Ein Großteil der Insel verharrt weiterhin im Blackout. Vier Versuche des Netzaufbaus sind in den letzten Tagen gescheitert. Die Lage am Morgen des 22. Oktober 2024.
Nach wie vor ist die Informationslage über den Blackout in Kuba sehr dürftig. Die World Socialist Website WSWS.org berichtet:
„Der Kubanische Energieversorger UNE hat am Wochenende mehrmals erfolglos versucht, das Netz wieder in Gang zu bringen und musste bis Sonntag vier Netzzusammenbrüche in 48 Stunden hinnehmen. Am Sonntag teilte die UNE mit, sie habe die Stromversorgung für 216.000 Menschen in Havanna wiederhergestellt, bevor das Netz zum vierten Mal zusammenbrach. Viele Teile des Landes sind weiterhin ohne Strom“.
Langsamer Netzaufbau ab Montag nachmittag
Premierminister Manuel Marrero Cruz sagte, dass „der Brennstoffmangel der größte Faktor“ für den Zusammenbruch des Netzes sei. Daher hat die kubanische Regierung rigide Notmaßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs ergriffen, um das Netz wieder in Gang zu bringen. Infolgedessen wurden neben der Produktion in den Betrieben alle Schulen und nicht lebensnotwendigen Aktivitäten, wie Sportveranstaltungen, Kunst und Kulturveranstaltungen, bis Mittwoch abgesagt. Wie Marrero es ausdrückte: „Wir haben die Wirtschaftstätigkeit lahmgelegt, um die Bevölkerung mit Strom zu versorgen“.
Während des lang anhaltenden Stromausfalls ging sogar vielen Hotels der Treibstoff für ihre Generatoren aus, und einem Bericht des Senders CNN zufolge wurde der Internationale Flughafen José Martí in Havanna nur mit Notstrom betrieben, wobei ein Großteil des Flughafens im Dunkeln lag. Zumindest in einigen Krankenhäusern funktionierte Berichten zufolge die Notversorgung noch mit Hilfe von Generatoren. Der öffentliche Nahverkehr und ein Großteil der Wirtschaft waren völlig lahmgelegt.
Für einfache kubanische Arbeiter, von denen nur sehr wenige Zugang zu Generatoren haben, sind durch den Stromausfall die Lebensmittel, deren Kosten einen beträchtlichen Teil ihres mageren Einkommens ausmachen, in ihren Kühlschränken ungenießbar geworden. In vielen Häusern war auch das fließende Wasser abgeschnitten, da die Gebäude in der Regel auf elektrische Pumpen angewiesen sind, um das Wasser aus unterirdischen Zisternen nach oben zu befördern.
Ein häufig geäußerter Kommentar in den sozialen Medien lautet: „¿Hasta cuándo?“ (Wie lange noch?), was die allgemeine Ungeduld und Wut der Bevölkerung verdeutlicht. Ein Nutzer schrieb: „Wir befinden uns in einem dauerhaften Blackout, während die Hauptstadt bevorzugt wird“ und kritisierte damit die ungleiche Verteilung von Strom. Ein weiterer Nutzer stellte fest: „Die Zerstörung Kubas wird weitergehen, solange diejenigen, die das Land regieren, im Luxus leben, während wir im Dunkeln sitzen“.
Wie ist die Situation zur Zeit?
WSWS berichtet weiter:
„Der Minister für Energie und Bergbau, Vicente de la O Levy, hat erklärt, dass die meisten Menschen am Montagabend wieder mit Strom versorgt werden, obwohl er sagte, dass einige noch etwas länger warten könnten, da „der letzte Kunde vielleicht erst am Dienstag versorgt wird“.
Neueste Updates sagen, dass es in einigen Regionen wieder Strom gibt, einschließlich von Teilen Havannas. Le Monde berichtet, dass 89 Prozent Havannas wieder mit Strom versorgt werden können. Trotzdem sind viele Regionen noch ohne Strom, und die Bemühungen, das Stromnetz wieder aufzubauen, gehen weiter.
Die Situation in den Krankenhäusern Kubas ist immer noch sehr angespannt. Die Krankenhäuser waren auf Notstromaggregate angewiesen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten und um lebenswichtige medizinische Geräte zu betreiben. Dies stellt eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere für Intensivstationen und andere kritische Bereiche. Die Dieselvorräte in den kubanischen Krankenhäusern sind derzeit sehr knapp. Aufgrund der anhaltenden Energiekrise und des Mangels an Treibstoff ist die Situation äußerst kritisch.
