Manfred Haferburg / 25.03.2018 / 06:14 / Foto: Capture Queen / 22 / Seite ausdrucken

Kraftwerke ruiniert, 150 Milliarden weg, Wahnsinns-Weltmeister!

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie schrieb 2016: „Wir haben etwas an der Energiewende gestrichen: Nachteile“. In seinem „Faktenblatt“ schrieb es:

Deutschland ist Vorreiter bei der Energiewende – weltweit. Auf dem Weg in eine saubere und sichere Zukunft ohne Atomenergie soll unsere Energieversorgung immer umweltfreundlicher werden. Zugleich muss sie aber bezahlbar und verlässlich bleiben. Auch die Wirtschaft profitiert von dem enormen Modernisierungsschub, den die Entwicklung innovativer Technologien im Bereich erneuerbarer Energien und Energieeffizienz auslösen“.

Dafür ist der Klimakanzlerin nichts zu teuer. Und ihr Kollege, der Herr Laschet (CDU), sagt dazu heiter: „Wir machen praktisch zwei Energiewenden auf einmal, den Ausstieg aus der Kernenergie und zweitens die CO2-Ziele erreichen“. Da frag ich mich: Wenn ich zwei Wenden auf einmal mache, fahre ich dann nicht weiter in der alten Richtung?

Das große Vorreiten darf dann schon mal eben gerne 25 Milliarden Euro an Steuergeld kosten – pro Jahr. Die Stromkunden und die Steuerzahler zahlen es ja fröhlich für die gute Sache, gern auch mal die höchsten Strompreise der Welt, zusammen mit Dänemark. Das Vorreiten hat sich bisher auf mindestens 150 Milliarden Euro aufsummiert. Und wenn es so weitergeht, kostet es bis 2050 eine Billion Euro. Das sagt kein geringerer, als der neue Superwirtschaftsminister Altmaier. Der kennt sich nämlich mit der Wirtschaft gut aus – er wurde schon des öfteren in einer Wirtschaft gesehen. Und was ist bei der deutschen Energiewende rumgekommen? Ich meine, so fürs Klima, für die Wirtschaft, für die Stromkunden?

Schlechter als Uruguay und Malaysia

Der Energiewende-Index betrachtet seit 2012 alle sechs Monate den Status der Energiewende in Deutschland entlang der drei Dimensionen des energiewirtschaftlichen Dreiecks: Klima- und Umweltschutz, Versorgungssicherheit und Wirtschaftlichkeit. Die aktuelle Entwicklung des Energiewende-Index zeigt: Nur fünf der 14 Kennzahlen werden in ihrer Zielerreichung als realistisch eingestuft: „Strom aus Erneuerbaren Energien“, „Arbeitsplätze in stromintensiven Industrien“, „Arbeitsplätze in erneuerbaren Energien“, „gesicherte Reservemarge“ sowie“ Ausfall der Stromversorgung“.

Für acht Indikatoren ist die Zielerreichung unrealistisch: „CO2-Ausstoß“, „Primärenergie- und Stromverbrauch“, „Kosten für Netzeingriffe“, „Haushalts- und Industriestrompreise“, „EEG-Umlage“ sowie „Ausbau Transportnetze“.

Doch es kommt noch dicker: International schneidet Deutschland beim Thema Energiewende noch schlechter ab, als beispielsweise Uruguay und Malaysia. Zu diesem Ergebnis kommt der neue globale Energiewende-Index (Energy Transition Index, ETI). McKinsey hat dafür in Zusammenarbeit mit dem WEF den Status der Energiewende in 114 Ländern anhand von 40 Indikatoren ermittelt. Das Ergebnis ist peinlich für diejenigen, die stets eine internationale Vorreiterrolle Deutschlands bei der Ökostrom-Transformation behauptet hatten, und niederschmetternd für jene, die das glaubten.

Im ETI-Gesamtranking belegt die Bundesrepublik Platz 16. Im europäischen Vergleich schneiden gleich elf Länder besser ab als Deutschland, darunter der weltweite Spitzenreiter Schweden, Norwegen, die Schweiz, Finnland, Dänemark, Österreich sowie Großbritannien und Frankreich.

Platz 110 von 114

Der Index zeigt: Deutschland steht vor größeren energiewirtschaftlichen Herausforderungen als viele andere Länder. Besonders deutlich wird dies mit Blick auf den Indikator „Struktur des Energiesystems“. Hier belegt Deutschland Platz 110 von 114. Das liegt vor allem an Deutschlands Abhängigkeit vom Kohlestrom: Dessen Anteil beträgt 42 Prozent – auch, weil er seit der Entscheidung zum Kernenergieausstieg einen hohen Beitrag zur Grundlastversorgung leistet. In der Kategorie „Umwelt- und Klimaschutz“ kommt Deutschland weltweit nur auf Platz 61 – hauptsächlich wegen seines hohen CO2-Ausstoßes.

