Manfred Haferburg / 04.09.2017 / 18:00 / Foto: Mary / 23 / Seite ausdrucken

Klaas, Campino, Udo und Helene: Die aus der Reihe tanzt

Klaas Heufer-Umlauf, eine bei jungen Menschen beliebte Fernsehnase, fordert öffentlich von Helene Fischer: "Setz' dich für Flüchtlinge ein". Nichts ist dagegen einzuwenden, dass er sich selbst für Flüchtlinge einsetzt. Doch das reicht ihm nicht. Er verlangt von seinen Kollegen im Show-Business, dass sie seinem leuchtenden Beispiel folgen. „Als Prominenter muss man etwa in der Flüchtlingskrise Haltung zeigen. Ich werfe es auch jedem vor, der das nicht tut," sagte der Moderator dem "Spiegel". Besonders Schlagersängerin Helene Fischer hat es ihm angetan.

Und da Heufer-Umlauf annimmt, dass Helene Fischer allein nicht weiß, wie sie sich richtig für Flüchtlinge einsetzen muss, gibt er ihr auch gleich vor, wie der Einsatz auszusehen hat: „Helene Fischer müsste doch nur einmal sagen: 'Hierher kommen Menschen, die Hilfe brauchen. Lasst uns denen helfen. Meine Empfehlung, Ihre Helene Fischer“. Dafür müsste Fischer nicht einmal "ewig lange Facebook-Posts schreiben". Die Sängerin bräuchte nur einen Satz vor einem Konzert sagen – und "die Leute würden ihr zuhören".

Heufer-Umlauf ist nicht der einzige aus der talkenden Klasse, der der Sängerin seine Ansichten aufzwingen will. Der Toten-Hosen-Sänger Campino warf Fischer kürzlich vor, aus Angst, Fans zu verlieren, keine Haltung zu zeigen. Campino meint, dass Helene Fischer sich in einem Paralleluniversum befindet, weil sie nicht bereit ist, bei den Fans Verlusten hinzunehmen, wenn sie sich politisch richtig positioniere.

"Was wäre, wenn sie sagen würde: 'Ich bin gegen die AfD und gegen die rechtsextreme Stimmung?", fragte Campino. Da niemand diese Frage gestellt hat, gibt Campino die Antwort selbst: "Sie würde unglaublichen Hass auf sich ziehen. Das Management würde vielleicht sagen: 'So einen Ärger brauchen wir nicht, wir haben eine gut geölte Maschine, die perfekt läuft, also bitte in Bezug auf Politik den Mund halten." Offensichtlich ahnt Campino dunkel, dass nicht alle Musikfans im Land begeistert seine Ansichten teilen.

Auch Udo Lindenberg nuschelte seine Kritik über Helene Fischers und anderer Kollegen mangelndes Engagement gegen rechts: Er fordert ein Statement gegen Rechtspopulismus ihrerseits. „Wenn von Helene Fischer auch mal ein Statement käme gegen Rechtspopulismus“. Zwar gebe es Musiker, die Haltung zeigten - wie etwa Herbert Grönemeyer, die Toten Hosen, Jan Delay oder Clueso. "Aber es gibt viele, die äußern sich prinzipiell gar nicht, die sagen, wir sind reine Entertainer, wir machen nur Unterhaltung“. Lindenberg müsse sich in "besorgniserregenden Zeiten" wie diesen als Musiker immer fragen, ob er genug bewirke. Er meinte dazu: "In den vergangenen drei Jahren waren 800.000 Menschen bei unseren Konzerten, die können wir sensibilisieren, das ist auch innenpolitische Arbeit. Und Sinnkrisen, das hat ja jeder manchmal, Fußpilz und Sinnkrisen." Dafür wurde er am 5. Dezember 2016 als "Düsseldorfer des Jahres" für sein Engagement gegen Rassismus und für mehr Toleranz geehrt.

Auf die Idee, dass andere nicht ihre gute Gesinnung vor sich hertragen, kommen die Klaas, Udos und Campinos nicht. Künstler, die seiner Aufforderung nicht folgen, bezeichnet Heufer-Umlauf schon mal als „verantwortungslos“. Spiegel, FAZ und FOCUS haben seine Aktion begeistert öffentlich gemacht. Gegen Helene Fischer haben die Leitmedien ja schon des Öfteren Stimmung gemacht.

Mitte September präsentiert Klaas Heufer-Umlauf auf Pro7 seine Sendung „Ein Mann, eine Wahl“. Wenn die Wähler also noch nicht so richtig wissen, wem sie am 24. ihre Stimme geben sollen: bei Klaas Heufer-Umlauf werden sie geholfen.

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Leserpost

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beat schaller / 04.09.2017

Anmassend wenn sich “Talk-Friseure”  anstellen, anderen Menschen sagen zu wollen, wie sie sich zu verhalten haben. Typisch allerdings für solche Selbstdarsteller, die nun wirklich auch nicht alle gut finden. Aber eben, das “Gutmenschentum” bekommt immer hässlichere Auswüchse.  Helene Fischer hat auf jeden Fall Erfolg mit dem was sie tut. Könnte es eventuell sein, dass sie da doch einiges richtig macht? Muss denn jeder immer mit dem Stinkfinger auf andere zeigen? Jungs ,haltet doch mal den Siegel vor euren Kopf. Kompliment Frau Fischer, dass Sie auf solchen Stuss schon gar nicht eingehen. Weiterhin viel Erfolg. Beat Schaller

Karlos Zimmermann / 04.09.2017

Was ist eigentlich mit den Künstlern und Entertainern, die gegen Einwanderung aus der dritten Welt, oder sozialstaatliche Alimentierung dieser Einwanderer sind? Sollen die sich auch positionieren, und ihre Konzertbesucher für die mit Zuwanderung aus der dritten Welt verbundenen Probleme sensibilisieren? Da die Bevölkerungsmehrheit in ganz Europa laut einer größeren Studie gegen weitere Zuwanderung aus muslimischen Ländern ist, wäre eine gewisse Diskriminierung sogar eine gute Marketingstrategie. Wie weit man das wohl treiben kann? Ich frage mich, wie viele Geschäfte, Versicherungen und Veranstaltungen “Flüchtlinge” gerne pauschal ausschließen würden, und ob es für den Rest ein finanzieller Vorteil oder Nachteil wäre, dies nicht zu tun. Aber zum Glück gibts in Deutschland ja weder echte Redefreiheit noch sowas wie Privatbesitz. Eigentum verpflichtet.

Gabriele Kremmel / 04.09.2017

Helene Fischer hat absolut das Recht, keine Haltung zu zeigen. Sei es, weil sie als Unterhaltungskünstlerin bei ihren Leisten bleibt und nicht den Job mit Politik vermischt; sei es, weil sie nicht die Flüchtlinge für das aufpolieren ihres Images instrumentalisieren will; sei es, weil sie möglicherweise die Haltung des Herrn Klaas und Konsorten nicht vorbehaltlos teilt. Eine Künstlerkollegin öffentlich derart unter Druck zu setzen, sich zu einer vorgegebenen Haltungbekennen zu müssen empfinde ich als hochgradig perfide und erpresserisch. Dabei meinen die es wohl nur gut - umso schlimmer, denn es zeigt, dass ihnen die Grenzüberschreitung nicht einmal bewusst ist. Frau Fischer tut gut daran, ihrerseits Haltung zu zeigen indem sie die Verbalattacken ignoriert. Dass sie in merklichem Ausmaß Fans verlieren könnte und darum fürchtet, halte ich für unwahrscheinlich. Dafür ist sie viel zu gut.

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