Kriegswende durch HIMARS-Raketenwerfer?

Obwohl Moskau seit Kriegsbeginn ein Viertel des ukrainischen Staatsgebietes besetzt hat, ist kein Sieg in Sicht. Stattdessen ist der russische Vormarsch ins Stocken geraten. Trotz einer materiellen Überlegenheit auf dem Schlachtfeld. Das ist maßgeblich den westlichen Waffenlieferungen geschuldet.

Mit dem Beschuss der Stadt Winnyzja, bei dem am 14. Juli 2022 insgesamt 23 Menschen einschließlich einiger Kinder getötet wurden, hat Moskau erneut gezeigt, dass es auch und gerade die Bevölkerung der Ukraine bekämpft. Der Fall steht in einer Reihe von Angriffen, die sich gezielt gegen Zivilisten richten. Sie alle sind zum Sinnbild eines Krieges geworden, der weite Teile des größten europäischen Flächenlands verwüstet und Millionen Menschen zu Flüchtlingen gemacht hat. Trotz allem lehnt der Westen eine direkte Intervention ab. Und ist mittelbar doch längst zu dessen Teilnehmer geworden. Aus diesem Grund hat Wladimir Putin immer wieder betont, dass ein westliches Eingreifen „katastrophale Folgen“ hätte. Aber ist eine solche Intervention überhaupt noch nötig?

Tatsächlich sind die Linien der aktuellen Lage klar gezogen. Trotz erheblicher Anstrengungen hat Moskau bislang keines seiner Kriegsziele erreicht. Weder hat es das Donbass vollständig unter seine Kontrolle gebracht, noch einen Regierungswechsel in Kiew herbeigeführt. Stattdessen haben seine Truppen schwere Verluste erlitten. Darunter sind nicht nur Gefallene und zerstörtes Material, sondern auch prestigeträchtige Objekte wie die „Moskau“, das vormalige Flaggschiff der Schwarzmeerflotte. Die Auffassung, wonach Russland die Ukraine niederwalzen und unter sein Primat zwingen wird, hat sich bisher nicht bestätigt. Stattdessen zeigen die westlichen Waffenlieferungen allmählich Wirkung. Dank der amerikanischen M142 HIMARS-Raketenwerfer ist die Ukraine erstmals dazu in der Lage, weit hinter der Front gelegene Ziele wie Munitionsdepots gezielt zu zerstören. Russland gerät dadurch zusehends unter Druck.  

Unter diesen Vorzeichen hat Verteidigungsminister Schoigu bei seiner zweiten Truppeninspektion die Weisung ausgegeben, sämtliche Angriffe auf das ganze Land auszuweiten. Damit ist klar, dass ein baldiges Ende des Krieges nicht in Sicht ist. Während die Ukrainer die Verteidigung ihrer Heimat nicht aufgeben werden, hat Putin jüngst mit „völlig anderen Mitteln“ der Kriegführung gedroht. Was das konkret bedeutet, ist unklar. Gleichwohl lassen die russischen Raketenangriffe auf zivile Ziele keinen Zweifel, dass Moskau seinen Willen mehr denn je mit blankem Terror durchsetzen will. Diese Entschlossenheit resultiert daraus, dass Putin am 24. Februar 2022 seinen gesamten Einsatz auf eine Karte gesetzt hat. Sein Schicksal ist jetzt an einen Prozess gekoppelt, der ihm entgleiten könnte. Aus diesem Grund hat er den russischen Generalstab längst von allen Konventionen der Kriegführung entbunden, während ihm selbst zur Erreichung seiner Ziele jedes Mittel recht ist.

„Putins militärisches Abenteuer ist gescheitert“

Für den russischen Dissidenten Leonid Volkov ist das kein Zufall. Am 18. Juli 2022 veröffentlichte er eine umfangreiche Stellungnahme auf Twitter, worin er die Strategie des Kremls auf der Folie der aktuellen Kriegslage beleuchtet. Volkov konstatiert, dass Russland seine militärischen Ziele aufgrund einer zu niedrigen Schlagkraft des Militärs nicht mehr erreichen könne. Zu mehr als artilleriegestützten Feuerwalzen sei es nicht fähig. Aus diesem Grund habe Putin zunächst versucht, den globalen Hunger als Druckmittel gegen den Westen einzusetzen. Der systematische Raub von ukrainischem Getreide habe die westlichen Staatschefs zum Einlenken bewegen sollen. Konkret sei es dabei um die Einstellung der militärischen Unterstützung Kiews durch den Westen gegangen. Da dieses Kalkül jedoch nicht aufgegangen sei, habe Putin nun vor, der EU das Gas abzudrehen. 

