Stefan Frank / 30.07.2020 / 06:00 / Foto: Tim Maxeiner / 23 / Seite ausdrucken

Keine Angst mehr vor arabischem Boykott

Es ist ein Bruch mit der Geschichte: Ein amerikanischer Ölmulti steigt in Israel ein. Der Chevron-Konzern gab am 20. Juli bekannt, den Konkurrenten Noble Energy zu übernehmen, der mehrere Gasfelder vor der Küste Israels betreibt.

Chevron wird für den gesamten Konzern fünf Milliarden Dollar bezahlen, unter Berücksichtigung der übernommenen Schulden hat die Transaktion ein Volumen von 13 Milliarden Dollar. Experten sehen die Übernahme als Beleg dafür, dass die Ära, in der die amerikanische Ölindustrie Furcht vor einem arabischen Boykott hatte, beendet ist. Mit einem Jahresumsatz von 160 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 ist Chevron der zweitgrößte Öl- und Gaskonzern der USA. Noble Energy ist vergleichsweise winzig und kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund vier Milliarden Dollar.

Im Januar hat Noble Energy mit dem Betrieb des Offshore-Gasfelds Leviathan begonnen, das in Sichtweite der nordisraelischen Stadt Haifa liegt. Leviathan ist das größte Projekt des Konzerns, die Entwicklung kostete 3,6 Milliarden Dollar. Zudem besitzt Noble Energy Erdgasfelder in den USA und Westafrika. Das Unternehmen und seine israelischen Partner hatten Leviathan 2010 entdeckt, nachdem im Jahr zuvor das kleinere Erdgasfeld Tamar entdeckt worden war, das Israel bereits seit 2013 mit Gas versorgt. Etwas weiter westlich gibt es Gasvorkommen, die Zypern gehören (und von der Türkei beansprucht werden).

Wenn die Produktion auf das angestrebte Niveau hochgefahren ist, sollen Leviathan und Tamar zusammen über 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr fördern. Damit wird Israel etwa halb so viel Erdgas produzieren wie Großbritannien und in der Liste der größten Gasproduzenten der Welt voraussichtlich auf Platz 31 stehen, noch vor Ländern wie Kuwait, dem Irak und Bahrain.

Keine Angst mehr vor Boykott

Kommentatoren in israelischen Zeitungen würdigen den Schritt von Chevron als historisch. „Diese Übernahme schreibt die Regeln der amerikanisch-israelisch-arabischen Beziehungen um“, erklärt David Kessler von der amerikanischen Consulting-Agentur Energy Advisors Group in der Jerusalem Post.

Kessler erinnert daran, dass die Geschichte von Chevron im Nahen Osten fast ein Jahrhundert zurückreicht, als das Unternehmen noch Standard Oil of California hieß. In den letzten Jahrzehnten habe Chevron in fast allen Mitgliedsstaaten der OPEC nach Öl und Gas gesucht und es gefördert, auch „in etlichen Ländern, in denen der Name Israels unaussprechlich ist“. Chevron unterhält auch enge Beziehungen zur Regierung von Saudi-Arabien und hat sein Abkommen mit dem Königreich kürzlich bis 2039 verlängert.

Bislang, so Kessler, habe gegolten, dass das Öl und Gas in arabischen Ländern „viel zu wertvoll sei, als dass ein westlicher Ölkonzern um Israels willen ein Risiko eingehen könnte, ein Land mit vergleichsweise geringen nachgewiesenen Reserven“. Doch das Verhältnis zwischen den USA und Israel auf der einen und den arabischen Staaten auf der anderen Seite habe sich verändert.

So sieht es auch Brenda Shaffer, die sich als Professorin für internationale Beziehungen an der amerikanischen Georgetown University und der israelischen Universität Haifa seit Jahrzehnten mit Öl- und Gas-Diplomatie beschäftigt und von der israelischen Website Times of Israel zur Noble-Übernahme befragt wurde. Diese zeige, so Shaffer, dass Israel für die internationale Energiewirtschaft „kein Tabu“ mehr sei.

