Kultur-Kompass: Für ungeneigte Leser

Die hegemoniale Neigung der deutschen Journalisten nach links und zu den Grünen ist so hartnäckig wie die Schlagseite des schiefen Turms von Pisa. Aber es gibt Ausnahmen. Hier ist eine.

Einer neuen Studie der Technischen Universität in Dortmund zufolge geben 41 Prozent der befragten Journalisten an, politisch den Grünen zugeneigt zu sein. Weitere 16 Prozent von der SPD, weitere 6 Prozent von der Linken und 1 Prozent von der BSW. Sage und schreibe, 64 Prozent, sympathisieren demnach mit politisch links-grünen Ideen.

Wirklich tragisch wäre das Ganze nicht, würden doch die meisten Journalisten zwischen ihren privaten politischen Neigungen und ihrer öffentlichen journalistischen Arbeit unterscheiden. Wie ein flüchtiger Blick in die Mainstream-Tagespresse zeigt, ist dem leider nicht so. Stattdessen findet sich mehr unreifer Aktivismus denn qualitativ hochwertiger Journalismus dort. Traurig, aber wahr.

Und Grund genug, sich nach Alternativen umzuschauen – Dank des Internets gibt es diese mittlerweile zu Genüge. Wie zum Beispiel „Der Sandwirt. Das Magazin des konstruktiven Widerstands“, um dessen in Papierform herausgebrachten Texte es heute gehen soll. Genauer gesagt um den Sammelband der Herbstausgabe 2024. Auf fast 200 Seiten findet sich dort eine Auswahl der auf „der Sandwirt“ online veröffentlichten Beiträge. 26 sind es insgesamt, persönlich vom Herausgeber, Oliver Gorus, kuratiert. 26 Artikel, die nicht unterschiedlicher sein könnten. 26 Artikel, die Klartext reden. 26 Artikel, die zur crème de là crème des letzten Quartals gehören. 26 Artikel von mal weniger, mal mehr bekannten Autoren.

Lektüre für den kleinen, intellektuellen Hunger

So bietet Wolfgang Herles dem Leser einen amüsante Monatsrückblick auf den Juli dieses Jahres. Nämlich auf das US-amerikanische Duell der „alten Könige“, Joe Biden versus Donald Trump. Damit zeigt Herles, wie gut es eigentlich unsere transatlantischen Freunde im Gegensatz zu uns haben: „Deutschland, du hast es nicht besser. Präsidenten werden in den USA vom Volk gewählt und bleiben höchstens acht Jahre lang. Kanzler werden nicht vom Volk gewählt und bleiben, wenn es blöd läuft, eine halbe Ewigkeit“. (Wer denkt da nicht fast zwangsläufig an einen beleibteren Herrn aus Rheinland-Pfalz und an eine gewisse Dame aus dem Osten Deutschlands?)

Eine Ewigkeit dauert die Lektüre des Sammelbandes mitnichten. Neben seinen brillanten, optimistisch anmutenden Texten punktet der Band durch seine thematische Vielfalt. So legt etwa Christian Walloth dar, weswegen wir im Moment den Anfang vom Ende der Linken erleben. Zudem weist er darauf hin, dass diese Entwicklung keine leichte sein. Doch glücklicherweise: „das Licht am Ende des Tunnels wird zunehmend heller“.

Dieses Licht ins Dunkle bringt auch David Engels mit seinem Beitrag, in dem es um einen großen Denker der Renaissance geht, nämlich um Thomas Morus. Unter anderem weist Engels anhand des Beispiels von Morus hin, wie wichtig es sei, seinen eigenen Idealen treu zu bleiben, und sich nicht zur Prostituierten des Geldes, der Öffentlichkeit, oder was und wem, auch immer zu machen.

Summa summarum: In „Der Sandwirt“ wird jeder vernünftige und selbstständig denkender Leser fündig. Nicht nur das breite Spektrum unterschiedlicher Themen sorgt für Abwechslung, sondern auch die Kürze der Beiträge macht den Sammelband zu einer Lektüre für den kleinen, intellektuellen Hunger. Wer daher genug vom links-grünem Aktivismus camoufliert als Journalismus hat, ist mit „der Sandwirt“ bestens bedient. Seine Lektüre lässt das Herz einfach höher schlagen. Versprochen.

Dr. phil. Deborah Ryszka, geb. 1989, Kind politischer Dissidenten aus Polen, interessierte sich zunächst für Philosophie und Soziologie, dann für Kunst und Literatur und studierte Psychologie. Später lehrte sie an verschiedenen Hochschulen und ist seit 2023 Vertretungsprofessorin für Psychologie an einer privaten Hochschule. Zudem schreibt sie regelmäßig Beiträge zu gesellschaftspolitischen Themen und bespricht Bücher.

Gorus, Oliver (2024). „Der Sandwirt. Das Magazin des konstruktiven Widerstands“. Gorus Media GmbH: Edition Sandwirt.

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Leserpost

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Volker Kleinophorst / 03.11.2024

@Greiner Verschwörungstheorien sind der Garant für: Stimmt. Die echten Mythen kommen in der Tagesschau.

Marc Greiner / 03.11.2024

@V. Kleinophorst: “, die uncut News aus der Schweiz…”—- Während der Corona-Zeit konnte man auf uncut news interessante Interviews und Material bekommen. Aber seit dem russ. Angriff auf die Ukraine und dem offiziellen Ende der Corona-Massnahmen ist diese Seite - wie viele andere auch - ins verschwörerische abgerutscht. Vielleicht war sie es schon immer. Auf jeden Fall nur für Leute die Daniele Ganser für einen Historiker halten und bei 9/11 steckengeblieben sind. Schade, weil die Corona-Aufarbeitung lässt noch immer auf sich warten. Aber man verteidigt und rechtfertigt lieber Russland. Andere Prioritäten halt. Dagegen lobe ich mir die Achse, Reitschuster, TE und Apollo-News. Die sind konstant gut geblieben.

F. Auerbacher / 03.11.2024

@Franz Klar: Anti-Spiegel? Echt jetzt? Oder war das Sarkasmus?

sybille eden / 03.11.2024

Danke für den “Hinweis” auf den Sandwirt. Aber Alexander Wendt und sein Publico dürfte schwer zu toppen sein !

Gerd Heinzelmann / 03.11.2024

Liebe Frau Ryszka, für ungeeignete Leser? Das finde ich, geht jetzt allerdings schon ein bisschen zu weit. Hallo? Hallo, Regie? Für ungeneigte Leser? Jetzt hat Frau Ryszka schon aufgelegt. Nein, ich mache mich nicht über Sie lustig. Ich bin froh, dass wir Sie haben. Kultur zu verteidigen, gehört zu den verdienten Wissenschaften, wenn sie nicht gar eine eigene Klasse bildet. Je wissenschaftlicher es wird, desto höher werden die Opfer, richtig? Sie sind eine Romantikerin, liebe Frau Ryszka.

R. Reiger / 03.11.2024

Journalisten investieren nicht. Sie können auch keinen Aufschwung herbei schreiben, denn ein Aufschwung muss sich rechnen; es gibt keine weiteren Kriterien. Allerdings können sie das Absacken der Wirtschaft beschleunigen, wie wir es als Beweis die letzten Jahre über gesehen haben. Ihre Wirkung geht nur in eine Richtung,

Franz Klar / 03.11.2024

Wahrhaft Aufrechte lesen Anti-Spiegel und Mena-Watch für neutrale Information !

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