Volle Zustimmung, ausser bei der Verwechselung von Genesis (Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde) mit Johannesevangelium (Am Anfang war das Wort).
@Herbert Müller: Es ist tatsächlich so, dass Gutmenschen ständig auf der Suche nach neuen Themenfeldern sind, an denen sie sich abarbeiten können. Derzeit fokussiert man sich auf die Obdachlosen als “neue” Bedürftigengruppe, um die man sich öffentlichkeitswirksam “kümmern” kann. Sich in der Flüchtlingshilfe zu engagieren, kommt bei großen Teilen der Bevölkerung nicht mehr gut an. Macht auch nicht wirklich Spaß, in ein mit “Männern” besetztes Heim zu gehen, um für sie zu putzen und sich begrapschen oder beschimpfen zu lassen. Da es aber so viel Freude macht, in sozialen Netzwerken von seiner ehrenamtlichen Tätigkeit zu berichten und sich von Bekannten dafür bewundern zu lassen, stürzt man sich nun auf die Obdachlosen - die zwar schon immer da waren, aber jetzt erst so richtig trendy werden. Bigotterie pur.
1 Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde; 2 die Erde aber war wüst und wirr, Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser. 3 Gott sprach: Es werde Licht. Das ist der Anfang der Genesis. Was Sie meinen ist der Anfang des Evangeliums nach Johannes. Aber ansonsten haben Sie natürlich nicht ganz Unrecht. Es ist ein Riesenprojekt im Gange, die komplette Umschöpfung sozusagen, diesmal ohne die Fehler, die der Allmächtige/die Allmächtige/das allmächtige Wesen, das wir verehren (oder auch nicht verehren) gemacht hat. Unverzeihliche Fehler. Wir drehen die Erbsünde herum. Nicht mehr der Mensch hat gesündigt, sondern der Allmächtige.
Wir haben mit dem Netzwerkdurchsetzungsgesetz die Zensur privatisiert. Orwell beschreibt in “1984” das “Ministerium der Wahrheit”, das alte Zeitungsartikel der aktuellen Lage anpasst, entfernt und neu schreibt. Die “Aufklärung” hat uns erfolgreich ein Bild des “dunklen” Mittelalters vermittelt. Für den Islam war die Zeit davor dschāhilīya, von Unwissenheit, Ignoranz, Torheit geprägt. Ja, die Wahrheit über die Vergangenheit ist allen Zukunftsversprechern hinderlich und jedes Verbrechen beginnt mit einer Lüge. Heute immer schön und passend szientistisch begründet.
Gutmenschen sind ständig auf der Suche nach neuen Themen, mit denen sie ihr Ego aufbessern können. Da das Nazi-Bonbon schon ziemlich abgelutscht ist, sucht man neue Betätigungsfelder in der Vergangenheit, woraus man weitere Verhaltensregeln für die Gegenwart ableitet und dann auf jene eindrischt, die diese Verhaltenregeln nicht einhalten.
Zu diesem System hat sich bereits G. Orwell in 1984 lang und breit ausgelassen. Da wurden missliebige Personen nicht nur körperlich liquidiert sondern ganze Heerscharen von Fachidioten arbeiteten anschließend daran die Personen aus der Erinnerung zu löschen. Bücher, Zeitungen, etc. bis hin zu Geburts- und Sterberegistern wurden “aktualisiert”, so dass am Ende kein Nachweis mehr über diese Personen dahingehend existierte, dass sie jemals gelebt hatten. Vaporisieren nannte er das. Und wenn die realen Ereignisse in der Gegenwart sich anders darstellten, als Jahre früher prophezeit, dann wurden in allen Archiven alle Artikel über die falschen Prophezeiungen umgeschrieben, so dass niemand mehr behaupten konnte, das wurde aber damals anders gesagt. Obwohl G. Orwell dies eher mit einem Quasisozialismus verband, scheint mir das Ganze sich erst heute in die von ihm prophezeite Richtung zu bewegen.
Leider haben Sie im Zusammenhang mit der Situation in Afrika versäumt, die Zerstörung des in Nordafrika gelegenen Karthago 146 v. Chr. durch die Römer zu erwähnen. Von diesem Schlag hat Afrika sich bis heute nicht erholen können, dagegen dürfte die Kolonialzeit des 19. und 20. Jahrhunderts nur eine Lappalie gewesen sein! Allerdings glaube ich mich zu erinnern, daß einmal ein Historiker die These aufstellte, die Geschichte Deutschlands wäre anders, besser, verlaufen, hätte Rom Germanien bis zur Ostsee unterworfen. Da ist was dran…
Im Artikel klingt es so, als sei die Ernennung von Claire Underwood zur Präsidentin eine Folge des Kevin Spacey Skandals - jedenfalls lese ich es so. Diese Wendung am Ende der 5. Staffel geschah aber vorher. Und auch der Staffelschluss, in dem Frank Underwood aus dem Hotelzimmer vergeblich versucht, seine Frau und neue Präsidentin zu erreichen, war schon vorher erdacht und abgedreht worden. Diese Entwicklung stellt allerdings ungewollt den fast idealen Übergang in eine Spacey - lose Welt dar, die uns in der 6. Staffel serviert werden wird. Wie die aussieht, wissen wir nicht, Netflix führt aber zwei neue Charaktere ein. Auch interessant: die 6. Staffel soll aus weniger Folgen bestehen, als die vorigen. Traut man der Serie ohne Spacey also doch nicht mehr zu, weiter zu tragen? Dass Claire zu einer idealisierten Clinton wird, glaube ich nicht. Denn erstens wäre damit impliziert, dass die wahre Clinton auch das üble Aas ist, dass Claire in der Serie ja nun seit 5 Staffeln darstellt - denn sie ist im Grunde ja nicht besser als Frank. Zweitens wäre dies ein Wiederaufleben einer Vergangenheit, die vergangen ist. Die Geschichte der Clintons ist zu Ende erzählt, es sind keine weitere Staffel geplant. Außer, sie legen die Golden Girls wieder auf. An dieser Stelle möchte ich die Gelegenheit ergreifen und schon einmal meine Präsidentschaftskandidaten für das Jahr 2021 vorstellen. In echt natürlich, nicht bei Netflix: Ivanka Trump für die Republikaner und Mark Zuckerberg für die Demokraten. Wer wettet dagegen?
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