Volkov macht sich keine Illusionen, dass den Europäern ein kalter Winter bevorstehe. Er prognostiziert, dass die kommenden Monate die schwierigste Phase in der Auseinandersetzung mit Russland einläuten werden. Und stellt fest: „Man muss sich klarmachen, dass Putin Hunger und Kälte nicht als Druckmittel einsetzt, weil bei ihm alles gut läuft. Sein militärisches Abenteuer ist gescheitert. Putin verliert innerhalb Russlands kontinuierlich an Unterstützung. Er versteht, dass ihm bestenfalls noch zwei bis drei Monate bleiben, um eine Friedenslösung zu günstigen Bedingungen zu erreichen.“

Es ist schwer zu sagen, inwieweit Volkovs Einschätzung zutreffend ist. Gegenüber der Nachrichtenagentur TASS erklärte Putin, die Gaslieferungen über Nord Stream 1 weiter reduzieren zu müssen, sofern man die in Kanada reparierte Turbine nicht zurückerhalte. Gleichzeitig nehmen die Anschläge auf militärische Infrastruktur und kriegsrelevante Industrie in Russland immer mehr zu. In der Stadt Brjansk kam es kürzlich zu einem Brandanschlag auf ein Öldepot. Währenddessen verweigern immer mehr junge Russen den Wehrdienst. Wer jünger als 28 Jahre alt ist, kann jederzeit in die Armee eingezogen werden. Die betreffenden Männer wissen, dass die Einberufung mit großer Wahrscheinlichkeit einen vorzeitigen Tod bedeutet. Dass die russischen Staatsmedien täglich ein propagandistisches Trommelfeuer auf die Bevölkerung niedergehen lassen, vermag diese Zustände nicht zu verwischen.

Hemmungsloser Hasardeur

Der militärische Misserfolg Moskaus könnte erklären, warum sich der Krieg in der Ukraine bereits wenige Wochen nach seinem Beginn nicht mehr mit dem von der russischen Propaganda ersonnenen Narrativ einer „Demilitarisierung“ fassen ließ. Seit Monaten tragen sich Analysten mit der Frage, ob Putin womöglich schwer krank sei und unter dem Einfluss von Medikamenten stehe. Daraus ergibt sich die Befürchtung, er könnte in der ihm verbleibenden Zeit selbst folgenschwere Eskalationen in Kauf nehmen. Wie die Überlegungen Carls von Clausewitz zeigen, könnte dies zutreffen. Bereits im 19. Jahrhundert hatte der preußische Militärtheoretiker festgestellt, der „totale Krieg“ werde nicht aus der militärischen Notwendigkeit heraus geboren, sondern erst durch die politische Zwecksetzung geschaffen und sei somit Ausdruck eines Willens. „Sobald sie großartiger und mächtiger wird, so wird es auch der Krieg und das kann bis zu der Höhe steigen, auf welcher der Krieg zu seiner absoluten Gestalt gelangt.“

Betrachtet man Putins Politik auf dieser Folie, erscheint die russische Position festgefahren. Seit ihrem Beginn trägt Moskaus Invasion alle Anzeichen eines hastigen und schlecht durchdachten Versuchs. Wie viele Feldherren vor ihm hat auch Putin die Erfahrung gemacht, dass komplexe Kampfgeschehnisse nicht planbar sind. Sie unterliegen einer Eigendynamik, die ihren Fortgang in unkalkulierbarer Weise beeinflusst. Immer mehr zeichnet sich ab, dass der Feldzug gegen Kiew keinem klaren Konzept folgt. Nach wie vor ist fraglich, was Moskau mit den besetzten Gebieten überhaupt vorhat. Zwar ist vorstellbar, dass diese irgendwann in die Russische Föderation integriert werden könnten. Dies würde für Russland jedoch mehr Probleme als Nutzen bringen. Und dass angesichts des brutalen Vorgehens gegen die einheimische Bevölkerung eine dauerhafte Befriedung gelingen kann, darf ebenfalls bezweifelt werden. Nach fünf Monaten erbitterter Kämpfe ist einzig klar, was all das für Moskau bedeuten würde – einen jahrelangen Abnutzungskampf, auf den es nicht vorbereitet ist. In der besetzten Oblast Cherson hat sich eine schlagkräftige Partisanenbewegung gebildet. Angriffe auf Züge und Munitionsdepots sowie Überfälle auf Konvois sind dort eine akute Gefahr für russische Soldaten. 

