Die innenpolitische Redaktion der russischen Wirtschaftszeitung „Kommersant“ hat geschlossen ihre Kündigung eingereicht. Laut Berichten zahlreicher Medien wollten die 13 Redakteure ein Zeichen gegen den Umgang des Verlagshauses mit ihren Kollegen Iwan Safronow und Maxim Iwanow setzen.
Nach Angaben der „Deutschen Welle“ hatten die beiden Journalisten am 17. April darüber berichtet, dass die Präsidentin des Föderationsrates, der zweiten Parlamentskammer Russlands, Valentina Matwijenko, ihren Job bald aufgeben und die Leitung des staatlichen Pensionsfonds übernehmen könnte. Der Artikel habe auch Sergej Naryschkin, den derzeitigen Chef der Auslandsaufklärung, als möglichen Nachfolger von Matwijenko genannt.
Laut dem Internetportal „Dekoder“ missfiel dieser Artikel dem Verlagseigentümer Alischer Usmanow. Sein Sprecher habe den Journalisten zur Last gelegt, einen „bestellten“ Artikel geschrieben und damit gegen die redaktionellen Standards verstoßen zu haben. Sie seien unter Druck gesetzt worden, „Kommersant“ zu verlassen, was sie am 20. Mai auch getan hätten. Usmanow gilt als Oligarch und enger Vertrauter des russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin.
Warum ausgerechnet der Artikel über den möglichen Wechsel im Föderationsrat für soviel Unmut gesorgt hat, ist zurzeit unklar. Die „Deutsche Welle“ vermutet, dass Matwijenko und Naryschkin den Artikel als Gefahr für ihre weitere politische Karriere betrachteten und Verlagseigentümer Usmanow baten, zu intervenieren.
Laut der „Deutschen Welle“ beschränkt sich die Solidarität mit den geschassten Redakteuren nicht auf das Politikressort. 200 Journalisten, die für die Media-Holding von Usmanow tätig seien, hätten eine Stellungnahme unterschrieben, in der sie Safronow und Iwanow gegen die Vorwürfe in Schutz nehmen und den wachsenden Druck auf Journalisten in Russland beklagen. Mit „Kommersant“ werde eines der besten russischen Medien zerstört.