Vera Lengsfeld / 06.05.2021 / 16:00 / Foto: Imago / 60 / Seite ausdrucken

Klimaschutz als pandemische Herausforderung

Schon zu Beginn der Corona-Krise gab es Stimmen, die mahnten, man müsste die „goldene Gelegenheit“ (Prince Charles) – gemeint sind die weithin akzeptierten Freiheitsbeschränkungen zugunsten eines Gesundheitsschutzes – ergreifen, um diese Einschränkungen des öffentlichen und Wirtschaftslebens für den Klimaschutz zu nutzen. Die Blaupause dafür ist seit Juni letzten Jahres auf dem Markt, in Form des Buches von Klaus Schwab über „Covid 19: The Great Reset“. Darin heißt es frank und frei, eine Rückkehr zur Vor-Covid-Normalität würde es nicht geben. 

Der Ruf nach einem „wohlmeinenden Diktator“ war unter den Klimarettern schon vor Jahren laut geworden. Auch der langjährige Berater von Kanzlerin Merkel Hans-Joachim Schellnhuber plädierte in seinen zahlreichen Büchern immer wieder dafür. Schellnhuber freut sich auf die nachhaltige Zukunft jenseits unserer gegenwärtigen „Mitläuferdemokratie“ und träumte von „Volksentscheiden mit Teilnahmepflicht“ oder von „Ombudsleuten für die Rechte künftiger Generationen – vielleicht sogar mit Parlamentssitz“ (Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen“/WBGU mit Bericht „Welt im Wandel“). Angeblich sei die Gefahr der Selbstverbrennung durch rasante Erderwärmung zu groß, um mit demokratischen Prozessen bekämpft werden zu können. 

Wer noch vor einem Jahr auf die Gefahr hinwies, dass die Gesundheitsverordnungen direkt in Restriktionen zur „Klimarettung“ überführt werden könnten, wurde als Verschwörungstheoretiker lächerlich gemacht. Da half auch kein Verweis auf die öffentlich zugänglichen Publikationen. Die Politik verwies jeden Gedanken, dass die Covid- in Klimaschutzmaßnahmen umgewandelt werden könnten, ins Reich der Phantasie. Aber bekanntlich hat das Gesundheitsministerium noch zwei Tage vor Inkrafttreten des ersten Lockdowns bestritten, dass seitens der Regierung Maßnahmen zur Einschränkung des öffentlichen Lebens geplant seien.

Nun ist der Ministerpräsident des Freistaates Sachsen, Michael Kretschmer, der in seinem Land sogar die sonst überall übliche Öffnung der Gartenmärkte untersagt hat, überraschend vorgeprescht mit der Warnung, vom Corona-Lockdown nicht in einen Klima-Lockdown überzugehen. Da fällt so manchem, ob er nun will oder nicht, Walter Ulbrichts: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu bauen“, ein. Das Drehbuch geht frei nach dem ehemaligen Präsidenten der EU-Komission Jean-Claude Juncker: "Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt." Kretschmers Auftritt ist ein Beweis, dass der Klima-Lockdown bereits ernsthaft von der Politik in Erwägung gezogen wird. Wenig später hat Ministerpräsident Söder per Twitter klar gemacht, dass der Klima-Lockdown so ganz nach seinem Geschmack ist:

„Klimaschutz daheim. Der Klimawandel ist nach Corona die nächste pandemische Herausforderung. Wir wollen in Bayern voran gehen und bis 2040 klimaneutral sein. Moore sind dafür die besten natürlichen CO2- und Wasserspeicher“.

Garniert mit einem hübschen Bild von Markus vor einem bayrischen Moor. Passend dazu leitete er Schritte ein, wie die CO2-Reduktion in Bayern erreicht werden soll, damit das Land bis 2040 „klimaneutral“ ist. Für ganz Deutschland ist 2045 oder 2050 anvisiert.

