Gastautor / 26.07.2011 / 00:33 / / Seite ausdrucken

Kreuzberger Kretins

Cengiz Dursun

Wenn es um die Thesen von Sarrazin geht, mutieren Gutmenschen und ein großer Teil der Kreuzberger Community zu regelrechten Menschenrechtsfundamentalisten. Sie beklagen, dass Sarrazin Thesen vertritt, die rassistisch und sozialdarwinistisch sind. Sicherlich gibt es in seinem Buch Passagen, die man kritisieren kann, und niemand ist dazu gezwungen, ihm Recht zu geben. Doch niemand hat das Recht dazu, einen Bezirk zu einer sozial befreiten Zone zu erklären, indem man Restaurantbesitzern vorschreibt, wen sie zu bedienen haben und wen nicht. Die linksreaktionären Gutmenschen, die Sarrazin und Güner Balci mit Schmährufen wie “Hau ab” und “Raus aus Kreuzberg” empfingen, sind alles andere als Menschenrechtsfundamentalisten.

Der Besitzer des Restaurants “Hasir”, Hikmet Kundakci, bedient jeden Tag türkische Faschisten. Und wenn man ihn fragen würde, warum dies der Fall ist, würde dieser sicherlich antworten, dass er seine Kunden nicht kennt, und somit auch nicht die Gesinnung jedes Einzelnen. Doch in Kreuzberg kennt jeder jeden, vor allem, wenn es sich um politisch aktive Personen handelt. Und noch immer stellt sich mir die Frage, warum keine einzige linke Partei und kein einziges Bürgerrechtsbündnis eine Demonstration abhält, wenn die “Grauen Wölfe” einen Verein in Kreuzberg gründen, zumal sie doch so engagiert gegen die Gründung von rechtspopulistischen Parteien in ihrem Bezirk vorgehen. Denn Kreuzberg ist neben Wedding eine Hochburg der türkischen Idealisten (türkisch: “Ülkücüler”).

Die linken Parteien sind nicht gewillt, diesen Nationalisten die Stirn zu bieten, obwohl diese in der Vergangenheit Anschläge auf Buchläden, kurdische Einrichtungen und Homosexuelle verübten. Das einzig Gute an den “Grauen Wölfen” ist, dass sie sich zu erkennen geben. Schwieriger ist es bei Plattformen, die sich in einem Gewand verstecken und sich nach außen hin weltoffen geben.

“Möglicherweise werden wir dafür sorgen, dass Studenten Schülern in Gruppen Unterricht geben, um deren Karrieremöglichkeiten zu erhöhen. Dazu gehört natürlich, wenn auch zu einem geringen Teil, die Aktivität in der armenischen Frage. Denn Kinder, die sich für ihre Geschichte und ihre Vorfahren schämen müssen, verlieren das Selbstbewusstsein, das sie für eine erfolgreiche gesellschaftliche Stellung dringend bräuchten. Mal ganz abgesehen davon, dass die armenische Frage zurzeit als Politikum genutzt wird, um die Assimilation, deren Gegner wir sind, schon auf Grundschulebene durchzuführen. Wir sind für ein Mosaik von Menschen, für Integration im engeren Sinne, und nicht für Assimilation, die sich oft unter diesem Begriff versteckt.”

Diese Aussage stammt nicht von Kenan Kolat, sondern ist das Konzept des Vereins “Generation Zukunft e.V.”, veröffentlicht auf ihrer Nachrichtenseite “Turkishpress.de”. Kurz: sie wollen ihre Schüler politisch indoktrinieren. “Turkishpress” ist ein Haufen von Frührentnern im Unruhestand, die liebend gern den Völkermord an den Armeniern leugnen, täglich türkische Nachrichtenseiten übersetzen, um auf die Terroranschläge der PKK aufmerksam zu machen, und neuerdings versuchen, Islamkritiker wie Henryk M. Broder für das Attentat in Norwegen verantwortlich zu machen. Doch sie gehen nicht auf die Terrorakte des türkischen Staates ein, als dieser am Anfang der 90er Jahre die türkische Terrororganisation “Hisbollah” in den Osten der Türkei einschleuste, um kurdische Journalisten und Intellektuelle zum Schweigen zu bringen.  Sie prangern auch nicht die derzeitige Minderheitenpolitk der Türkei an, die sich noch immer schwer tut, der christlichen Minderheit den Bau von Kirchen zu gewähren.

Das Problem ist, dass sie genauso nationalistisch sind wie die “Grauen Wölfe”. Doch zum Glück gibt es ja noch assimilierte Türken, die auf das doppelte Spiel dieser Kretins aufmerksam machen.

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