Insgesamt verdichten sich die Anzeichen, dass der russische Präsident zu einem hemmungslosen Hasardspieler geworden ist. Bei seinem Krieg gegen die Ukraine, der niemals als längerer Feldzug konzipiert war, gibt es für ihn demnach nur den absoluten Triumph der russischen Waffen oder aber alle Konsequenzen, die eine Niederlage bedeuten würde. In Mariupol und Sewerodonezk hat der Kreml dieses Prinzip auf den methodischen Höhepunkt getrieben. Entweder es gelingt Russland, den ihm entgegenschlagenden Widerstand zu brechen, oder die Russische Föderation blutet aus. Erschreckend ist, dass der russische Generalstab diesen Kurs nicht nur mitträgt, sondern offenbar auch zur systematischen Planung und rücksichtlosen Durchführung schwerster Kriegsverbrechen bereit ist. Nichts davon verbessert die Position Russlands. Im Gegenteil werden Sanktionen und politische Isolation nur weiter verstärkt. 

Ein Sieg Russlands würde künftige Krisen vorzeichnen

Auf seiner Suche nach einer festumrissenen politischen Option sollte der Westen daher unbedingt an seinem bisherigen Kurs zur Unterstützung Kiews festhalten. Insbesondere die Lieferung von Waffensystemen, die auf größere Entfernungen wirksam sind, könnten sich dabei als Schlüssel zum Erfolg erweisen. Einen solchen „Game Changer“ hatte es zuletzt im sowjetischen Afghanistankrieg gegeben. Damals waren es die Boden-Luft-Raketen des Typs Stinger gewesen. Mit ihnen gelang es den ansonsten nur leicht bewaffneten Mudschaheddin, die sowjetischen Kampfhubschrauber zu vernichten und somit die russische Luftüberlegenheit zu brechen. Das war nötig, um sich frei im unzugänglichen Hinterland bewegen zu können. Die sowjetische Supermacht hatte kein Gegenmittel parat und geriet in die Defensive. Sollte es dem ukrainischen Militär gelingen, die russischen Versorgungslinien und Nachschublager zu vernichten, wäre das ein ähnliches Desaster für Russland. 

Dass eine solches Szenario durchaus möglich ist, ist freilich kein Wunschtraum. So entfalten die HIMARS-Raketenwerfer mit der bislang noch nicht gelieferten Spezialmunition eine Reichweite von mehr als 300 Kilometern. Dagegen wäre selbst die ansonsten übermächtige russische Artillerie machtlos – und als Trumpf auf dem Schlachtfeld weitgehend bedeutungslos.

Trotzdem ist die militärische Unterstützung der Ukraine in Teilen der Bevölkerung sehr unpopulär. Kritiker argumentieren, Deutschland dürfe unter keinen Umständen in den Krieg hineingezogen werden. „Das ist nicht unser Krieg“ ist eine Parole, die man in diesem Zusammenhang häufig hören kann. Isoliert betrachtet mag dieser Befund zutreffen. Vor dem Hintergrund der internationalen Politik ist er jedoch als töricht zu bezeichnen. Die Annahme, Moskau würde seine aggressive Politik bei einem Sieg in der Ukraine aufgeben, ist abwegig. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wenn Putin die Erfahrung macht, dass er seinen Willen mit Gewalt durchsetzen kann, wären künftige Krisen automatisch vorgezeichnet. Insofern hat NATO-Generalsekretär Stoltenberg also ganz recht, wenn er darauf hinweist, dass der Preis einer Aufgabe der Ukraine weitaus höher liegen werde als derjenige ihrer langfristigen Unterstützung. 

Waffenlieferungen an die Ukraine Mindestmaß an Unterstützung

Um dies zu verstehen, sollte man folgende Erkenntnis berücksichtigen: Der Krieg in der Ukraine ist keine Zufallsentwicklung. Er ist Ausdruck der Despotie im Kreml, die man im Westen viel zu lang resigniert hingenommen hat; er ist die kalkulierte Demonstration exterminatorischer Gewalt; und er ist der Beweis, dass Putin nur die Sprache militärischer Abschreckung versteht. Das von ihm entfesselte Zerstörungswerk wird sich demnach nur stoppen lassen, wenn er in der Ukraine eine militärische Niederlage erleidet. Da der Westen gute Gründe dafür hat, nicht direkt in den Konflikt hineingezogen zu werden, muss er dafür sorgen, dass die in der Ukraine operierenden Streitkräfte Moskaus zerschlagen oder zumindest ihrer Angriffskapazitäten beraubt werden. Waffenlieferungen an die Ukraine sind daher das Mindestmaß an Unterstützung, die der Westen leisten kann.