Wir wissen zumindest, wie das für das Politbüro ausging

Dieses „Klimaziel“ kann nur auf dem Wege drastischer Einschränkungen erreicht werden. Tourismus wird es dann in der bekannten Form nicht mehr geben, Individualverkehr auch nicht, Wohnraum müsste auf eine noch festzulegende Quadratmeterzahl beschränkt, Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs verteuert werden.

Wer denkt, dass die „Klimaschutzmaßnahmen“ auf Deutschland beschränkt seien, irrt. Deutsche Politiker versuchen nur wieder einmal, sich an die Spitze der Bewegung zu setzen. „Der Klimawandel wird das nächste COVID-Ding (...) sein. Es ist eine „pandemie-ähnliche Geschichte, die wir bis zum Ende ausschlachten werden, aber diese hat Langlebigkeit", sagt eine Führungskraft des US-Nachrichtenkanals CNN, "wissen Sie, was ich meine? Es gibt ein definitives Ende der Pandemie. Sie wird so weit abflauen, dass sie kein Problem mehr darstellt. Der Klimawandel dagegen kann Jahre dauern, also werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, das noch ziemlich lange auszuschlachten…Angst verkauft sich gut.“ 

Die einzige Hoffnung, diesen Wahnsinn noch zu stoppen, schöpft sich aus der abnehmenden Akzeptanz der Bevölkerung für Lockdowns. Mehr Aufschluss über die tatsächliche Stimmungslage, als die meisten Medienberichte verbreiten, gibt eine kürzlich von Allensbach durchgeführte Umfrage. Achtzig Prozent der Menschen in Deutschland vertrauen „den Parteien“ allenfalls noch wenig oder gar nicht mehr. Das ist ein Wert, wie er noch nie in einem Wahljahr gemessen wurde.

Er bedeutet, dass die übergroße Mehrheit der Bevölkerung sich von keiner Partei mehr vertreten fühlt. Einen Vertrauensschwund dieser Größenordnung gab es seit 1949 so noch nie. Eigentlich hätte diese Umfrage unter Demokraten eine öffentliche Grundsatzdebatte über die Ursachen auslösen müssen. Stattdessen sind die Söders dabei, den abgelehnten Kurs noch zu verschärfen, während die Medien eine Masseneuphorie für die Grünen herbeidichten. Politik und Realität sind hier so weit voneinander entfernt wie zu DDR-Zeiten im Politbüro. Wir wissen zumindest, wie das für das Politbüro ausging.

Dazu passt auch eine Meldung vom heutigen Tage: "Söder erhält Bayerische Verfassungsmedaille" titelt zeit.de. Die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold sei das "Vergelt's Gott!" für Leistungen, die das Zusammenleben im Freistaat bereicherten, sagte Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) bei der Verleihung. "Wir brauchen Persönlichkeiten, die vorneweggehen und damit andere ermutigen: für den Zusammenhalt, für den Fortschritt, für das Gemeinwohl."

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Ben Clirseck / 06.05.2021

Soso, jemand von der CSU verleiht jemandem von der CSU die Bayerische Verfassungsmedaille in Gold. Erinnert mich irgendwie an die DDR und deren „Eliten“. Auch Honecker hatte einen Orden, den „Held der Sowjetunion“ verliehen bekommen.

Marc Greiner / 06.05.2021

Die entscheidende Frage lautet: Was können wir dagegen unternehmen?

Rolf Mainz / 06.05.2021

“Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen.” Hat das Land dazu gelernt?