Was sind die schlimmsten Folgen des Blackouts für die Menschen in Kuba?
Es gab Berichte über Todesopfer im Zusammenhang mit dem aktuellen Blackout in Kuba. Die genauen Zahlen sind jedoch schwer zu bestätigen, da die Situation noch sehr instabil ist und die Informationen teilweise widersprüchlich sind. Besonders betroffen sind bei einem längeren Stromausfall Menschen, die auf medizinische Geräte angewiesen sind, sowie ältere und kranke Personen.
Es gab auch vereinzelte Berichte über Plünderungen im Zusammenhang mit dem aktuellen Blackout in Kuba. Die anhaltende Stromkrise hat zu Unruhen und Spannungen geführt, und in einigen Gebieten wurden Geschäfte geplündert. Die Behörden versuchen, die Ordnung wiederherzustellen und die Sicherheit zu gewährleisten, aber die Situation bleibt angespannt.
Um die Sicherheit während des Blackouts zu verbessern, hat die kubanische Regierung verschiedene Maßnahmen ergriffen:
- Erhöhte Polizeipräsenz: Zusätzliche Polizeikräfte wurden in betroffenen Gebieten eingesetzt, um Plünderungen und Unruhen zu verhindern.
- Einsatz des Militärs: In einigen Regionen wurde das Militär zur Unterstützung der Polizei und zur Sicherung kritischer Infrastrukturen mobilisiert.
Einige der schlimmsten Auswirkungen des aktuellen landesweiten Stromausfalls in Kuba sind die Folgen für das tägliche Leben der Bevölkerung:
- Versorgungsausfälle: Viele Haushalte haben immer noch keinen Zugang zu Strom, was bedeutet, dass Kühlschränke nicht funktionieren und Lebensmittel verderben. Auch die Wasserversorgung ist beeinträchtigt, da Pumpen ohne Strom nicht arbeiten können.
- Gesundheitsrisiken: Krankenhäuser und andere medizinische Einrichtungen sind auf Notstromgeneratoren angewiesen, was die Versorgung von Patienten erschwert. Besonders kritisch ist dies für lebenswichtige Geräte und die Lagerung von Medikamenten.
- Wirtschaftliche Einbußen: Unternehmen und Geschäfte mussten schließen, was zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führt. Auch die Produktion in Fabriken steht still, was die ohnehin schon angespannte wirtschaftliche Lage weiter verschärft. Der öffentliche Verkehr ist lahmgelegt.
- Soziale Unruhen: Der Mangel an Strom und die daraus resultierenden Probleme führen zu Unzufriedenheit und Protesten in der Bevölkerung. Die Regierung hat bereits angekündigt, dass sie öffentliche Demonstrationen nicht tolerieren wird.
- Infrastrukturprobleme: Die veraltete Infrastruktur und die wirtschaftlichen Engpässe machten es schwierig, den Stromausfall schnell zu beheben. Etwa 150.000 Menschen arbeiten an der Wiederherstellung der Stromversorgung. Der Blackout erhöhte die Unzufriedenheit und Frustration der Bevölkerung.
Zusätzlich verschärft der Hurrikan Oscar die Situation, da er weitere Schäden anrichtete und die Wiederherstellung der Stromversorgung verzögerte. Laut Regierungsangaben sind sechs Todesopfer zu beklagen. Länder wie Mexico, Kolumbien, Venezuela, Russland und andere Länder haben Hilfe angeboten. Details wurden nicht bekannt. Es bleibt im Interesse der Kubaner, zu hoffen, dass die Lage baldmöglichst stabilisiert werden kann.
Manfred Haferburg wurde 1948 in Querfurt geboren. Er studierte an der TU Dresden Kernenergetik und machte eine Blitzkarriere im damalig größten AKW der DDR in Greifswald. Wegen des frechen Absingens von Biermannliedern sowie einiger unbedachter Äußerungen beim Karneval wurde er zum feindlich-negativen Element der DDR ernannt und verbrachte folgerichtig einige Zeit unter der Obhut der Stasi in Hohenschönhausen. Nach der Wende kümmerte er sich für eine internationale Organisation um die Sicherheitskultur von Atomkraftwerken weltweit und hat so viele AKWs von innen gesehen wie kaum ein anderer. Im KUUUK-Verlag veröffentlichte er seinen auf Tatsachen beruhenden Roman „Wohn-Haft“ mit einem Vorwort von Wolf Biermann.