Henryk M. Broder / 09.05.2017 / 12:28 / 12 / Seite ausdrucken

Köln? Silvester? War da was? Nur ein paar Fremde unter Fremden

Von Henryk M. Broder. Bei Peter Hahne auf Phoenix diskutierten am 29. 4. Norbert Bolz und Uwe-Karsten Heye, ehemaliger Redenschreiber von Willy Brandt, ehemaliger Leiter des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung und Regierungssprecher von Gerhard Schröder, über das Thema "Medien zwischen Gefühl und Fakten. Wie viel Wahrheit vertragen wir?" Die Bürger, sagte Peter Hahne in der Anmoderation, hätten "irgendwie das Gefühl, nicht vollständig informiert zu werden, und zwar aus falscher Rücksichtnahme". 

Im Laufe des Gesprächs (22:25) kam die Rede auch auf die Kölner Silvesternacht 2015. Dazu sagte Uwe-Karsten Heye Folgendes:

Naja, in Köln. Ich habe lange in Mainz gelebt, und wenn die drei oder vier tollen Tage oder fünf tollen Tage sind, dann sind sozusagen sexuelle Übergriffe etwas, das irgendwie dazugehört, ohne dass man sich... Und wenn dann außerdem noch dort junge Leute stehen, die weder die Sprache beherrschen, um die es geht, die weder die Kenntnis haben, in welche Art von kultureller Haltung kann ich mich hier begeben, ohne dass ich in eine schwierige Situation komme, also fremd unter Fremden zu sein, und wir über Jahre den Eindruck erweckt haben, als ob alle, die zu uns kommen, auch wieder gehen werden, ja, Gastarbeiter kommen und gehen, aber dass Menschen gekommen sind, hat lange gebraucht und braucht immer noch lange, darüber nachzudenken, was das bedeutet... 

Worauf Norbert Bolz erwiderte: Ich habe es noch nie erlebt, dass man die Silvesternacht in Köln derart genial bagatellisiert hat, wie Sie es gerade gemacht haben. 

Was Sie über den Fremdenversteher Uwe-Karsten Heye noch wissen müssen: Er ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender des Vereins „Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland“, der auch von staatlichen Stellen generös alimentiert wird. Jetzt müsste der Verein nur noch in "Arsch zeigen!" umbenannt und Uwe-Karsten Heye zum Vorsitzenden auf Lebenszeit ernannt werden.

PS. Heye selbst erklärt seine Aussage so: " Ich kann verstehen, dass Sie meine Äußerungen so aufnehmen konnten. Dass ich diese zu diesem Missverständnis führende Verkürzung bedauere, die mir da unterlaufen ist, davon können Sie ausgehen. Das Gespräch bei Hahne hatte als Thema Lügenpresse und im Zusammenhang mit den Ereignissen in der Sylvesternacht in Köln hatte ich an die Presseerklärung der Kölner  Polizei erinnert, die von einem angeblich ruhigen Verlauf der Nacht handelte. Als sich dann das Gegenteil herausstellte, war ich ähnlich entsetzt wie Sie. In der kurzen Debatte darüber in der Sendung von Peter Hahne ging es mir darum, den Eindruck zu relativieren, als ob männliche Machtansprüche und Gewalt gegen Frauen nur auf ausländische Täter zutreffen. Gewalterfahrung prägt Menschen und führte unter anderem dazu, dass in Deutschland auch sichere Frauenhäuser eingerichtet wurden, in die Frauen allein oder mit Kindern vor häuslicher Gewalt Schutz finden. Das war es, was ich ausdrücken wollte, und was mir ganz offenkundig nicht gelungen ist."

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Leserpost

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Uta-Marie Assmann / 10.05.2017

@helge-rainer decke: wenn es Herrn Heye nicht mehr möglich ist, sich ‘konzentriert und differenziert zu äussern’, dann schlage ich vor, dass er auch nicht mehr öffentlich auftritt. Seine Aussagen sind eine ganz unglaubliche Relativierung der Kölner Vorgänge. Vorgänge übrigens, denen sich mittlerweile Frauen fast jeden Alters ausgesetzt sehen - dank des anhaltenden Staatsversagens und auch der Schwätzer vom Schlage Heyes.