„Israel war in Bezug auf die globale Energiewirtschaft radioaktiv“

„Diese Firmen schreckten aus Angst vor einem arabischen Boykott davor zurück, Geschäfte in Israel zu machen, da viele von ihnen Vermögenswerte in der arabischen Welt haben.“ Chevron etwa unterhalte viele Beteiligungen in den Golfstaaten. Die Tatsache, dass der Konzern nun auch in Israel sei, spiegele die Veränderung wider, die in den Beziehungen zwischen Israel und den Golfstaaten stattfinde. „Das zeigt, dass es keinen Boykott mehr gibt.“

Die Ansicht wird sogar von der israelischen Tageszeitung Haaretz geteilt, die in der Vergangenheit immer wieder behauptet hatte, Israel drohe „international isoliert zu werden“. Nun schreibt Haaretz-Kolumnist David Rosenberg:

„Israel war in Bezug auf die globale Energiewirtschaft radioaktiv. Die Energie-Multis hatten zu viele Interessen in der arabischen Welt, um das Risiko einzugehen, sich in Israel zu engagieren. Selbst mit der Entdeckung wichtiger Erdgasreserven in israelischen Hoheitsgewässern war Israel noch zu klein, um der Mühe wert zu sein. Aber die Dynamik hat sich geändert: Die Golfstaaten haben sich für Israel erwärmt, und das größere östliche Mittelmeer entwickelt sich zu einer wichtigen Gasquelle.“

Chevron sei in Saudi-Arabien, Kuwait und dem Irak tätig, so Rosenberg; daher müsse der Konzern „die politischen Gefahren des Kaufs von Noble und seiner israelischen Vermögenswerte berücksichtigt und entschieden haben, dass sie überschaubar sind, vielleicht gar nicht mehr existieren“.

Öllobby contra Israel: eine lange Geschichte

Die Sorge, dass Beziehungen zu Israel beziehungsweise den Juden in Palästina dem Verhältnis zu den arabischen Staaten und damit auch den Ölinteressen schaden könnten, geht zurück bis in die Zeit der israelischen Staatsgründung und die Jahre davor.

In einem Beitrag mit dem Titel Oil – The Dictator („Öl, der Diktator“) schrieb ein Kommentator der New York Post am 30. Juni 1948, angesichts der amerikanischen Unterstützung des UN-Teilungsplans für Palästina hätten sich die Ölkonzerne in „hektische Aktivitäten“ gestürzt. So habe etwa die Arabian-American Oil Company (Aramco) den arabischen Herrschern versichert, „dass sie bei ihrer Opposition gegen den jüdischen Staat auf die aktive Unterstützung der Ölfirmen und der Experten in der US-Regierung zählen“ könnten.

Um die Teilung des britischen Mandatsgebiets in einen jüdischen und einen arabischen Teil zu verhindern, werde die Ölindustrie das Außenministerium über die „Gefahren“ informieren und ihm „die Ansichten und Vorschläge der arabischen Führer“ vorlegen, habe Aramco diesen versichert.

„Rassische und religiöse Kriterien als Basis für eine politische Staatlichkeit“

Wer war Aramco? Saudi-Arabiens Regierung hatte im Jahr 1933 der US-Firma Standard Oil of California die erste Konzession zur Ölsuche erteilt. 1938 wurde Öl gefunden, zu dessen Ausbeutung Standard Oil gemeinsam mit anderen amerikanischen Ölfirmen die Firma Aramco gründete. Im Mai 1980 kaufte das saudische Königshaus sämtliche Aramco-Aktien auf und wurde alleiniger Besitzer des Konzerns, der seither Saudi Aramco heißt.

Wie es in dem Beitrag der New York Post von Juni 1948 weiter heißt, übermittelte James Terry Duce, der Vizepräsident von Aramco, dem US-Außenministerium die Warnung, dass „die rote Fahne in Palästina an der Seite des Davidsterns“ wehe und es „allgemein bekannt“ sei, dass der jüdische Staat „kommunistisch“ werden würde.

Im Fachblatt Petroleum Times äußerte Max W. Thornburg, Vizepräsident der California Texas Oil Company (Caltex) – heutzutage eine Chevron-Marke –, im Juni 1948 sein Missfallen darüber, dass die USA es mit dem Teilungsbeschluss der Vereinten Nationen geschafft hätten, „rassische und religiöse Kriterien als Basis für eine politische Staatlichkeit“ durchzusetzen. „Mit diesem einen Schritt … wurde das moralische Prestige von Amerika ausgelöscht und das arabische Vertrauen in seine Ideale zerstört“.

