Die deutsche Diplomatie zerbricht derzeit mehr Porzellan, als man wieder zusammenkleben kann. Zur Unkenntnis kommen schlechte Manieren und ideologische Verblendung. Wie zuletzt bei unserer Botschafterin in Ungarn.
Nun sind sie an der Macht, die Kinder. Was ein deutscher Minne- und Haltungssänger 1986 hoffnungsvoll mit „Kinder an die Macht“ in die woke-werdende Welt trällerte, obsiegte endlich. Nun toben sie sich aus, die antiautoritär verzogenen Gören der 68er. Anstand, Stil, Höflichkeit sind Fremdworte geworden. So wie es die wertvollen Begriffe Eltern, Mutter und Vater nun auch erleiden.
Das jüngste Ereignis auf der nach oben offenen Konventions-Zerstörungs-Skala produzierte die deutsche Botschafterin Julia Gross in Ungarn am 2. Oktober 2024 auf einer Veranstaltung anlässlich der deutschen Wiedervereinigung von 1990.
Sie agitierte das ungarische Volk, über seine demokratisch gewählte Regierung Orban nachzudenken. Wörtlich sagte sie nach einer schroffen Kritik an Ungarns Regierung:
„Ich gehe davon aus, dass für Sie – ungarische Wähler, egal welcher politischen Überzeugung – das zunehmend die Frage hervorruft: Wie nutzt es meinen Interessen, und wie macht es mein Leben als Ungar besser? Wenn Sie wollen, dass wir wieder näher zusammenrücken; wenn Sie wollen, dass Ungarn sein Respekts- und Vertrauenskapital zugunsten der Ungarn nutzen kann; wenn Sie wollen, dass die deutsch-ungarische Freundschaft wieder sichtbar wird, dann sagen Sie das bitte so, dass es gehört wird: Sagen Sie es ihren Freunden, der Familie, Arbeitskollegen, Bürgermeistern, Parlamentsmitgliedern, Regierungsvertretern.“
Der Gesamtkontext des Gross’schen Appells war ein einziger Aufruf an die Ungarn, gefälligst zukünftig so zu wählen, dass das Ergebnis vom deutschen Außenministerium wohlwollend aufgenommen werden kann.
Die deutsche Botschafterin musste sich an diesem Tag nicht einmal allein auf weiter Flur wähnen. Die Chefredakteurin von Die Welt blies im Konjunktiv mit ins selbe Horn: "Wenn es etwas Positives über Ungarn gäbe, dann würden wir das auch berichten." Und oben drauf setzte sie als positives Beispiel „dass über die Demonstrationen gegen die Regierung positiv berichtet wurde."
Rat im Kinderlexikon der Bundeszentrale für Politische Bildung
Das deutsche Auswärtige Amt in Person seiner Botschafterin und Teile der deutschen Medien scheinen von ein und derselben Mission getrieben zu sein, die unangenehm nach folgendem Weltbild riecht: „Alles tanzt nach unserer Pfeife, und Demokratie ist, wenn wir alles in der Hand haben!“
Da wir es scheinbar mit Kindern an der Macht zu tun haben, lohnt ein Blick ins Internet zum Thema Diplomatie. Die deutsche Bundeszentrale für Politische Bildung unterstützt ein Kinderlexikon namens „Hanisauland Politik für dich“. Dort wird den heutigen Kindern, die später auch an die Macht sollen wollen dürfen, Diplomatie wie folgt erklärt:
Geschickt verhandeln
Wenn jemand geschickt seine Worte wählt und verhandelt, dann sagt man auch, er oder sie ist "diplomatisch". "Diplomatie" bedeutet die "Kunst der Verhandlung". Wenn verschiedene Länder miteinander etwas beschließen wollen, müssen die Vertreter der Länder zuerst verhandeln. Sie müssen miteinander reden und sicherstellen, dass es keine Probleme geben wird. Erst dann, wenn alles vorbereitet ist, unterschreiben die Regierungschefs Verträge mit anderen Ländern.
Diplomatinnen und Diplomaten
Die Menschen, die im Auftrag ihrer Länder miteinander sprechen, nennt man "Diplomatinnen" und "Diplomaten". Diese Frauen und Männer haben in einer Diplomatenschule die Kunst des Verhandelns gelernt. In den fremden Ländern, wo die Diplomaten ihre Arbeit tun, genießen sie einen besonderen Schutz. Diesen nennt man "Immunität".
Ich empfehle dem Auswärtigen Amt, das gesamte Botschaftspersonal bei Hanisauland die Schulbank zu drücken und den Satz „Sie müssen miteinander reden und sicherstellen, dass es keine Probleme geben wird.“ Hundertmal niederschreiben zu lassen. Das ist zwar autoritär, doch mit antiautoritären Methoden ist den jetzigen ElefantInnen im Porzellanladen wohl nicht mehr beizukommen.