Obwohl Clausewitz‘ Überlegungen über den Krieg wegen ihres funktionalen Verständnisses von Gewalt in der Politik in den letzten Jahrzehnten mit dem Argument als überholt zurückgewiesen wurden, Kriege seien heute nicht mehr politisch, ist Wladimir Putin den Gegenbeweis angetreten. Sein Feldzug gegen die Ukraine bestätigt, dass er den Krieg im 21. Jahrhundert als probates Mittel der Politik betrachtet.

Will der Westen verhindern, dass dies zum Erfolgsmodell avanciert, darf er im Ringen mit Russland nicht nachgeben. Dies gilt umso mehr, als Moskau den Krieg mit großer Wahrscheinlichkeit gar nicht gewinnen kann. Der Grund dafür besteht in einem Bündel verschiedener Faktoren: dem Fehlen einer strategischen Gesamtkonzeption, der Irrationalität in der Entscheidungsplanung, der Überforderung der Organisation sowie der ideologischen Tabuisierung unerwünschter Tatbestände. 

 

Christian Osthold ist Historiker und hat in russischer Geschichte promoviert. Seit 2001 hat er Russland mehr als 30-mal bereist sowie Archivaufenthalte in Moskau und Grosny absolviert. Im Rahmen seiner Forschungsarbeiten hat Osthold 2015 als einziger deutscher Historiker für mehrere Monate in einem tschetschenischen Dorf gelebt. Aus dieser Tätigkeit ist 2019 die erste vollumfängliche Gesamtdarstellung zum Tschetschenien-Konflikt hervorgegangen. Als intimer Russlandkenner schreibt Osthold für verschiedene Zeitungen und Journale, darunter Focus OnlineNZZCicero etc. Darüber hinaus ist er regelmäßig in Fernsehsendungen zu sehen, zuletzt bei der Deutschen Welle. Christian Osthold spricht fließend Russisch und ist mit einer Russin verheiratet. 

 

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Hans-Peter Dollhopf / 25.07.2022

Wurde Monty Biden vs Joe Python nach seinem letzten öffentlichen Auftritt am Donnerstag oder Freitag eigentlich seither nochmal von Dritten lebend gesehen? Wird er vielleicht gerade bereits präpariert, ausgestopft und mit Fäden zum dran ziehen versehen? Seine Alterskohorte ist ja die eigentliche Covid-Zielgruppe und seine Ärzte sind natürlich verpflichtet, politische Turbulenzen zu vermeiden.  Wo ist Joe?

Baehr Rudolf / 25.07.2022

Die Verantwortlichen in Deutschland scheinen komplett verrückt geworden zu sein. Ein Land boykottieren von dem man energiepolitisch total abhängig ist, ist ungeachtet dessen, was dieses Land gerade macht, geradezu glatter Selbstmord für das eigene Land.  Weder will ich für diesen Oligarchenstaat Ukraine, frieren, noch weniger duschen, noch überhaupt irgendetwas unternehmen.  Und wenn ich immer höre die Ukraine muss gewinnen, versorgt uns die dann mit Gas, Kohle, Öl das wir benötigen wenn hier nicht die Lichter ausgehen sollen?? Und wer soll diesen Wiederaufbau überhaupt bezahlen?? 800 Milliarden fürs 1. von der EU??  Die Verantwortlichen in Deutschland und der EU sind scheinbar komplett wahnsinnig geworden, einen Oligarchen und sein Regime, nämlich Selensky, nur einen Tag über Wasser zu halten mit Summen, die jetzt schon jeder Beschreibung spotten.

STeve Acker / 25.07.2022

Und wieder ein äußerst einseitiger Artikel zu dem Thema. wär ja schön, wenn mal eine etwas andere Stimme zu Wort käme, aber das ist wohl bei der Achse nicht gewünscht. Bemerkenswert.  Die Achse ist ja seit einigen Wochen hier auf Mainstream-Linie. Und grad jetzt , kam der Werbeboykott. Bei Tichys gibt es zum Thema Ukraine Artikel von Boris Kalnoky, die erfreulich nüchtern und sachlich sind.

