Dirk Maxeiner / 22.10.2016 / 15:00 / Foto: Tim Maxeiner / 13 / Seite ausdrucken

Kreislauf des Irrsinns: Wärmedämmung jetzt Sondermüll

An dieser Stelle wurde ja häufiger über den in Deutschland amtlich verordneten „Dämmwahn“ berichtet. Polystyrol-Dämmstoffe – auch bekannt unter dem Herstellernamen Styropor – werden flächendeckend an unsere Hausfassaden gepappt, um vorgeblich das Klima zu retten. Seitdem schimmelt die Republik vor sich hin und brennen Fassaden zunderartig ab, es gab bereits Todesopfer. Die Mieten und Hauskosten steigen, Einsparungen sind – wenn überhaupt – eher marginal. Und jetzt kommt der Clou. Flammschutzmittel machen die euphemistisch "Wärmedämm-Verbundsysteme" genannten Stoffe ab 1. Oktober dieses Jahres zu "gefährlichen Abfällen", die auf Baustellen getrennt gesammelt und entsorgt werden müssen. Es musste ja so kommen.

Es lohnt sich, die Geschichte dieses Wahnsinns noch einmal zu rekapitulieren: Die Wirksamkeit der zur Weltrettung verordneten Dämm-Maßnahmen weicht in der Praxis häufig von den auf dem Papier prognostizierten Ersparnissen ab – und zwar nach unten. Mieter berichten häufig von nicht eingetretenen Einsparungen. Eine nunmehr schon drei Jahre alte Prognos-Studie zeigte, dass die Energieeinspar-Auflagen bar jeglicher ökonomischer Vernunft sind. Das Ergebnis bestätigt auch Kritiker, die seit Jahren warnen, die Dämmung von Fassaden führe nicht zu der von Bauwirtschaft und Regierung versprochenen Senkung der Heizenergiekosten. Dafür lässt die teure Massnahme die Mieten und Baukosten explodieren.

Seit 1993 wurden nach Angaben des Fachverbands Wärmedämmverbundsysteme 769,1 Millionen Quadratmeter Dämmplatten an deutsche Häuser geklebt – eine Fläche, die größer ist als der Stadtstaat Hamburg. Alleine im Jahre 2015 wurden in Deutschland 36,3 Millionen Quadratmeter solcher Dämmsysteme an die Fassaden gepappt. Bei einem vorsichtig geschätzten Preis von 120 Euro pro Quadratmeter ergibt dies einen Umsatz von über 4 Milliarden Euro. Und jetzt gibt’s nochmal ordentlich Kohle für die Entsorger-Betriebe, denn seit der Novellierung der Abfallverzeichnisverordnung (AVV) Anfang März 2016 sind die Vorgaben für die Entsorgung der Polystyrol-Dämmstoffe, die das Flammschutzmittel HBCD enthalten, neu geregelt. Seitdem heißt es: Zweimal die Hand aufhalten.

Ein durchgeknallter Regulierungswahn staatlicher Behörden und grüner Lobbygruppen

In der Pflicht stehen die beteiligten Handwerksfirmen. Sie müssen die Mengen genau dokumentieren und Entsorgungsfirmen damit beauftragen, die Stoffe gesondert abzutransportieren und der thermischen Verwertung zuzuführen. Die alten Dämmstoffe werden unter strengen Umweltschutzauflagen getrennt verbrannt. So verlangt es das Gesetz. Rund 40.000 Tonnen an alten Dämmstoffen müssen im Schnitt pro Jahr entsorgt werden. Es bewahrheitet sich damit, was Kritiker ebenfalls seit langem vorhersagten: Diese Wärmeverbund-Systeme sind der Sondermüll von morgen.

An diesem Beispiel lässt sich geradezu prototypisch ein durchgeknallter Regulierungswahn staatlicher Behörden und grüner Lobbygruppen durchdeklinieren:

Da ist zunächst einmal eine hypothetische Klimakatastrophe in 100 Jahren. Grundlage für die Prognosen ist die Treibhauswirkung des Kohlendioxids. Es ist klar, dass es eine solche gibt, aber leider nicht, wie groß sie ist. Die sogenannte „Klimasensitivität“ des Kohlendioxids liegt irgendwo zwischen 1 und 4,5 Grad Temperatur-Anstieg für eine Verdoppelung des Kohlendioxidgehalts. Der gegenwärtige Temperaturverlauf deutet eher auf den unteren Wert hin, ganz abgesehen davon, dass eine jüngst eingetretene fast 20 Jährige Erwärmungspause auf erhebliche natürliche Einflüsse hindeutet, die offenbar die Wirkung des Kohlendioxids überlagern können.

