Gastautor / 01.10.2014 / 19:35 / 0 / Seite ausdrucken

Kommt eine jüdische Antisemitin nach Ramallah…

Stefan Frank

Ein Witz, der so anfängt, wäre arg konstruiert, oder? Aber letzte Woche ist genau das passiert.

Die Hauptperson der Komödie: Amira Hass, „Korrespondentin für die besetzten Gebiete“ bei der israelischen Tageszeitung „Haaretz“. Sie wurde mit etlichen „Menschenrechts“-Preisen dekoriert, weil sie für alles Böse Israel verantwortlich macht. „Jeder einzelne Palästinenser der Welt“ sei „das Opfer der israelischen Politik“, sagt sie; es sei „das Recht und die Pflicht“ der Palästinenser, Steine auf Juden zu werfen.

Auch dabei: die Rosa-Luxemburg-Stiftung. Sie leitet Geld der deutschen Steuerzahler an ein palästinensisches “Center for Development Studies”, das damit die nutzlosen Veranstaltungen finanziert, zu denen Leute wie Amira Hass gern hingehen. Diesmal war es eine Konferenz mit dem spannenden Titel:  Alternativen zur neoliberalen Entwicklung in den besetzten palästinensischen Gebieten – kritische Perspektiven. 

Der Ort: die Birzeit-Universität in der Nähe von Ramallah, wichtigster Hort palästinensischen Geistes und Hochschule des Terrorismus. 2006 fand dort eine Jobmesse der Hamas statt, bei der Raketen und Raketenwerfer gezeigt wurden. Ein Jude, der freiwillig nach Birzeit geht, wäre auch zum Reichsparteitag gefahren, um sich über kritische Perspektiven zu informieren.

Doch was Amira Hass dort widerfuhr, traf sie unvorbereitet. Eben noch in Powerpoint-Präsentationen alternativer Entwicklungen vertieft,  wurde sie plötzlich aufgeschreckt von zwei Dozentinnen, die sie nach draußen beorderten. Es gebe „ein Problem“. An der Birzeit-Universität seien keine Juden erlaubt. Die Regel gebe es schon seit zwei Jahrzehnten. Rechnen wir nach: Damals begann der „Friedensprozess“ – offenbar von Anfang an ein Codewort für „keine Juden erlaubt“.

„Eine der Dozentinnen“, so Hass, „erklärte, dass es für die Studenten wichtig sei, einen sicheren Ort zu haben, den jüdische Israelis nicht betreten dürften.“

So wie die Nationalsozialisten erst Universitäten, Kinos, Schwimmbäder, Parkanlagen, Kurorte und Gaststätten, später dann ganz Europa zu sicheren Orten erklärten. Wie ein völlig unabhängiger palästinensischer Staat aussähe, mag man sich nicht ausmalen. Ferner habe die Dozentin gesagt: Obwohl das Gesetz „problematisch“ sei, sei „nicht der Ort und die Zeit, seine Änderung zu diskutieren“. Wenn sie verlangen würde, für Amira Hass eine Ausnahme zu machen, könne ein anderer Dozent „dieselbe bevorzugte Behandlung“ für andere fordern.

Man kennt das: Behandelt man auch nur einen einzigen Juden wie einen Menschen, brechen rasch alle Dämme. Sie habe auch gesagt, so Hass, dass Professor Ilan Pappe, der Autor des Buches „Die ethnische Säuberung Palästinas“, eingeladen worden sei, einen Vortrag in Birzeit zu halten, dies aber aufgrund des Gesetzes außerhalb des Campus hätte tun müssen.

Wenn Antisemiten aus dem Nähkästchen plaudern, erfährt man die tollsten Sachen. Da sollte also der Imam derer, die Israel „Apartheid“ vorwerfen, an der wichtigsten palästinensischen Universität darüber dozieren – doch rein durfte er nicht, weil seine Gastgeber selbst ein Apartheidsgesetz haben und Pappe das Betreten der Uni verbieten. Dieser, doof wie er ist, hat das Judengesetz natürlich befolgt. Er hätte sich auch einen gelben Stern ans Jackett geheftet, wenn man ihm erklärt hätte, dass das jetzt wieder Vorschrift sei.

Hass fährt fort: „Die andere Dozentin sagte mir, dass ich, wenn ich nicht ,Haaretz‘ in das Formular geschrieben hätte, hätte bleiben können.“ Das wird ihr zu denken geben. Verbrecher und jüdische Reporter dürfen keine Spuren hinterlassen. Vielleicht sollte sie ihren Namen ändern, in Amra al Hash. „Ein weiteres Fakultätsmitglied, das ich schon seit 40 Jahren kenne, kam vorbei und sagte: ,Das ist zu deiner eigenen Sicherheit.‘“ 

Wenn ein Nichtjude zu einem Juden sagt, etwas geschehe zu dessen eigener Sicherheit, sollte dieser wirklich auf der Hut sein. Hier bedeutet es: Die palästinensischen Studenten sind nach Einschätzung der Fakultät stets in Pogromstimmung. Würde das ein Israeli behaupten, würden ihn deutsche Zeitungen als „ultrarechts“ bezeichnen. Es kommt noch besser: „In diesem Moment erinnerte ich mich an das Bild, das Israelis für gewöhnlich von Palästinensern haben: irrationale Hitzköpfe.“