Werner Lischka / 25.07.2022

Man kann sich alles schön-reden - selbst den konstanten Vormarsch der russischen Armee trotz der tief eingegrabenen ukrainischen Verteidiger. Ob ein paar Dutzend HIMARS-Werfer gegen hunderte russische Geschütze stechen, darf bezweifelt werden. Selbst wenn dies der Fall wäre - ein Autokrat darf nicht verlieren - sonst verliert er seinen Kopf. Daher wäre bei einem konventionellen Erfolg der Ukraine der Anstieg der Hintergrundstrahlung in Kiew sehr wahrscheinlich. Was will der Westen dann tun? Den 3. Weltkrieg auslösen? Im Ukraine-Konflikt ist Realpolitik gefragt - nicht das wohlige Gefühl überlegener Moral. Wir leben nicht mehr im Jahr 1940 - heute würde eine Kriegserklärung der NATO nicht zu einem Sitzkrieg sondern zum Ende Europas führen. Vielleicht sollten das die Moralapostel mal verinnerlichen, bevor sie einer Auseinandersetzung bis aufs Messer mit Russland das Wort reden.

W. Scholz / 25.07.2022

@Günter H. Probst: Sie wollen also Seite an Seite mit den Nazis / Faschisten der Ukraine die Russen aus dem Donbass vertreiben? Deren Sprache ist ihnen ja eh schon verboten, Renten wurden nicht ausgezahlt ... und den Beschuss sind sie auch schon seit Jahren gewöhnt. Poroschenko hatte ja laut genug ins Mikrofon gebrüllt, dass die Russenkinder im Donbass in den Kellern aufzuwachsen haben ... >>Nicht nur viel mehr Rohr- und Raketenartillerie, sondern auch mindestens 1000 Leoparden und Abrams könnten die ukrainischen Streikräfte in die Lage versetzen, die von Russen besetzten Gebiete wieder zu gewinnen.<< ... damit dann die Ukra-Nazis wieder Leute verbrennen etc. etc.? Aber russisches Gas soll währenddessen schon geliefert werden, oder? Und ... äh ... wer soll all diese Panzer überhaupt fahren? Und vor allem: Wer soll die überhaupt bezahlen? Und wie würden Sie reagieren, wenn die Russen plötzlich Ernst machen und Ihre 1000-Panzer-NATO-Großoffensive mit taktischen Atomwaffen beantworten und uns Deutschen zugleich zeigen, wie sicher deren Hyperschallraketen treffen können? Ihre politischen Freunde in den USA haben sich verzockt. So einfach ist das. Und nun ist die US-Bevölkerung genauso der Dumme wie wir. Und das gesamte dumme Gerede vom bösen Russen, kann man sich sparen, wenn man dagegenhält, wie sich der Westen selbst bisher gegenüber anderen Staaten verhalten hat. Um welche “Werte” soll es denn bitte sehr gehen? Die USA als einzige globale Macht? Wer profitiert vom schlechten Verhältnis zwischen Deutschland und Russland? Wir dürfen das Geschlecht einmal / Jahr wechseln, aber bekommen gesagt, an welchen Körperstellen wir uns dazu waschen dürfen, wie wir die Heizungen bedienen und wir duschen.  Ab Herbst dann zudem wieder “2G-Schwachsinn für alle? Das beste ist ja unsere “feminsitische Außenpolitik” bei der der Grüne Ideologe Habeck dann den Bückling gemacht hat ... Na, wenn das keine westlichen Werte sind, was denn dann?    

