Sebastian Biehl, Gastautor / 04.12.2024 / 10:00 / Foto: WikiCommons / 21 / Seite ausdrucken

Kleine Demo-Flaggenkunde

Wenn auf einer Demo irgendwo eine Reichsflagge herumflattert, gilt das als Indiz für Verwerfliches. Aber welche Fahnen wehen denn sonst noch so bei Demos? Ein Flaggenführer für Anfänger. 

Bei solchen Demonstrationen und Versammlungen, deren Veranstalter als rechts gelten oder auch nur von medienpräsenten Meinungsbildnern dazu erklärt werden, wird ja jedes Fähnchen aufmerksam begutachtet. Alte Reichsfahnen oder Reichskriegsflaggen bleiben sowieso nicht unbeachtet. Aber manche politisch missliebige Demonstration brachte auch zeitweise fast vergessene Fahnen wieder ins öffentliche Bewusstsein zurück.

Beispielsweise tauchte vor Jahren auf den kürzlich eingestellten Pegida-Demonstrationen in Dresden auch die sogenannte Wirmer-Flagge auf. Die in schwarz-rot-gold gehaltene Fahne erinnert mit ihrem Philippuskreuz an die Flaggen skandinavischer Länder und verbreitete sich auch bei anderen Demonstrationen. Entworfen von Josef Wirmer, einem der Männer des 20. Juli 1944, sollte sie nach dem (leider nicht erfolgreichen) Anschlag auf Hitler die Flagge des neuen Deutschlands werden. Verboten sind übrigens weder die Wirmer- noch die Reichsflagge. Ansonsten sieht man auf rechten Demos außer der Bundesflagge kaum andere Flaggen. Hier mag man es bekanntlich nicht so verwirrend bunt und vielfältig.

Auf Demonstrationen der AfD ist man sehr auf Distanzierung eingestellt, dort sind eigentlich nur Deutschlandflaggen und die Flaggen der deutschen Bundesländer gern gesehen, bei Reichsflaggen schreitet schon mal der Ordner ein, schließlich gibt das auch unschöne Bilder, nach denen die Medien lechzen.

Damit sind wir gleich bei den zahlreichen Gegen-Demonstrationen oder diversen anlasslosen Anti-Rechts-Demos: Hier darf die Regenbogenflagge der Schwulenbewegung, offiziell LGTB+ Pride Flag und die noch wokere Version der alles inkludierenden Progress-Flag nicht fehlen. Letztere wird wegen immer neu hinzukommender sich diskriminiert fühlender Gruppen immer bunter und vielfältiger zur Inter*Progress-Flag. Auch die Antifa-Fahne ist dort häufig und gern gesehen. Wenn dort etwas Ärger macht, dann vielleicht eine Flagge des besten und vielfältigsten Deutschlands aller Zeiten.

Bei den klassischen Arbeiter- und Gewerkschaftsdemos gegen Entlassungen, Kürzungen etc. mag man es natürlich gerne rot in rot: Fahnen von IG Metall (IGM) und SPD, vereinzelt auch mal von der MLDP oder manchmal auch Hammer und Sichel – oft sind sie alle vertreten. Warum ist in solchen Fällen eigentlich so gut wie nie etwas von Distanzierungen seitens SPD oder IGM oder Aufregung wegen der „Vereinnahmung“ durch lupenreine Kommunisten zu vernehmen?

Rot in allen Schattierungen ist auch sehr stark repräsentiert bei den 1. Mai Demos. Sowohl bei den offiziellen Veranstaltungen der Gewerkschaften als auch bei jenen Aufmärschen, zu denen sich die Linksradikalen aller Art versammeln. Neben den Arbeiterkampf-Symbolen und -flaggen, der sowjetischen Flagge sind auch Antifa- und Palästinenserflaggen oder die der PKK mit dabei.

Bei den Demonstrationen gegen Israel sind natürlich die Palästinenserflagge (legal) und die Hamasflagge (illegal) dabei. Auch die Fahne des Libanon, mittlerweile eine Kolonie der Hisbollah, ist dort zu sehen. Zudem zeigt die Antifa gerne Fahnentuch-Präsenz bei diesem vermeintlichen anti-rassistischen Kampf.

Bei den seltenen Demonstrationen gegen Islamismus findet sich oft die Flagge des völkerrechtlich nicht anerkannten säkularen Kurdenstaates und auch der iranischen Monarchisten, sprich die ehemalige Flagge des Iran vor der Mullah-Revolution von 1978. Auch Regenbogen- und Deutschlandfahnen kann es geben. Israelflaggen finden sich beispielsweise bei den mutigen Demonstranten gegen islamistische Aufmärsche zum sogenannten Al-Quds-Tag.

