Atomkraft bezeichnet die Energie auf denn Elektronenbahnen bzw. die dort in Wechselwirkung tretenden Elektronen von Schale bzw. Bahn zu Bahn und auch mit denen anderer Atome. Atomkraftwerke sind demnach alle Kohle- und Gaskraftwerke. Kernkraft oder Kernenergie ist die Kraft, die den Atomkernen innewohnt und die Protonen zusammenhält, obwohl die, wegen gleicher Ladung, sich abstoßen müssten. Diese Kernkraft ist um ein Vielfaches höher als die Atomkraft. Wer Atomkraft- Nein Danke betet gibt genau genommen kein Statement gegen Kernenergie ab. Eine schlampige Verwendung der Begriffe, die Verlotterung der Sprache und die zunehmende Unfähigkeit Zusammenhänge von Sätzen zu erkennen oder selbstständig die eigenen Gedanken verständlich in Worte und Sätze zu äußern ist unübersehbar und hat bereits eine jahrzehntelange Entwicklung hinter sich. Eine Folge gut gemeinter Bildungspolitik. Das ist kein Vorwurf gegen Herrn Spahl. In der Sache hat er recht. Und “echte” Physiker mögen mir die o. g. Definition nachsehen. Ich zitierte nur sinngemäß aus dem Physikunterricht von vor über 40 Jahren.
In China sind derzeit über 1000 Kohlekraftwerke in Bau oder in Planung. Von “Kohleausstieg” zu sprechen geht da ganz leicht an der Realität vorbei. Neben den Kohlekraftwerken werden auch Wasserkraftwerke und Kernkraftwerke massiv ausgebaut. Logischer Weise nutzen die Chinesen auch die Idee mit den Heizkraftwerken mittels Kernkraft, welche in Deutschland schon vor 30 Jahren marktreif war - sie sind ja nicht dumm (die Chinesen). Lediglich bei Wind- und Solaranlagen legt China gerade eine klassische Vollbremsung hin - auch aus gutem Grund (50 TWh nutzlose Stromproduktion durch Windanlagen in 2016).
“Der Bau des ersten Reaktors soll im nächsten Jahr voraussichtlich in der Inneren Mongolei beginnen.”(hier) Da wohnt nämlich kaum jemand! Deutschland-China-Vergleiche sollte man tunlichst vermeiden. Ebenso sind echte Kernkraftwerke (größer 1 GW-Strom) mit Plantschbecken-Kernwärmekraftwerken wie Äpfel und Birnen. Hier fällt der Autor in die Stimmung der Sechzigerjahre zurück, als man die Kernenergienutzung für die Lösung aller Probleme hielt. In den Fünfzigern gab es gar einen Atombombentest-Tourismus in der Wüste Nevada mit anschließendem Gruppenfoto und Atompilz im Hintergrund. Heute, wie damals, treten wieder Vertreter der Zukunftszunft auf und verkünden die Lösung aller Probleme: z.B. durch “Erneuerbare Energien”, Elektromobilität, Salat und Bienen auf den Dächern oder Ökomüll-Pflicht. Wenn wir nicht aufpassen - auch auf Macron&Co; - landen wir in der “totalen Demokratie”. Ich meine die Diktatur von Minderheiten über die Mehrheitsgesellschaft. Ich möchte, dass Studierende wieder Studenten sind; die Welt nicht klein und empfindlich, sondern riesig und schön; der Verstand obsiegt über Ideologie; Katastrophisten das Mikrophon abgestellt wird, die unsere Welt als gruseligen, gefährlichen Ort beschreiben und dass sich die Menschen wieder - statt eines “Hallo” - einen guten Tag wünschen.
Ich kann mich zur Zeit der Fukushima-Katastrophe daran erinnern, dass man in der münchener Lokalpresse kritisierte, dass der Forschungsreaktor in Garching noch in Betrieb ist. Also hier trifft man mit solchen Erklärungen über die Unbedenklichkeit solcher Reaktoren wohl auf taube Ohren.
Vorbild China? Es genügt, Unmengen von im 1,4-Milliarden-Menschen-Land produziertem Plastik-Schrott in deutsche Läden zu importieren. Ansonsten ist es wohl schwerlich möglich, dieses staatlich gelenkte Riesenreich mit alleine 85 Millionen-Städten mit der Bundesrepublik zu vergleichen. Hier könnte man, wenn es ihn gäbe, den Fernwärmebeadraf längst mit der Abwärme der thermischen Großkraftwerke (Atom und Kohle) decken, die zum allergrößten Teil durch den Schlot rauscht oder deutsche Flüsse heizt. Und wenn schon der Blick nach China, Herr Spahl, dann sollte man nicht nur scheuklappengesteuert auf schwimmende Atomeier schauen, sondern auch auf die folgende Meldung, denn China hat Deutschland auch bei der Energiewende längst abhängt. Aus RT deutsch, in Auszügen: “Die in Peking ansässige Three Gorges New Energy Corporation hat 151 Millionen US-Dollar in den Bau des größten schwimmenden Solarstromprojekts der Welt investiert. Mit der Anlage soll jährlich der Ausstoß von fast 200.000 Tonnen Kohlendioxid eingespart werden. Der Bau der 150 Megawatt-Stromanlage wurde im Juli dieses Jahres begonnen, wobei nach Angaben des Unternehmens ein Teil bereits ans Netz gegangen ist. Die neue Anlage basiert auf Solarzellen, die in Schwimmkörper eingebaut sind. Diese befinden sich auf der Oberfläche eines Sees, der sich nach dem Einsturz einer Kohlemine bildete. ...”
Das Problem, wohin mit den abgebrannten Brennelementen, wird in dem Beitrag nicht angesprochen. Das mag auch für China mit seinen riesigen unbewohnten Flächen kein Thema zu sein, ist es aber für das dichtbesiedelte Mitteleuropa. Für Deutschland beanspruchen einige unserer fürsorglichen Politiker absolut sichere Lagermöglichkeiten für mindestens 500 Tsd. Jahre zu schaffen. Diese Herangehensweise und die im Artikel angesprochene ideologische Verteufelung des “Atoms” werden unser Land weiterhin zu einem energiepolitischem Pharisäertum verkommen lassen.
So langsam könnte man sagen, von den Chinesen lernen, heißt Pragmatismus zu lernen. Sie bauen im Sauseschritt eine Brücke, hier dauert eine ICE Strecke 26 Jahre (Ein Viertel Jahrhundert !!), vom Flughafen gar nicht mehr zu reden und sie werden jetzt auch dieses Projekt in kürzester Zeit umsetzen. In Europa haben wir dafür aber schöne Klimagipfel, ist ja auch etwas. Und in Deutschland klappt es besonders gut mit Verboten.
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