Theodor Breit / 25.07.2022

@Jürgen Schäfer: „…Nein, nur Rauswurf aus einem Forum! Und Ihresgleichen hat -im Gegensatz zu den Dikaturen unter Stalin+Hitler+Putin- doch genug Internet-Adressen, Foren, putin-treue Medien, wo sie/Sie sich ausbreiten können für den demokratischen Meinungsstreit, warum muß es da gerade ein Medium, Forum sein, dessen Linie genau das Gegenteil von Euch vertritt, nämlich Treue zum US-Westlager und Ablehnung aller Diktatoren und Kriegstreiber wie Putin?“ ;-) Absolut richtig. Aber die tun das ganz gezielt. In demokratischen Ländern schwimmen die Fundamentalisten aller Couleur (Kommunisten, Faschisten, Islamisten etc.) zur Tarnung bevorzugt in demokratischen Fahrwassern, weil sie dort am besten vorankommen. Sie wollen ihre ideologischen Ziele umsetzen. Wie sagte ein berühmter Islamist. Die Demokratie ist für uns nur ein Zug, auf den wir aufspringen, um unsere islamistischen Ziele erreichen zu können. Sind wir am Ziel, haben wir für die Demokratie keine Verwendung mehr. Während also die Achse unseren Staat kritisiert, weil sich mittlerweile immer mehr demokratiefeindliche Tendenzen bei uns breitmachen, geht es diesen Foristen um etwas ganz anderes. Sie fungieren als unerwünschte Fahrgäste. Im Gegensatz zur Achse wollen sie mit ihrer „Kritik“ am Staat den Staat zerrütten, um damit Platz zu machen für ihre abartigen Ideologien, aber ganz sicher nicht, um zu den demokratischen Grundlagen zurückzukehren, so wie sie bei uns schon mal existierten. Kritik am Staat ist eben nicht das Gleiche wie Kritik am Staat. Die einen wollen damit den Staat besser machen, die anderen den Staat zerstören - um ihn zumeist durch etwas Schlimmeres zu ersetzen. Fundamentalisten aller Art (Kommunisten, Faschisten, Islamisten, Putinfreunde…) haben ein gemeinsames Merkmal. Sie hassen den Westen und die westlichen Werte. Also alles ein und derselbe Kochtopf. Die Achse kann gegen diese destruktiven Trittbettfahrer leider nichts machen. Sie würde sonst gegen ihre eigene demokratische Haltung verstoßen…

STeve Acker / 25.07.2022

giesemann gerhard:”... Russland braucht das, was die Deutschen gekriegt haben: Die vollständige militärische Niederlage - “ das haben schon 2 versucht.  ging möchtig in die Hose. Wird auch diesmal wieder so werden, falls dies angestrebt wird.

Michael Müller / 25.07.2022

Wenn ich so einige Kommentare lese ... Also mal ganz prinzipiell gesagt: Wenn der Westen wollte, könnte er seine Kriegsproduktion so hochfahren und die Ukraine sowas mit “Spielzeug zum Schießen” überhäufen, und zwar modernstes Zeug, dass den Russen die Sachen nur so um die Ohren fliegen würden. Wenn Amerika gewollt hätte, dann wären sie dem Anliegen Polens gefolgt und hätten zu Beginn des Krieges Polen mit Atomwaffen ausgerüstet. Das Gleiche ginge natürlich auch bei der Ukraine… Ist ja nur Waffenlieferung, kein direktes Eingreifen. Die könnten dann ja mal gegenseitig überlegen, ob sie das einsetzen. So etwas nennt man gegenseitige Abschreckung, hat gut bis Ende der 80er in Europa funktioniert. Wenn wir allein nur nach Deutschland schauen: Der Kanzler wollte als Kriegsbeitrag eigentlich nur 5000 Helme liefern. Unterstützung für ein überfallenes Land sieht anders aus. Erst nach Druck aus Polen, Amerika usw. hat sich Deutschland etwas anders aufgestellt, aber auch da wird teils aufgrund mangelnden Willens, teils wegen des Unvermögens der Politiker mehr verhindert als geleistet. Ein Gutes hat der Krieg: Wenn das so weiter geht, zieht sich das in die Läääääääänge. Dadurch haben die russischen Betonköpfe mal Gelegenheit darüber nachzudenken, wie das eigentlich im 2. Weltkrieg war. Denn anders als die Deutschen in der SBZ hatten Westdeutsche die Gelegenheit, Geschichte und nicht Propaganda zu studieren. Und siehe da: Das ist nix Neues mit den Waffen- und Geldlieferungen aus dem Westen. Die Sowjetunion war sehr arm. Sie erhielt während des 2.Weltkriegs Milliarden an Dollar und große Mengen an Kriegsmaterial aus Amerika, und zwar vom Juni 41 an. Auch England schickte Geld und Waffen. Jeder Historiker, der auch nur einigermaßen noch alle Tassen im Schrank hat, weiß, dass die Sowjetunion ohne diese “Unterstützung” nie den Krieg gegen Nazideutschland gewonnen hätte. Mir ist während meines Geschichtsstudiums auch kein Professor begegnet, der etwas anderes behauptet hätte.

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