Der Gipfel der Energiewende-Peinlichkeit wurde erreicht, als gerade bekannt wurde, dass kein Land der Welt im Jahre 2017 mehr CO2 eingespart hat als ausgerechnet der (laut Spiegel) größte Klimasünder USA mit ihrem eine Schwefelspur hinterlassenden Präsidenten Trump an der Spitze. Während im Vorreiter-Deutschland die CO2-Emissionen weiter anstiegen, gelang es den USA, Großbritannien, Japan und sogar Mexiko, ihren CO2 Ausstoß zu senken.

Erfolgreichster CO2-Sparer in absoluten Zahlen: die USA. Nach den Zahlen der IEA gelang es den Vereinigten Staaten, die CO2-Emissionen 2017 um 0,5 Prozent oder 25 Millionen Tonnen auf 4.810 Millionen Tonnen zu reduzieren. Damit verringern die USA ihre Emissionen schon im dritten Jahr in Folge.

Jetzt gibt es neben alternativen Fakten auch noch unliebsame Fakten. Leider hilft das aber wohl nicht gegen das Trump-Tourettesyndrom der meisten deutschen Journalisten. Schließlich haben die USA diesen Erfolg wohl mit dem Gottseibeiuns-Fracking erreicht. 

Die Energiewende läuft für Deutschland so etwa wie der Europäische Songcontest. Vorletzter Platz – Kommentator Peter Urban rief: „Wir haben nichts falsch gemacht“ und Barbara Schöneberger meinte: „Levina hat doch so gut gesungen“, die ARD nannte das Elend „einen eleganten Auftritt“. Im Ergebnis waren sogar die rumänischen Jodler besser. Großzahler ARD (Startgebühr 400.000 Euro) sagte dazu offiziell: „Wir stellen uns dem Ergebnis und werden es analysieren“. Es sind die gleichen Worte wie 2013 (Platz 21), 2014 (Platz 18), 2015 (Letzter), 2016 (Letzter), 2017 (Vorletzter).

Was lehrt uns das? Ob Songcontest, Bundeswehr oder Energiewende: Aus Blamagen lernen? Das muss nicht sein.

Im Koalitionsvertrag heißt es zur Energiewende: „Der Anteil der Erneuerbaren Energien im Stromsektor soll von den jetzigen 38 Prozent bis zum Jahr 2030 auf einen Anteil von 65 Prozent steigen. Mit einer Energieeffizienzstrategie will die neue Regierung den Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 halbieren“. Bitte, bleiben Sie ernst. Der Koalitionsvertrag passt zum Kernenergieausstieg, zum Kohleausstieg und nun zum Dieselausstieg. Nur – nach meinem bescheidenen Dafürhalten können solche weltfremden Ziele ausschließlich mit Gewalt erreicht werden.

„Großspurigkeit und Angst, das ist, nebenbei, die typisch deutsche Mischung. Ins Äußere gesprochen: Sentiment und Kaserne… Sie lieben Lieder und Munition, die Deutschen…“  (Uwe Tellkamp „Der Turm“)

Manfred Haferburg ist Autor des autobiografischen RomansWohn-Haftmit einem Vorwort von Wolf Biermann.

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Leserpost

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Zsolt Hüter / 25.03.2018

Deutschland hat eine seltsame Sucht in allem Vorbild zu sein. Die Bewunderung, vielleicht auch der Neid anderer Länder scheint wichtiger zu sein, als das objektive Ergebnis, das tragischerweise verfehlt wird. Dies gilt sowohl für die Energiewende als auch für die Flüchtligspolitik.

Gerhard Sponsel Lemvig / 25.03.2018

Die 150 Milliarden € sind doch nicht weg. Die haben nur Andere. Lobbyarbeit in der reinsten Form. Die “Beute” wird gerecht verteilt.

Wulfrad Schmid / 25.03.2018

Diese “Energiewende” - in vorauseilendem Gehorsam von der Kanzlerin den Grünen als Ziel geklaut -  ist nach der schuenentorgroßen Öffnung der deutschen Grenzen für alle Einwanderungswilligen das zweite große Verbrechen Merkels. Sie zerstört vorsätzlich, muwillig und skrupellos unser Land, unseren Staat, unsere Kultur, unsere Wirtschaft und vor allem die Zukunft unserer Kinder. Der große (größte?) Fehler unserer Demokratie ist, dass man sie für nichts belangen kann, nicht mal für offensichtliche Straftaten und Rechtsbrüche. Ich habe keine Achtung mehr vor unserer Demokratie.

