An Henryk Broders Artikel in der “Welt” (”Ein autoritärer Knochen spielt verfolgte Unschuld”) gefiel mir, neben anderen Delikatessen, die Bemerkung über den “amtierende(n) Präsident(en) des deutschen PEN-Zentrums, von dem man auf diese Weise erfuhr, dass es noch existiert…” Da stellten sich Johano Strasser und sein Künsteakademiekamerad Klaus Staeck schützend vor ihren Genossen Grass, als wäre er selber ein verkrüppelter Matzerath, auf den die jüdisch versippten alliierten Feinde deutscher Aufrichtigkeit hämische Satzgranaten feuerten. Nun kann man darüber streiten, ob das unlängst aus der verzwiebelten Grassknolle wuchernde Versungetüm auch nur ein Iota Aufmerksamkeit wert war; andererseits haben seine Veröffentlichung und die Reaktionen darauf zweierlei zutage gefördert: Eine erstaunliche Menge deutscher Intellektueller sind besser, als sie sich manchmal selber machen (siehe die weitverbreitete feuilletonistische Empörung über Dummheit und Anmaßung des zum Fabuliergnom Günterchen geschrumpften einstigen Literaturgoliath Grass), was uns hoffen läßt, und eine erschreckende Masse deutschen Fußvolks, das sich zu “I love Grass”-Kommentaren berufen fühlt, ist so minderbemittelt, wie man’s in seinen Albträumen befürchtet. Frage nur: Äußern sich da die 15% Unverbesserlicher als Einheitsfront, oder steckt dahinter eine Dunkelziffer, die uns zum bangen Zittern bringen sollte?
Im Gegensatz zum Großmufti des deutschen PEN hat der Kölner Schriftsteller Peter Finkelgruen, ehemals ein Kind mehrfachen Exils und heutzutage Vorsitzender des Fördervereins des deutschen Exil-PEN, auf der Webseite dieses Exil-PEN klar Stellung gegen das irrwitzige Geschwafel des zweiten deutschen Nachkriegsliteraturnobelpreisträgers bezogen: Das „Gedicht“ des Grass zu Israel, seine nachträglichen Interpretationen und die Äußerungen seiner Sekundanten, des Präsidenten des deutschen PEN Zentrums, Johanno Strasser, und des Präsidenten der Akademie der Künste, Klaus Staeck, die sich in allererster Linie durch Unbelecktheit auszeichnen, veranlassten mich, eines meiner alten Manuskripte auszugraben. Das vorliegende Redemanuskript, welches ich im Jahr 1989 vortrug und das ich in den letzten paar Tagen leicht überarbeitet und aktualisiert habe, verdeutlicht, dass sich in Bezug auf den Nahostkonflikt in den vergangenen Jahrzehnten ebensowenig bewegt hat, wie in den Köpfen von Grass, Strasser und Staeck.
Mein Dank an Peter Finkelgruen, daß er das Wort “Gedicht” in Anführungsstriche gesetzt hat. Hier ist sein gesamter Essay zu finden: http://www.exilpen.net/neuigkeiten/neuigkeiten/2012-04-07_pf_israel.html
Auf der gleichen Seite gibt auch das Exil-PEN-Ehrenmitglied Ralph Giordano eine deutliche Erklärung ab, an der ich nur eines auszusetzen habe: Daß das Wort “Poem” nicht in Anführungsstrichen steht. http://www.exilpen.net/neuigkeiten/neuigkeiten/giordano_grass-12-04-04.html Sollten wir den verquasten Unfug des undichten Exildanzigers—es ist einfach kein Gedicht, auch kein “ekelhaftes”, wie Marcel Reich-Ranicki meint—nicht einfach ein Ungedicht nennen? Na gut: Ein ekelhaftes Ungedicht. Punkt Punkt Komma Strich, fertig ist das Mondgesicht.