Abseits des interessanten Artikelthemas möchte ich anmerken, dass ich es befremdlich finde, die tschechischen Ortsbezeichnungen zu verwenden für Städte, für die es seit jeher eine deutschsprachige Bezeichnung gibt. Von Budweis und Brünn zu sprechen sollte ebenso normal sein, wie Mailand statt Milano oder Lissabon statt Lisboa zu schreiben. Ich selbst benenne auch die Hauptstadt des Nachbarlandes Slowakei gerne weiterhin mit Pressburg und nicht nur Bratislava. Die sprachliche Selbstverleugnung muss doch nicht auch noch auf der Achse vorangetrieben werden, oder?
Jörg Plath, “Das Temelin westliche Standards erfüllt und sicher sei dürfte so nicht stimmen.” Zu Ostblockzeiten war das sicher so aber jetzt sitzen die Tschechen auch nicht mehr hinter der Säule. Und wer weiß, ob nicht die Russen oder Chinesen mit von der Partie sind? Wir Deutschen sind schon seit Jahren nicht mehr der Nabel der Welt, wer weiß denn genau, ob bei UNS alles sicher ist ? Und ob was vertuscht wird ? Die Globalisierung und Merkels geforderte “Anpassung” deutscher Standards an die anderen Länder verheißen absolut nichts Gutes !
Wollen die Tschechen nichts mehr mit VVER-ITER zu tun haben? Immerhin ist es der modernste Reaktor und entspricht auch dem Post-Fukuschima-Standards mit einer Möglichkeit, das geschmolzene Stoff abzufangen (ich vermute, die Erfahrungen aus Tschernobyl haben den Konstrukteuren neue Wege gezeigt). Außerdem hat Skoda z.B. die Antriebe für Bremsstäbe für VVER gebaut. Und wenn die Wikipedia nicht lügt, gehört Skoda JS den Ischora-Werken in Sankt-Petersburg, die u.a. die Reaktorgehäuse für VVERs baut.
Wollen wir nicht froh sein über jeden Nachbarn, der ohne Neid und Missgunst auf unser Land schaut? Ich finde, das hätte alles viel schlechter laufen können. Es sind gerade unsere kleineren Nachbarn, die uns Halt und Orientierung geben, während wir uns hier auf dieses heikle Experiment eingelassen haben. Ich finde das perfekt. Hier werden als neuester Schrei jetzt Schwungräder empfohlen, 500 KWh das Stück, ich weiß zwar nicht, wie Hightec das ist, aber billig kommt das bestimmt nicht. Im Mast von Windrädern ist es wahrscheinlich bautechnischer Wahnsinn, aber ansonsten müsste man eben Erdbohrungen dafür machen. 10 bis 20 Stück pro Windrad schätze ich mal laienhaft. Ist wahrscheinlich totaler Blödsinn, aus der Not geboren, in der Not frisst der Teufel Fliegen, hat meine Oma immer gesagt. Nun, durchaus ehrbare deutsche Ingenieure fressen auch Fliegen, wie man sieht. Oder vielleicht kriegen sie auch viel zu viele Fördermittel, die irgendwie verbraten werden müssen. Man muss ja heute froh sein, wenn sich nicht alle cool zurücklehnen und grinsen, die sich das leisten könnten. Aber klar ist schon, dass die Anlagen unrentabel sein werden, egal ob ein Stromüberschuss oder ein Mangel herrschen wird. Es war schon immer etwas teurer, einen besonderen Geschmack zu haben. Wir gönnen uns das eben. In der Hoffnung, dass die ganze Welt eines Tages kommt, um zu sehen, wie wir das machen. Habe ich schon von meinem neuen Bügeleisen erzählt, das aussieht wie ein Miniaturmodell des amerikanischen Raumshuttles? Das Design ist phänomenal, der Stromverbrauch ist ungeheuer, es sieht auch aus, als könnte es fliegen. Aber beim Bügeln wird es zu schnell kalt, darum nehme ich lieber das hässliche aus den siebziger Jahren von meiner Mutter. Und ich fürchte schon den Tag, wo es kaputt geht. Aber vielleicht wird das Bügeln ja sowieso verboten, wegen der Nachhaltigkeit und dem Klima.
Kernenergie in Tschechien ? Naja, vielleicht sind die Tschechen bereit gegen ein kleines “Taschengeld” uns vom Atomstrom im Notfall etwas abzugeben ? “Russengas” und “Tschechenstrom” ins einst hoch industrialisierte Deutschland ? Zumal die zukünftig geplanten E Autos mit wahrscheinlich “schmutzigen” Akkus auch irgendwann mal fahren wollen. Ach ja, da gibts dann eben Lastenräder. Wäre eigentlich für den einen oder anderen Polittypen sicher gesundheitsfördernd.
In der Zeit meiner Kindheit vor sechzig-siebzig Jahren wusste jeder noch, was mit einem Rikscha-Kuli gemeint war – das Wort wäre heute als rassistisch oder als spätkolonialistisch, jedenfalls als politisch inkorrekt verpönt. Gemeint waren die armen Teufel, die zu Fuß oder per Lastenfahrrad eine zweirädrige halboffene Kutsche hinter sich herzogen, in der sich ein oder zwei Touristen räkelten. Nun scheint ja das von politischer Seite bevorzugte Mobilitätselement das Lastenfahrrad zu sein. So mag denn Deutschland vom Land der Dichter und Denker und nachmals Land der Tüftler und Malocher zum Land der Rikscha-Kulis (und Kulias) neueren Datums werden, während ringsumher die Kerntechnik ihre Renaissance erlebt.
Das Temelin westliche Standards erfüllt und sicher sei dürfte so nicht stimmen.
In ein paar Jahren sieht Europa aus dem Weltall ganz markant aus. Inmitten einem Lichtermeer gibt es einen dunklen Fleck: Deutschland. Ob man den Transitverkehr auf Lastenfahrräder umläd oder uns großräumig umfährt ist heute noch reine Spekulation.
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