Als trockener Alkoholiker frage ich mich in diversen Filmen immer, wieso Alkoholiker Darstellende den Schnaps in ein Glas schütten, um den Inhalt des Glases sofort runterzukippen. Aus Hygienegründen, nicht aus der Flasche zu trinken? Chips nicht aus der Tüte zu futtern, obliegt ebenso vermutlich hygienischen oder ästhetischen Gründen, um sich und anderen nicht zu suggerieren, man sei maßlos oder disziplinlos. Dass man nach Füllen des Schüsselchens die angebrochene Tüte nicht mehr findet, hat eher was mit Demenz als mit Freiheit zu tun. Es sei denn, man weiht und ehrt Lebens- und Genussmittel in Ritualen, bevor diese als Brei zermahlen sich im Magen mit anderen Breien zu eigentlich ungeniessbaren Klumpen vermischen.
Meine letzte Tüte Chips habe ich an Wildsauen verfüttert. Alle Jubeljahre kaufe ich eine Tüte, um festzustellen, dass sie mir nicht schmecken.
Man kann auch eine große Schüssel nehmen und den Inhalt von zwei Chipstüten hineinschütten. Dann hält der Gaumenschmaus länger an. Ob einem davon übel wird, ist eine Sache des Trainings… Die Freiheit des Weniger ist auch immer eine Freiheit des Mehr. Der eine so, der andere so.
Ich trinke sehr gern Wein. Ich giesse in in ein Glas und trinke ihn. Bin ich dann zufrieden ? Meistens nicht. Also giesse ich ihn in ein zweites Glas und dann in ein drittes. Und siehe da, wie von Zauberhand ist die Flasche leer ! Bin ich dann glücklich ? Meistens schon ! Sie sehen also Lieber Herr Wegner, dass mit der einen Schüssel kann nicht hinhauen, genauso wenig wie mit dem einen Glas. Prost !
Scheints nur mir so, als ob da der Schalksnarr sich einen Schabernack machen wollt? Freilich ist s doch wie beim Weine- immer nur ein Glas… und noch eines, und noch eines. Vergessen ist irgendwann die ganze Philosophiererei, spätestens wenn man sich knickebeinig auf den Weg macht. Und der Kopf ist nicht schwer von tiefgründigen Gedanken. Herr, lehre uns Demut und Bescheidenheit. Nicht umsonst zählen Völlerei und Maßlosigkeit zu den Sünden.
Ich finde diese Philosophie klasse! Ungeahnte Möglichkeiten der Anwendung tun sich da auf - sobald man das Bild von Peter Altmeier aus dem Kopf heraus hat, das sich bei mir seltsamerweise immer dann einstellt, wenn ich sehe, wie jemand massenhaft und unkontrolliert (das muss man sich mal vorstellen in der heutigen Zeit!) Chips in sich hinein stopft. Augenblick….so. Jetzt ist er draußen, ebenso wie aus dem Bundestag. Apropos Bundestag: Hier könnte man die Chipsphilosophie doch hervorragend anwenden. Sich selbst befreien durch Reduzierung - man muss sich ja nicht jede Knalltüte in Gänze geben, nicht wahr? Zumal: wirklich frisch wirkt da kaum noch wer. Und fad war es zuletzt auch ziemlich. Also reduzieren wir doch mal! Und dann fliegen wir gemütlich im Privatjet zur nächsten Tanke. Chips holen.
Ich ziehe meine Grenze bei 7,4 Liter Hubraum. Wir bauen zwar auch Motoren mit bis zu 9,2 Liter, aber für mich gibt es einen Punkt, der “wahnsinnig viel Spaß” von “Spaß am Wahnsinn” trennt. So einfach lassen sich Kartoffel-Chips mit V8-Motoren vergleichen ;-)
Seit Wochen liegt eine Chipstüte im Schrank, die ich mich nie zu öffnen getraut haben aus den bekannten Gründen. Jetzt habe ich es getan und nach dem Befüllen meiner kleinsten Schüssel die Tüte sofort wieder verschlossen. Der Genuss war himmlisch! Dazu gab es ein kleines Gläschen Weißwein, die Flasche konnte man leider nicht einschweißen, aber dafür sofort wieder in den Kühlschrank stellen. So kann man sich in düsteren Zeiten ein paar schöne unbeschwerte Minuten gestalten und schon mal üben für 2G. Danke für den Tip!
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