Von ungarischer Seite – den ungarischen Ministerpräsidenten eingeschlossen – waren noch nie Aufrufe zum Anderswählen an die Deutschen zu vernehmen. Die Ungarn mischen sich einfach nicht ein in des deutschen Oberlehrers Studentenbude.
Gunter Weißgerber trat am 8. Oktober 1989 in das Neue Forum ein und war am 7. November 1989 Gründungsmitglied der Leipziger SDP. Für die SDP/SPD sprach er regelmäßige als Redner der Leipziger Montagsdemonstrationen 1989/90. Gunter Weißgerber war von 1990 bis 2009 Bundestagsabgeordneter und in dieser Zeit 15 Jahre Vorsitzender der sächsischen Landesgruppe der SPD-Bundestagsfraktion (1990 bis 2005). Den Deutschen Bundestag verließ er 2009 aus freier Entscheidung. 2019 trat er aus der SPD aus. Die Gründe dafür erläutert er hier. Er sieht sich, wie schon mal bis 1989, wieder als “Sozialdemokrat ohne Parteibuch”. Weißgerber ist studierter Ingenieur für Tiefbohr-Technologie. Er ist derzeit Unternehmensberater und Publizist.
Beitragsbild: Stefan-Xp CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

Noch jemand der den Alt-SPD ler nicht abkann.
Die verordnete feministische Außenpolitik zeigt Wirkung. Demnächst sind für die “BRD” sämtliche Türen verrammelt, denn deren selbstgerecht-moralisierend belehrende Attitüden tut sich doch keiner an, der noch alle Tassen im Schrank hat.
Die Botschafterin wurde in der Politbürozentrale für ideologische Einbildung erzogen. Aber nicht die einzige, die vom Trampolin aufs Grosshirn gefallen ist.
Also ich kann nur konstatieren, und ich komme auch aus der 68iger Generation: baut dem AA einen überdachten Sandkasten an’s Ministerium für die taktischen und strategischen Kriegsspiele. Dem Robbie gönnen wir einen Chemiebaukasten, vielleicht lernt er doch noch ein bißchen Mathematik, Chemie und Basiskenntnisse der Physik. Dem Rest der grünen Gurkentruppe gönne ich einen Workshop mit Drag Queens für’s richtige Schminken und Auswählen der bunten Kostüme. So denke ich über die deutsche Regierung - sie ist eine Schande. Und nein, ich fühle mich nicht schuldig über das was zwischen 1933 und 1945 passiert ist.
“Nun toben sie sich aus, die antiautoritär verzogenen Gören der 68er. Anstand, Stil, Höflichkeit sind Fremdworte geworden” . Diese tobende Wortwahl des Autors ist der Beweis .
Die “Chefin” hats in Russland, China und Israel vorgemacht.
Herr Weißgerber, da es in letzter Zeit zu häufig vorgekommen ist, dass meine Kommentare unter Ihren Artikeln nicht freigeschaltet werden, lese ich Ihre Artikel nicht mehr. Irgendwie muss man sich ja wehren. Es ist wahr, ich habe keinen Rechtsanspruch. Aber Sie ja auch nicht. Das erinnert mich an eine Situation, die ich neulich in einem Zug beobachtet habe. Ein Mann, wichtig, mit Aktentasche und Kofferroller, etwa mitte 50, dem Anschein nach Jurist oder Versicherungsvertreter, fragte einen Mann mit Aktenkoffer, wichtig, anfang 70, ob er dessen Sitzplatz bekommen kann. Er nannte keine Begründung, z.B. ob es ihm nicht gut geht, oder ob er eine Behinderung hat. Es war wie selbstverständlich, dass der Alte für den Jüngeren aufstehen sollte. Der Alte hat selbstverständlich dankend abgelehnt, was den Jüngeren zu extremer Empörung trieb, er hätte so was ja noch nicht erlebt. Ich weiß nicht, woher der Jüngere kam, es war ja nicht die Linie vom Tierpark ... Nun müssen Sie sich meinen Zwiespalt vorstellen. Sollte ich zu dem Jüngeren hingehen, ihn auf die “Allgemeinen Beförderungsbedingungen” hinweisen , und dass darin kein Rechtsanspruch auf einen Sitzplatz begründet wird. Würde ich mich damit nicht dem Widerspruch aussetzen, dass in einer idealen Welt selbstverständlich ein Rechtsanspruch auf einen Sitzplatz bestehen würde, überall! Was hätte ich da antworten können? Man hätte mich doch verantwortlich gemacht, dass die Welt nicht ideal ist. Also schwieg ich und konnte so nicht verhindern, dass der Jüngere sich offenkundig in das Gefühl hinein steigerte, dass ihm Unrecht geschehen ist. Vorsorglich weise ich Sie deshalb hier darauf hin, dass kein Rechtsanspruch besteht, dass Ihre Artikel gelesen werden.