Donatus Kamps / 06.05.2021

Der Klimawandel ist keine pandemische, sondern eine weltanschauliche Herausforderung und führt zu einem Religions- und Kulturkampf. Ich bin dafür, daß man den Etikettenschwindel beendet und die Klimakirche in Deutschland endlich als das anerkennt, was sie tatsächlich ist, nämlich eine Religions- und Weltanschauungsgemeinschaft: mit der Heiligen Jungfrau Greta als Religionsmutter, Windrädern als weit sichtbaren Herrschaftssymbolen, der CO2-Steuer als Ablaßhandel, Extinction Rebellion als Flagellanten, den Klimaleugnern als den “Antichristen”, CO2 als dem Schwefel aus der Hölle, dem Paradies als CO2-freier Gesellschaft, veganer Ernährung als Fastenvorschrift, den Veröffentlichungen des IPCC als Unfehlbarkeitsdogmen und Schellnhuber als erstem ratsvorsitzenden Landesbischof der KlimaKircheDeutschland (KKD) als Körperschaft des öffentlichen Rechts. Laut Grundgesetzartikel 4 ist jeder frei, seine Religion selbst zu wählen, und niemand kann gegen seinen Willen zu einer Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft gezwungen werden, die nicht seinen Überzeugungen entspricht. Alle Klimamaßnahmen müssen somit dann von der Kirchensteuer der Klimagläubigen finanziert werden. Söder sollte sich entscheiden, ob er Christ oder Klimagläubiger sein will, beides gleichzeitig geht nicht.——- Im Alten Testament gibt es die Geschichte, daß die Israeliten von Jahwe abfielen und um das Goldene Kalb tanzten, als Moses länger abwesend war. Es ist wohl für Menschen schwierig, so ganz ohne Religion auszukommen. Gilbert Chesterton meint dazu, daß Menschen, die nicht an Gott glauben, dann nicht nichts glauben, sondern allen möglichen Unsinn. Wenn Menschen nicht mehr an Gott glauben, dann neigen sie dazu, profane Alltagsdinge stattdessen religiös aufzuladen, weil sie ihren Atheismus ob seiner Bitterkeit nicht aushalten.

Dieter Kief / 06.05.2021

Et looft, et looft. Der Markus Söder surft die große Angstwwelle. Und er macht es beängstigend gut. - Mal sehen, wie lange noch. Irschendwann werden welche skeptisch werden - und dann kann es ganz schnell gehen. - Ok: Macht der Markus Söder vielleicht die nächste Drehung. Er ist sehr gut darin. - Aber auch Virtuosen der Anpasssung haben sich schon vertan hinieden. - Spannend, dit janze, gibbich zu.

Johannes Schuster / 06.05.2021

Demokratie funktioniert nur, wenn die Bevölkerung nicht aus lauter hörigen Trotteln besteht, Deutschland scheitert an der conditio sine qua non, nicht an der Politik, die ist nur der Auswurf des Volkswillens in einem Delta - Wert von nahezu Null, was praktisch der Identität gleichkommt.

Rainer Niersberger / 06.05.2021

Der Vertrauensschwund reicht nicht. Um wieder einmal das hässliche Tabuwort zu verwenden, aber ohne Widerstand in einer bestimmten “Form” wird es nicht gehen. Wo dieser Widerstand oder genauer Aufstand der vernuenftigen Demokraten fuer Freiheit und Recht zur “Trennung” von den Machthabern, den Sektierern und Transformatoren allerdings herkommen soll, erschließt sich mir nicht, zumindest nicht im failed state Sch’land. Anzeichen dafuer, dass die psychogeistig massiv gehandicapte Gesellschaft ausgerechnet die Gruenen, ihre “Quasitherapeuten” , zum Teufel jagt, sehe ich nicht.  Sektenmitglieder wenden sich sehr selten gegen ihre Gurus, von denen sie abhängig sind. Deren Fall, gerne zusammen mit ihren AnhaengerInnen, beruht auf anderen Gruenden. Wie Sieferle nicht nur dieses richtig beschreibt, kommt es am Ende eher zum Streit der weissen “Würmer” untereinander um die Reste, soweit reicht der “” Mut” gerade noch, definitiv aber nicht zur Notwehr gegen “oben”.

Ernst Lepanto / 06.05.2021

Wer dem Türken Markus auch nur ein Wort glaubt ist eh selber schuld . Bei mir hat Er schon im Jahre 2012 jegliches vertrauen und an Ihn glauben auf Lebenszeit verspielt diese ...dpa.. Meldung war eben zuviel des Guten : 30. Mai 2012   Söder: “Der Islam ist ein Bestandteil Bayerns”

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