Ich bin im letzten Jahr aus der katholischen Kirche ausgetreten, und zwar genau aus dem Grund, den Sie nennen, den die Kirchen jetzt bei der Analyse der Austrittszahlen aber nicht sehen wollen: Ich brauche “keine dressierten Papageien, die auf der Kanzel nachplappern, was ihnen grüne und linke Ideologen vorsagen.” Das Geld spende ich jetzt für Projekte in Afrika. Volker Seitz als Afrika-Kenner hat hier auf der Achse vor einiger Zeit einige Projekte empfohlen, die sinnvoll und seriös sind.
Den meisten geschätzten Kommentatoren kann ich in ihrer Kritik der ev. Amtskirche gegenüber zustimmen. Ich selbst besuche seit Jahren keine Gottesdienste (auch so ein Wort) mehr, auf politische Indoktrination von der Kanzel kann ich verzichten. Den längst fälligen Austritt würde ich mit transzendentaler Obdachlosigkeit bezahlen. Natürlich ist Religiosität nicht abhängig von einer Mitgliedschaft, dennoch, christlicher Glaube lebt nun mal von der Zugehörigkeit zur Gemeinschaft/Gemeinde. Einer anderen Glaubensgemeinschaft könnte ich mich nicht anschließen, zudem ist Protestantismus, ausweislich des Siedlungsraumes meiner Vorfahren, seit fünfhundert Jahren Teil familiärer Identität.
Oh mei, oh mei, schon wieder ein Artikel auf der Achse, der mir die Haare zu Berge stehen lässt! Lieber Herr Rietzschel, ich schätze Sie ansonsten sehr, aber merken Sie nicht, wie oberflächlich Ihr Artikel daherkommt? Sie schreiben die Kirchenaustritte hauptsächlich den Missbrauchsskandalen der Kirche zu, dem Einknicken vor fremden Religionen (Ablegen des Kreuzes) und der Bezahlung der Kirchensteuer. Mag ja sein, dass das für viele ein Grund ist, der Kirche den Rücken zuzukehren. ABER : Können Sie sich nicht vorstellen, dass auch andere Gründe eine Rolle spielen, dass man sich z.B. nicht mehr mit den Kernaussagen des Christentums identifizieren kann? Gehen wir in medias res: Was muss ich glauben, um als Christ zu gelten? Ich muss glauben, dass ein gütiger Gott (alles spricht dagegen) die Menschen in die Welt gesetzt hat als Krone der Schöpfung ( widerspricht der Evolutionslehre), die sich die Welt untertan machen, sich vermehren sollen (die Drittländer befolgen das in außerordentlichem Maße), die in alle Welt gehen und sie zu Jüngern machen sollen ( Imperialismus vom Feinsten), dessen (Jesu) Blut über uns und unsere Kinder kommen soll (Antisemitismus), Frauen sollen sich den Männern unterordnen sowie jeder Obrigkeit, aber wer getauft ist, der soll selig werden, wer aber nicht glaubt, der soll verdammt werden. Dazu, um zum innersten Kern zu kommen, der Glaube an ein archaisch grausames Blutopfer (Jesu Kreuzigung), das uns ermöglicht, sofern wir an Jesus als den Retter der Menschheit glauben, in Erlösung von allen “Sünden” dereinst nach dem Tode in immerwährendem Elysium an der Seite Gottes in einem glücklichen postmortalen Leben zu schwelgen. Ganz davon abgesehen, dass Neutestamentler (das sind die, die sich wissenschaftlich mit Religion auseinandersetzen) schon längst herausgefunden haben, dass das Christentum keine wirkliche Übereinstimmung mit der Lehre Jesu hat, und damit ohne jedes Fundament dasteht! Leider kann ich nicht mehr schreiben, Kommentarbegrenzung!
Noch hat sich unser Gott seine Schäfchen aufgehoben und wird sie nicht aus der Hand geben. Das musste auch Elia erfahren, als er sich allein wähnte. Aber der Artikel beschreibt die Situation genau.
Vielleicht haben viele endlich erkannt, dass es keine Götter und Göttinnen gibt?Ohmannanonmmmmannnn.
Sie kümmern sich nicht um das seelische Wohl der ihnen Anvertrauten, sondern um das körperliche der ihnen nicht Anvertrauten. Gibt es eine schwerere Sünde?
Es sind noch einige in meinem Bekanntenkreis, die schon länger aus der Kirche austreten wollten. Wenn darüber diskutiert wurde bekam man meistens die Antwort: “habe ich nicht mehr drangedacht.” Trotzdem der Euro nicht bei jedem locker sitzt, scheint einigen das egal zu sein. Selbst das Abmelden mußte der Bequemlichkeit weichen. Da “will” laut BamS jeder Zweite Extrasteuern fürs Klima bezahlen, im Schnitt 32 Euro pro Monat. Also ist es den meisten egal wer von der eigenen Knete profitiert. Allen einen schönen Sonntag.
Das mit den Austritten und der unverholen linksgründen Botschaft mag zwar wunderbar ins Weltbild passen, und wenn ich evangelischer Christ wäre, würde ich nach einem Kirchentag mit Vulva malen und lauter Willkommensbotschaften an die militante Glaubenskonkurrenz auch austreten. Irgendein Trend lässt sich damit aber kaum begründen - als die Kirchen, namentlich “meine” Abteilung c/o Rom - noch relativ unverholen Propaganda für die CDU gemacht haben, war die Verabschiedungsquote ähnlich hoch. Wenn man den naheliegensten Grund - die Kirchensteuer - mal als Grund ausschließen möchte, sollte man eine allmeine Wohlfahrtsteuer in gleicher Höhe einführen, die auch Ausgetretene zahlen müssen. Dann reden wir wieder.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.