zum ‘normalen’ literarischen Repertoire zählte, das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden wurde, was Klonowskys bizarres Handbuch ‘welcher Wein zu welcher Frau’ entstehen ließ oder (fürs derbere Gemüt) Herr Meiers ‘Bukowsky-Ecke’. Das waren noch Zeiten, damals, als sich die Herren nach dem Dinner ins Raucherzimmer zurückzogen und sich beim Schmauchen ihrer Glimmstängel das tagsüber hinter einem Vorhang versteckte Bild von Gustav Courbet ‘die Entstehung der Welt’ in aller Ruhe anschauen konnten, ohne hysterische Weiber, ohne me-too-Gedöns, einfach nur aus anatomischem Interesse! Seinerzeit kam der Appetit noch beim Essen. LG
Herr Bechlenberg, da haben Sie aber einen Nerv getroffen. Ich kann in der von mir angemieteten Wohnung nicht richtig kochen, fliehe ständig aus diesem schrecklichen Haus. Meine Kochbücher staube ich sehnsuchtsvoll ab, mehr ist nicht drin. Das sind Schätze, darunter Henriette Davidis’ “Praktisches Kochbuch”, vor Jahren antiquarisch für 10 Euro bekommen. Zettel mit meinen “Rezepten” - gelungene Eigenkompositionen aus Resteverwertung. Und Mutters Rezepte - ihre eigenen Notizen und eingeklebte Schnipsel aus “Die kluge Hausfrau” z.B. Das sind Zeitreisen! “XY zum Abendessen am Soundsovielten”, und Auflistung der geplanten Darreichungen. Das werde ich niemals wegwerfen. Allen noch einen schönen kulinarischen Sonntag!
Zu Claudia Roth habe ich im Küchenschrank die passende Cuveé gefunden: Winarom, aromatisch und fein, dunkel, naturvergoren, in der 1-Liter Flasche aus dem Karton bei Lidl. Zu 39 Cent die Flasche. Und immerhin zu 25% aus Wein hergestellt! Dem einzigen Makel kann abgeholfen werden: Empfindliche und ökobewusste Gemüter können den Essig ja auch aus der Plastikflasche in eine Glasflasche umfüllen!
Es fällt nicht leicht, sich von Büchern zu trennen. Obwohl man sie im Allgemeinen nur einmal im Leben liest. Das Leben ist zu kurz, das Angebot zu groß, um ein Buch zweimal zu lesen. Andere mögen das anders sehen. Kochbücher stellen für mich allerdings kein Problem dar. Ich besitze nicht eines, weil ich noch nie im Leben gerne gekocht habe. Zu oft habe ich feststellen müssen, dass andere die Zubereitung schmackhafter Speisen unendlich viel besser beherrschen als ich. Also habe ich beizeiten mit dem Kochen aufgehört. - Wenn man nun meint, das Ausmisten anderer literarischer Werke stelle einen vor geringere Probleme, irrt man. Unter Umständen sogar gewaltig. Da die Stapel auf meinen Bücherregalen gefährlich zu Kippen drohten, habe ich aus Sicherheitsgründen etliche Bücher zur Weiterverfrachtung aussortiert. Da ich nie ein Buch achtlos wegwerfen könnte (immerhin habe ich den Inhalt einmal verschlungen, darüber hinaus sehen sie alle noch aus wie neu), verschenke ich sie gerne weiter. Zu meinen bevorzugten Abnahmestellen gehören Gemeindebüchereien, kirchliche Büchereien sowie Charity-Einrichtungen. Die Crux ist dabei ist allerdings, dass man in den genannten Sammelstellen auf kritische Werke der Gegenwart nicht gerade besonders erpicht zu sein scheint. Die Werke sind den Empfängern oft zu politisch unkorrekt. Also was tun mit all den Sarrazins, Ulfkottes, Vahlefelds, Alexanders, Schultes, Hinz’, Helds, Plickerst, usw? Auf ewig in den feuchtkalten Keller (der inzwischen auch aus den Nähten zu platzen droht), auf den Scheiterhaufen gar? Bloß nicht! Da halte ich es dann doch eher wie der Autor: marsch, zurück mit euch ins Regal - bis zum nächsten Ausmist-Anfall eben.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.