Macht aber nix, die Politik  ließ sich auf einen hypothetischer Wert von maximal verträglichen zwei Grad-Erwärmung ein, der an einem stillen Örtchen in Hans Joachim Schellnhubers Hinterstübchen ersonnen wurde, aber nicht auf wissenschaftlicher Basis, sondern PIK mal Daumen. Wir haben es also mit einer hypothetischen Katastrophe und einem hypothetischen Grenzwert zu tun. Auf dieser Basis beschließt eine Politik, die praktisch weder die Krankenkassen-Beiträge noch Griechenlands Schulden begrenzen kann, mal eben die Globaltemperatur zu regulieren. Sehr anspruchsvoll.

Die Abfallverzeichnisverordnung funktioniert - im Gegensatz zur Wärmedämmung

Und wie tut man das? Man nehme einen hypothetischen Einfluss deutscher Hausheizungen auf die hypothetische Klimakatastrophe und begrenze diesen durch Dämm-Massnahmen auf hypothetischer Grundlage von Berechnungen, die in der Theorie enorme Einsparungen bringen, von denen in der Praxis meist aber nichts übrig bleibt. Allerdings neigen die hypothetischen Dämmstoffe zu konkreter Entzündung, warum diese Eigenschaft mit Flammschutzmitteln unter Kontrolle gebracht werden soll, was aber in der Praxis ebenfalls nicht funktioniert. Statt dessen funktioniert die Abfallverzeichnisverordnung (AVV), die Vorgaben für die Entsorgung der Polystyrol-Dämmstoffe, die das Flammschutzmittel HBCD enthalten, teure Sonder-Entsorgungs-Maßnahmen vorschreiben.

Ich fasse zusammen: Erst wurden Häuslebauer per Energiesparverordnung genötigt, teure Wärmeverbundsysteme an die Wand zu kleben. Plastiktüten im Supermarkt wurden zwar verboten, statt dessen soll der Deutsche jetzt seine Wohnung darin einschweißen. Nachdem das Zeug aber nix gebracht hat und von den schimmelnden Wänden herunterfällt, wird es erst richtig teuer, weil es sich, wie gesagt, um Sondermüll handelt. Und hier tritt erneut unser Staat in Gestalt der neuen Abfallverzeichnisverordnung (AVV) auf den Plan, die den Bürger noch einmal abkassiert. So etwas nennt man Kreislaufwirtschaft.

Es ist sogar ein doppelter Kreislauf: Polystyrol ist ein Erdölprodukt, das von unserem Staat zunächst auf eine Umlaufbahn an unsere Hauswände geschickt wird, um anschließend in einer Sondermüll-Verbrennungsanlage verfeuert zu werden. Das hätte man mit dem Erdöl auf dem kleinen Dienstweg auch sofort tun können. Hätte ne Menge Energie und Kohle gespart. Ging es da nicht ursprünglich drum?

Was bleibt, sind mehrere Kreisläufe von Irrsin und Beschiss. Das alles mag das Brutto-Inlandsprodukt erhöhen, das tun allerdings auch Überschwemmungen und andere Katastrophen. Es handelt sich in diesem Fall allerdings nicht um die Rache der Natur, sondern um Auswirkungen von Glaubensregeln einer grünen Klimareligion. Halal und koscher ist dagegen richtig rational.

Foto: Tim Maxeiner

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Peter Müller, Baumeister / 23.10.2016

Das Perfide an diesen Wärmedämmverbundsystemen ist die Tatsache, daß ihre Oberfläche aufgrund mangelnden Wärmespeichervermägens jede Nacht auskühlt und an ihr die Außenluft kondensiert. Wie stark diese Feuchtebelastung ist, sieht man, wenn die Biozide aus der Fassade ausgewaschen sind (und ihr Unwesen bei der Mißbildung von Tieren in unsere Gewässern treiben): Die Fassade ist übersäht mit Schwarzalgen, und nach und nach durchfeuchtet die ganze Wand bis hin zum Innenputz. Die Dämmfähigkeit einer nassen Wand kann sich jederman verdeutlichen, indem er sich einen nassen Pullover überzieht. Ich würde jedenfalls nie auf die Idee kommen, die Fassade meines Gründerzeit-Ziegelbaus mit Wärmedämmung zu Tode zu sanieren.

Bärbel Schneider / 23.10.2016

Da Sie von Irrsinn und grüner Ideologie schreiben, hier noch ein kleines, selbst erlebtes Beispiel: In unserer alten Wohnung waren die Fenster abgedichtet worden - Energie sparen! Seitdem kam an verschiedenen Stellen in der Wohnung immer wieder Schimmel zum Vorschein, der sich weder durch Lüften noch durch chemische Mittel oder Baumaßnahmen auf die Dauer vertreiben ließ. Am Schluss wurde uns empfohlen, Löcher in den Abdichtgummi zu schneiden. Kein Witz!

Reimund Brendes / 22.10.2016

Danke ! Habe den Link an Freunde gesendet.

