Wie es sich für ein Pogrom gehört, gab es Täter, Opfer und Zuschauer. Die Täter waren rücksichtslos, die Opfer hilflos und die Zuschauer haben zugeschaut. Es ist irrelevant, ob es echte Vergewaltigungen oder "nur" sexuelle Nötigungen im Sinne des § 177 StGB waren. Ein Mensch, der Spießrutenlaufen muss, dabei angefasst, bedrängt, geschlagen und verhöhnt wird, erlebt eine Vergewaltigung. Man muss nicht Historiker oder Antisemitismus-Experte sein, um Parallelen zu den antijüdischen Pogromen aus der Zeit vor dem Holocaust zu erkennen.
Nun sind Frauen, anders als die Juden, keine Minderheit. Und niemand bereitet die "Endlösung der Frauenfrage" vor. Aber der Hass auf Juden und der Hass auf Frauen sind nahe Verwandte. (Wer es genauer wissen möchte, sollte "Geschlecht und Charakter" von Otto Weininger lesen.) Altes Kulturerbe, das nachwirkt, allen Erfolgen der Emanzipation und den Bemühungen der Gleichstellungsbeauftragten zum Trotz.
Dass der ewig wandernde Jude inzwischen in Israel sesshaft geworden ist und so manches Land und manche Institution von Frauen regiert wird, hat weder an dem einen noch dem anderen Ressentiment etwas geändert. Sowohl Frauen- wie Judenhasser fühlen sich von den Objekten ihrer Wut herausgefordert, provoziert. Kein Antisemit, der nicht "dem Juden" die Schuld dafür geben würde, was er ihm antun musste; und kein Vergewaltiger, der die Frau, die er vergewaltigt hat, nicht dafür verantwortlich machen würde, was ihr zugestoßen ist. Mehr