Bei einigen themenbezogenen Demos, die nicht ideologisch eindeutig zuordenbar sind (trotz Versuche der Medien oder des Verfassungsschutzes, diese als rechts oder verschwörungstheoretisch zu etikettieren), wie etwa den Coronademos, konnte man von der Regenbogen- bis zur Reichsflagge, von der roten Fahne bis zu Schwarz-rot-gold, fast alles finden. Nur die Liebhaber der Hamas-Flagge oder anderer islamistischer Bekenntnisse waren dort deutlich unterrepräsentiert.

Sebastian Biehl, Jahrgang 1974, arbeitet als Nachrichtenredakteur für die Achse des Guten und lebt, nach vielen Jahren im Ausland, seit 2019 mit seiner Familie in Berlin.Vor Kurzem erschien von ihm „Ein Volk sucht seinen Platz. Die Geschichte von Orania und dem Freiheitsstreben der Afrikaaner.“ Dieses kann hier oder hier bestellt werden.

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Leserpost

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Karl Freitag / 04.12.2024

“Ich habe noch nie jemanden mit einer Fahne in der Hand etwas Intelligentes sagen hören.”

sybille eden / 04.12.2024

Wer hinter einer oder mit einer Fahne läuft hat keinen eigenen Willen oder Meinung. Er ist nur das Kanonenfutter der herrschenden Systems.

Lutz Liebezeit / 04.12.2024

Frankreichs Regierung gestürzt, das Tausendjährige Reich hat wieder nur 34 Jahre gehalten. Ich lach mich schlapp .. Eine Reichsflagge kann gar nicht verboten sein, weil wir Reichsbürger sind. “3. Reich” ist ein Propagandabegriff, der nur benutzt wird, um davon abzulenken, wie fragil die Demokratie ist und wie anfällig für die Machtergreifung von Tyrannen. Der Begriff ist biblische Lesart und stammt aus dem Buch Daniel. Hitler war ein rechtmäßig gewählter Kanzler des Deutschen Reichs. Nüchtern betrachtet, hat er die Möglichkeiten der Demokratie genutzt und mit einem Notstandsgesetz regiert. Das war nicht schön, aber kann man tun. Das soll unter den Teppich gekehrt werden, indem man einen Popanz aufbläst. Corona war eine Sanitär-Diktatur und auch auf einem Notstandsgesetz errichtet. Die Ähnlichkeiten sind unübersehbar. Daß Politiker lügen, ist nun wahrlich nicht neu. Das tun die seit 3000 Jahren. Hitler steht als Kanzler in einer Linie mit Ebert, Scheidemann, Schmidt, Kohl, Merkel, Scholz. Wenn die BRD nicht identisch ist mit dem Deutschen Reich, warum zahlen wir dann Reparationen? Dann war das Diebstahl und ich will alles Geld sofort zurück!

Johannes Schumann / 04.12.2024

Regenbogenflaggen waren tatsächlich auf Corona-Demos, aber die Antifa-Flaggen fehlten genauso wie die Islam-Flaggen.

Thomas Taterka / 04.12.2024

Bei den vielen Demonstrationen von Spinnern , die ich in Kreuzberg als Buchhändler auf einer Hauptstraße über mich habe ergehen lassen müssen, hat mich am meisten geärgert , daß es keine Verdienstausfallsentschädigung für Selbstständige ( Samstage waren lange meine umsatzstärksten Arbeitstage ) geben kann, absolut logisch , Gewerbemieten hingegen stetig steigen dürfen , egal wie weit man ins Ausland abgeschoben wird durch “konservative gedankliche Trägheit und geschäftsgeile Ignoranz” . Heute ist dort eine Ladenkette , die in arabischer Schrift um Kunden wirbt , Vermieter und Eigentümer ist jedoch geblieben . Das hast du dir “redlich” verdient , mein Freund,  du dekadenter Scheißmafiaparasit !

Max Paul / 04.12.2024

Zitat aus den Flaggenbeschreibungen “Die genderqueere/nicht-binäre Pride Flag ist leider sehr einfach zu verwechseln mit der Suffragetten Flagge, die oft von TERFs mit anderer Bedeutung verwendet wird.” Nun wissen wir es aber ganz genau!

L. Luhmann / 04.12.2024

In Georgien scheint es zu einem Maidan 2.0 zu kommen. In den Videos habe ich Leute gesehen, die alle irgendwie wie Antifa-Schergen aussahen. Die echten Georgier wollen anscheinend zu großen Teilen nicht ein Teil der EU werden. Die schwarzgekleideten, gewalttätigen Demonstranten jedoch wollen unbedingt einen Beitritt in die EU.

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