Thomas Robert Rausch / 22.10.2016

Es ist einmal mehr ein Beispiel, wie die Politik ihr Unwissen verbreitet um gewissen Branchen Geschäfte zu ermöglichen. Der ganze leicht entflammbare Mist den Leute mit Empfehlung der Kanzlerin an die Außenwand kleben sollten um das Klima zu retten, hat sich von Anfang an nie gerechnet. Selbst der dümmste Häuslebesitzer, der nicht in der Lage war, die Rechnung auf seine Mieter ab zu wälzen, hat erkannt, das die Dämmplatten schon sehr lange vor ihrer Amortisation verrottet wären. Im Gegenteil, auf der Oberfläche der Außenfassade legt sich nach geraumer Zeit Moos bewachsenes auf die infolge Temperaturunterschiede gelegte kühlere Oberfläche, neben dem Specht der sein Löcher rein schlägt , dort dringende Restauration anmahnend. Sichtbare Schlieren und Löcher. Wenn die ganze Bude dann abisoliert ist, für runde siebzig tausend Euro im Durchschnitt, ist anschließend noch die Klimaanlage fällig, sonst schimmelt die Bude von innen,sollte nicht ständig gelüftet werden. Wer solch ein Hütte brennen sieht, der mache sich auf Rettung seines Anwesens keine Hoffnung. Die brennt bis zur bitteren Neige.

Tomas Reiffer / 22.10.2016

Öhm das steigert doch aber das Bruttosozialprodukt. Die Grünen wissen schon wie man ein Wirtschaftswunder erzeugt…

Günter Fuchs / 22.10.2016

Diese Drangsalierungen, Bevormundungen und Nötigungen gehen ja noch weiter! Seit dem 26.09.2015 werden Wohneigentümer genötigt, bei der Heizungserneuerung so genannte Brennwertkessel einzubauen. Es wird behauptet, diese würden 30 % Heizkostenersparnis gegenüber herkömmlichen (NT) Niedertemperaturkessel bringen (wer soll das nachprüfen?)! Für mich sind diese Brennwertkessel wahre Kondensatschleudern denn pro verbrauchtem Liter Heizöl erzeugen diese Kessel 500 bis 750 ccm saures Kondensat (bei Gasbrennwertkessel noch mehr) welches über das Kanalsystem abgeführt werden muss. Gegebenenfalls muss das Kondensat vorher noch “Neutralisiert” werden! Hat man keinen Kanalanschluss im Heizungskeller oder auch sonst im Keller und der nächstmögliche Kanalanschluss liegt oberhalb der Kondensatabflussöffnung am Brennwertheizkessel so muss das Kondensat über eine “Kondensathebeeinrichtung” zum Kanalabfluss hoch gepumpt werden (ggfs. sind hierfür noch zusätzliche bauliche Maßnahmen erforderlich!)! Neben den erhöhten Anschaffungskosten für den Brennwertkessel (gegenüber einem NT-Kessel) verteuern die vorgenannten Gründe eine Heizungserneuerung auf Brennwertkessel erheblich und dies alles unter dem Deckmantel CO2-Verminderung und Klimaschutz. Der Wahnsinn verfestigt sich! 

Wolfgang Richter / 22.10.2016

Immerhin war es gut gemeint, eine für “Klein Erna” überzeugende Lösung zum angeblichen Energie-Verbrauchswahn und damit zur Rettung des Weltklimas. Der kleine Haken am Entsorgungsproblem ist für die Ideengeber nicht existent, weil nicht sie die Folgen zahlen, sondern der Bauherr die Rechnung präsentiert bekommt, er diese Kosten zumindest zum Teil wieder auf die Mieter umlegt, sofern er solche hat. Und vermutlich kann man die Kosten bei gewerblichen Objekten auch noch zur Minderung der Steuerlast absetzen. Ist am Ende doch eigentlich alles gut, zumal der Ex-ARD-Nachrichtenverkünder Ulrich Wickert zum Schutze der nachfolgenden Generationen immer noch werbemäßig den Klimaschutz durch Dämmung verkündet. Und der bewegt sich doch auch auf der Seite des Guten.

Petra Meinhardt / 22.10.2016

Wir leben im Zeitalter der Information und uns ist erlaubt, zu recherchieren, selbst zu denken und Schlüsse daraus zu ziehen. Auch ohne Hochschulstudium kann man Fragen stellen und die Antworten darauf auf Plausibilität prüfen. Manche Hausbesitzer waren so pfiffig und haben ihre Entscheidungen bezüglich Wärmedämmung nicht im Sinne des gewollten Mainstreams, sondern eigene Entscheidungen getroffen. Wer sich informiert, erfährt, dass es noch andere Materialien zur Wärmedämmung gibt. Wer die Informationsquellen nicht nutzt, hat Pech und muss glauben was einem vorgelogen wird und dann, unter Umständen, drauf zahlen.

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