Peter Meckeler / 10.05.2017

Im WDR durfte eine grüne Willkommens-Tante in der Böttinger-Bürgersendung zu dem Thema sagen, die Sache mit den Übergriffen sei “aufgebauscht” (???) Es gab zwar Hoho - Rufe im Publikum, aber keine Reaktion vor dem Mikro. Vielleicht waren auch alle “Übergreifer” psychisch krank und wer die “Medien-Geheimsache” damals vor dem WDR ins Netz stellte einfach nur 1933, rechts, nationalistisch, rechtspopulistisch,  oder sogar der rechte Rand!?

JF Lupus / 10.05.2017

Heye darf durchaus als repräsentativ angesehen werden für die Partei, die er vertritt. Erstaunlich, dass die Koopertion aus Rotfunk (WDR) und ZDF, genannt Phoenix, Herrn Bolz überhaupt zu Wort kommen ließ.

Torsten Bengtsch / 09.05.2017

Hallo Herr Broder, Auf den Punkt gebracht. Weiter so.

Heiko Stadler / 09.05.2017

Dass in der kölner Silversternach Hunderte von Frauen misshandelt wurden, dass auch weiterhin fast täglich Frauen bedrängt und vergewaltigt werden, aber die Medien darüber schweigen, ist doch eine Bagatelle. Das wahre Problem ist, dass die Frau auf der Steuererklärung erst an zweiter Stelle steht.

Michael Loehr / 09.05.2017

Ich habe Herrn Heye vor Jahren mal in einem Luxushotel erlebt und mir schon damals die Frage gestellt, warum dieser schrecklich arrogante Gutmensch, der mit unseren eigenen Landsleuten überhaupt nicht klar kam, damit sind u.a. die Hotelangestellten gemeint, jeden Fremden bis zur intellektuellen Selbstaufgabe glorifiziert.

Moritz Schneider / 09.05.2017

Eine in höchstem Maße interessante Talkrunde. Ich habe Professor Bolz sehr gerne zugehört, der sachlich und gemessen seine Ansichten dargelegt hat und Herrn Heye auch beipflichtete in Punkten, die seiner Ansicht nach zutrafen. Herr Heye war ständig am relativieren und stets passiv-agressiv aufgeladen. Viele Aussagen des Herrn Prof. Bolz wollte er gerne wissenschaftlich belegt haben, er implizierte so indirekt, dass dessen Aussagen prinzipiell wertlos und nicht valide seien, sofern er das nicht sofort kann. Als ob man bei einer Talkrunde zu jedem Argument eine wissenschaftliche Studie aus dem Hut zaubern könnte. Gerne lenkte er auch den Fokus auf andere Punkte, wenn er merkte, dass seine These nicht stichhaltig ist. Z.B. als er zur Frage “Kann man den Menschen die ganze Wahrheit zumuten?” zur Frage umschwenkte “Was ist denn eigentlich Wahrheit”. Auch monierte er die fehlende mediale Präsenz des Themas “Gefahr von rechts”, konkret belegen wollte er es dann mit den Verfehlungen staatlicher Organe in der NSU-Affäre.  Die Silvesternacht lenkte er um auf eine Gastarbeiter-Integrationsfrage und “was es eigentlich bedeutet…” um dann seinen Satz inhaltlich versanden zu lassen. Das ist schon große Kunst. Ganz am Ende ließ er dann noch die Ultima-Ratio der Argumente vom Stapel: Das “historische Problem” und die Verantwortung, die wir deshalb im “Umgang” mit der “Wahrheit” haben. Hier wird meiner Meinung nach, und ich sage das mit allem Respekt, das Schicksal der Juden im 3. Reich vereinnamt als Rechtfertigung für die Defizite in der heutigen Informationskultur der Medien und der Politik. Hier zeigt sich exemplarisch genau die Arroganz, die Herr Prof. Bolz in der medialen und politischen “Kaste” kritisiert.  Es ist einfach nur bewundernswert, wie ruhig ein Herr Bolz bei all dem geblieben ist.

Frank Stricker / 09.05.2017

Ich habe mir den betreffenden Ausschnitt auf Phönix mehrmals angeschaut und habe den untrüglichen Eindruck gewonnen; Der Herr Heye war einfach blau ! Das wilde umherfuchteln der Arme inklusive belegter Stimme mit unkoordiniertem Sing-Sang kann einfach nicht von einer nüchternen Person stammen. Er glaubt wohl hier seinem großen Vorbild Gerhard Schröder nacheifern zu müssen von der legendären Berliner Runde 2005.”  Frau Merkel, jetzt lassen se mal die Kirche im Dorf” (hicks). Ansonsten wird der hilflos wirkende Herr Heye vom überragendem Prof. Bolz gnadenlos abgemeiert. Gerne mehr davon !

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