Axel Berger / 25.03.2018

“Mit einer Energieeffizienzstrategie will die neue Regierung den Energieverbrauch bis zum Jahr 2050 halbieren“. Dieses Vorhaben wird ohne weiteres gelingen. Da mit zunehmendem Einsatz von erneuerbarer Energie die Wahrscheinlichkeit von Stromausfällen zunehmen wird ist sichergestellt, dass der Stromverbrauch sinken wird. So oder so.

Köhler, Thomas, Altschauerberg Acht, in Neuneinszw / 25.03.2018

es geht ja wohl hier um mein land, um meine heimat! das ist grund genung!

U.Affeld / 25.03.2018

Eine Regierung, die seit dem Bestehen der Bundesrepublik soviel Schaden angerichtet hat, muss in Privathaftung jedes beteiligten Politikers genommen werden. Das kann kaum eine nachfolgende andere Regierung - sollte sie zur Vernunft zurückgekehrt sein - reparieren.

Prof. Dr. Ing. Jens Fortmann / 25.03.2018

Der Enegiebereich bleibt leider ein negativer Ausreißer in den sonst meist anspruchsvollen Artikeln von Achgut. Beginnend mit einer Aussage von H.Altmeier von vor über 5 Jahren, nun einer Studie von McKinsey, deren Job es ist komplexe Inhalte (vorstandstauglich) auf ein Zahl zu reduzieren – es bleibt offen, was das Neue ist das vermittelt werden soll. Wenn man die Probleme der Energiesysteme auf den C02-Bedarf reduziert stehen Schweden und Österreich mit viel Wasserkraft naheliegend besser da. In den USA werden gerade durch die günstigen Gaspreise alle anderen Kraftwerkstechniken in den Ruin gefahren, zuerst Öl, jetzt (trotz Trump) die Kohlekraftwerke. Haben wir die gleichen Gasreserven so dass wir mit Fracking dann auch alle Kohlekraftwerke loswerden könnten? Was soll eigentlich gesagt werden? Oder geht es eigentlich um die Atomkraft? Saudi-Arabien hat in ungewöhnlicher Offenheit ausgesprochen warum sie Atomkraftwerke wollen, dass die dort geplanten Atomkraftwerke die Grundlage für das eigene Atomwaffenprogramm darstellen. Der Iran mache das ja auch so. Wäre Kernenergie wirklich die Antwort auf die Energieprobleme (in Deutschland und der Welt) müssten über Jahrzehnte weltweit mindestens 100 Atomkraftwerke pro Jahr in Betrieb gehen. Einen größeren Gefallen könnte man all denen, die nach der „islamischen Atombombe“ (Pakistan) nun auch die Grundlagen für eigene Atomwaffen haben wollen nicht tun. Man kann die Finanzierung des radikalen Islam weltweit durch die Ölstaaten kritisieren. Man kann diese Staaten aber auch direkt mit den Grundlagen für Atomwaffen beliefern. Wer das nicht möchte sollte noch mal überlegen, ob regenerative Energien nicht doch ein Ausweg sein könnten. Die Kosten für heute installierte Wind- oder Solarparks sinken weiter rapide, selbst in Deutschland lag die letzte Ausschreibung der BNetzA für PV unter 6,5 ct/kWh, in Indien und Saudi-Arabien lagen die Kosten 2017 noch mal über 50% niedriger.

Dietmar Schmidt / 25.03.2018

Lieber Herr Haferburg, Zitat: “Die Energiewende läuft für Deutschland so etwa wie der Europäische Songcontest.”, ja klar da gibt es viele Gemeinsamkeiten, das eine bezahlen wir durch die EEG-Umlage, das andere durch unsere Rundfunkgebühren. Ist doch prima, das Geld anderer Leute auszugeben hat schon immer Spaß gemacht. Der Unterschied ist, dass das erreichen der sogenannten Klimaziele nach BDI (Bundesverband der Deutschen Industrie) in den nächsten 3 Dekaden nochmal, d.h. zusätzlich, 1,5 Billionen (1.500 Milliarden) Euro kosten wird. Und der größte Klimasünder USA hat die Einsparung Trotz “Schwefel” Trump geschafft. Das ist doch schon was und wir schaffen es nicht mit Merkel, es muss wohl an den Bürgen liegen. Danke für den Artikel und Gruß D. Schmidt

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