Die Deutsche Rentenversicherung gerät durch die Corona-Krise nach Einschätzung von Ökonomen in zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten, meldet n-tv.de. Ursachen seien der rasante Anstieg der Kurzarbeit und die wachsende Arbeitslosigkeit, die die Beitragseinnahmen dramatisch sinken lassen werden. Da die Renten nicht gekürzt werden dürften und die Bundesregierung die Höhe des Beitrags auf maximal 20 Prozent deckeln wolle, werde der Bund die Lücke aus Steuermitteln füllen müssen. Das wäre eine zusätzliche Milliardenbelastung für ohnehin unter riesigen Zusatzbelastungen leidende Haushalte.
"Die Bundeszuschüsse müssen wahrscheinlich schon 2022/23 in zweistelliger Milliardenhöhe steigen", wird Axel Börsch-Supan, der Direktor des Munich Center for the Economics of Aging (MEA) am Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München zitiert. Aus der Steuerkasse flössen jetzt schon große Beträge: Insgesamt 72 Milliarden habe der Bund 2019 zuschießen müssen, damit alle Rentner ihr Geld bekamen.
Derzeit liege der Rentenbeitrag bei 18,6 Prozent, die große Koalition wolle diesen bis 2024 stabil halten. Der Sprecher der Deutschen Rentenversicherung, Dirk Heide, habe zwar mitgeteilt, dass es – Stand Ende März - noch eine Rücklage von gut 38 Milliarden Euro gäbe. Aber das sei nicht so viel, wie man glaubt, angesichts von monatlichen Ausgaben von 26 Milliarden Euro.
"Wir stehen erst am Anfang der Rezession, in die richtig teure Phase sind wir noch gar nicht hineingekommen", wird Experte Börsch-Supan weiter zitiert. Weil 2019 große Teile der deutschen Wirtschaft noch gut gelaufen und die Löhne gestiegen seien, gebe es zum 1. Juli trotz Krise noch eine Rentenerhöhung: im Westen um 3,45 Prozent, im Osten um 4,20 Prozent. Umgekehrt gelte diese Kopplung nicht: Wegen der geltenden Rentengarantie könnten nach schweren Rezessionen die Renten nicht sinken - wie es sonst der Fall wäre.
Durch die Corona-Maßnahmen ist das ohnehin bestehende systemische Problem der Rentenversicherung nun extrem verschärft worden. Selbst ohne diese Krise hätten die Rentenkassen das Problem einer schwindenden Zahl von Einzahlern gegenüber steigenden Zahlen von Anspruchsberechtigten, da in den nächsten zehn Jahren immer geburtenstärkere Jahrgänge das Rentenalter erreichen und immer geburtenschwächere Jahrgänge ins Berufsleben eintreten.