Frau Hass wird ein Bild im Kopf gehabt haben, für das „irrationale Hitzköpfe“ eine sehr verharmlosende Umschreibung ist. Warum erzählt sie das? Irgendwo musste der aufgestaute Zorn sich Bahn brechen, sie musste einfach „irrationale Hitzköpfe“ schreiben – es dann aber, wie es ihre Art ist, einem israelischen Strohmann anlasten. Dann, so Hass, sei „Katja Hermann, die Direktorin des Regionalbüros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in den besetzten Gebieten, über die Komplikationen benachrichtigt worden. Obwohl sie anerkennt, wie wichtig es ist, einen sicheren Raum für palästinensische Studenten zu bewahren, so wie Feministinnen Räume nur für Frauen geschaffen haben, sah sie nicht, warum es unmöglich sein sollte, protestierenden Studenten (,die ich nicht mal sehe‘, bemerkte sie) zu erklären, warum dieser Puritanismus übers Ziel hinausschießt.“

Puritanismus nennt man das jetzt! Sollte es so sein, dass sich antijüdische Apartheid zu linker Nahostideologie so verhält, wie der Salafismus zum Islam – dass er die unverwässerte Lehre ist? Die Rosa-Luxemburg-Stiftung hat mittlerweile eine Presseerklärung veröffentlicht, in der sie „jede Form von Diskriminierung“ verurteilt. Dagegen steht aber das Wort von Hass, die behauptet, Katja Hermanns erste Reaktion sei es gewesen, „anzuerkennen“, wie wichtig es für Palästinenser sei, ihre öffentlichen Einrichtungen judenrein zu halten.

Es ist ein Glücksfall, dass Amira Hass einmal mit der Wirklichkeit konfrontiert wurde. Die Religion, die sich „Israelkritik“ nennt, beruht auf zwei Lügen: 1. Die Ursache des Konflikts zwischen Israelis und Palästinensern ist nicht der Antisemitismus. 2. Der Konflikt wird beigelegt, wenn Israel seine Politik ändert.

Erst vor wenigen Monaten hat Amira Hass eine von der Anti-Defamation League veröffentlichte weltweite Studie über Antisemitismus angegriffen: „Die besetzten palästinensischen Gebiete in die Studie einzubeziehen, macht daraus ein billiges und gefährliches Propagandawerkzeug.“ Amira Hass hat ihr Leben lang nicht verstanden, was Antisemitismus ist. In der Studie ging es nicht um die Haltung der Palästinenser zu israelischen Bürgern, sondern um Verschwörungstheorien über die angebliche Beherrschung der Welt durch die Juden. Warum 89 Prozent der Palästinenser glauben, dass Juden die Weltwirtschaft kontrollieren, kann Amira Hass nicht erklären. Antisemiten sind für sie Helden. Allen Ernstes schrieb sie einmal, Israel rechtfertige „nachträglich“ durch seine Taten das, was Antisemiten „seit 2.000 Jahren“ über die Juden gesagt hätten. Hitler wäre demnach seiner Zeit voraus gewesen, wie es auf Plakaten bei islamischen Demonstrationen immer wieder zu lesen ist.

Die „rechte“ israelische Regierung ist am Antisemitismus schuld? Von wegen. Wenn sogar Amira Hass in der palästinensischen Apartheidsgesellschaft nicht geduldet wird – weil sie Jüdin ist –, wie kann sie dann behaupten, die Palästinenser würden mit Israel Frieden schließen, wenn die israelische Regierung nur endlich das täte, was Frau Hass empfiehlt (bedingungslose Kapitulation)?

Der Psychiater Kenneth Levin, Autor des Buches „The Oslo Syndrome: Delusions of a People Under Siege“ vergleicht den jüdischen Anti-Israel-Aktivismus mit der Selbsttäuschung misshandelter Kinder, die sich einreden, sie würden gequält, weil sie „böse“ seien, und die Peinigung würde aufhören, wenn sie sich „bessern“. Amira Hass hat ihr Leben lang geglaubt, Juden, die Israel hassen, wären vom Antisemitismus ausgenommen, und „Frieden“ würde einkehren, wenn alle Juden ihrem Beispiel folgten. Pech gehabt. Der Passierschein ist ungültig. Raus!

Jetzt hadert sie: „Als Linke stelle ich die antikolonialistische Logik infrage, linke israelisch-jüdische Aktivisten zu boykottieren.“ Der Satz ist kaum zu verstehen, weil er so viele doppelte Negationen enthält und dazu alles auf links dreht. Sie meint eigentlich: Wenn sich der palästinensische Kolonialismus auch gegen mich richtet, finde ich das scheiße. Ihr Argument lautet, linker Aktivismus solle den Makel der jüdischen Herkunft aufwiegen und vergessen machen.

So, wie sich Juden früher taufen ließen, um dem Antisemitismus zu entkommen, werden sie heute Anti-Israel-Aktivisten - wobei sie gleichzeitig den Antisemitismus leugnen, verharmlosen oder einfach nicht über ihn reden wollen. Für Fanatiker wie Amira Hass gibt es nur eine Sache, die ihnen noch wichtiger ist als der Hass auf Israel: ihr großes Ego. Patzig schreibt sie: „Ich habe andere Orte, um meine subversiven Energien zu investieren.“

Seht euch vor, Tibeter und Uiguren!

Amira Hass: “When a Haaretz journalist was asked to leave a Palestinian university” http://www.haaretz.com/news/features/.premium-1.618007

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