„Fast ohne Ausnahme der Idee eines jüdischen Staates abgeneigt“

Auch das gemeinsame Kommando der US-Streitkräfte hatte Präsident Truman im Juli 1946 gewarnt, der Zugang zu arabischem Öl sei von größter militärischer Wichtigkeit und müsse bei der Palästina-Politik berücksichtigt werden. Das Militär, erinnerte sich Truman in seinen Memoiren,

„redete weiter über zwei Dinge: unsere Unfähigkeit, Truppen nach Palästina zu schicken, sollte es dort Schwierigkeiten geben, und, zweitens, die Ölressourcen des Mittleren Ostens. [Verteidigungsminister] Forrestal sprach mit mir gegenüber wiederholt über die Gefahr, dass feindlich gesonnene Araber uns den Zugang zu den Ölschätzen ihrer Länder verwehren könnten.“

Bei einem Treffen mit Geschäftsleuten am 9. Oktober 1947 warnte Forrestal, „angesichts der offensichtlichen Erschöpfung der amerikanischen Ölreserven“ müsse Amerika „Reserven außerhalb unseres Landes entwickeln. Das größte nicht erschlossene Ölfeld der Welt ist im Mittleren Osten.“

Fraser Wilkins, ein führender Mitarbeiter des Außenministeriums (er wurde 1955 Leiter der Nahostabteilung und 1960 erster Botschafter der USA in Zypern), schrieb am 14. Januar 1947 an US-Außenminister James Byrnes, ein prozionistischer Standpunkt „wäre für Amerika schädlich. Die arabischen Beziehungen auf den Feldern der Bildung, des Handels, des Öls und der Luftfahrt“ (Hervorh. d. Autors) würden bedroht.

Wie Truman später schrieb, waren die Mitarbeiter im Außenministerium „fast ohne Ausnahme der Idee eines jüdischen Staates abgeneigt“ gewesen:

„Wie die meisten britischen Diplomaten dachten auch einige von unseren Diplomaten, dass man gegenüber den Arabern wegen ihrer Zahl und aufgrund der Tatsache, dass sie solche immensen Ölvorkommen kontrollierten, Appeasement üben sollte. Ich muss leider sagen, dass einige von ihnen auch zum Antisemitismus hinneigten.“

Boykott gegen Waren von Juden aus Palästina

Auch Westeuropa ließ sich in seiner Politik gegenüber Israel von Ölinteressen leiten. Das erste Mal, dass die Europäische Gemeinschaft (EG), der Vorläufer der heutigen EU, ihre Politik gegenüber Israel formulierte, war eine Erklärung vom 6. November 1973, in der die EG Israels Rückzug aus den 1967 eroberten Gebieten forderte und sich somit die Position der Arabischen Liga zu eigen machte.

Nur drei Wochen vorher, am 19. Oktober 1973, hatten die zwölf OPEC-Staaten ein Ölembargo gegen alle Länder verhängt, die sie verdächtigten, proisraelisch zu sein. Zu diesem Kreis wollten die Bundesrepublik Deutschland und ihre EG-Partner offenbar lieber nicht gehören.

Die Arabische Liga hatte schon im Dezember 1945 einen Boykott gegen Waren von Juden aus Palästina verkündet. 1950 empfahl der Rat der Arabischen Liga auch den Boykott von ausländischen Unternehmen, die Handel mit Israel betreiben. 1977 untersagte der US-Kongress es amerikanischen Unternehmen per Gesetz, sich an dem arabischen Boykott gegen Israel zu beteiligen.

Ein bekannter amerikanischer Konzern, der aus Angst vor arabischen Sanktionen Israel weiterhin mied – bis 1992 –, war Pepsi. Um nicht gegen das amerikanische Anti-Boykott-Gesetz zu verstoßen, argumentierte Pepsi, der israelische Markt sei einfach zu klein, um dort Geschäfte zu machen.

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

Foto: Tim Maxeiner

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Michael Stoll / 30.07.2020

Warum hat der Chevron-Konzern “Keine Angst mehr vor arabischem Boykott” ? Erstens ist die weltweite Energieversorgung heute nicht mehr so abhängig von der OPEC wie 1973. Zweitens gibt es die Feindschaft zwischen Iran und Saudi-Arabien (Schiiten gegen Sunniten), die inzwischen größer ist als der gemeinsame Hass auf Israel, was Israel geschickt nutzt, um seine Beziehungen in die arabische Welt, insbesondere zu Saudi-Arabien, zu verbessern. Drittens steht mit den USA ein mächtiger Staat hinter dem Konzern, dessen Präsident eindeutig und zuverlässig zu Israel steht. Eigene “Moralvorstellungen”, andere sprechen schlicht von der Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen, muss man sich auch (mit militärischer und wirtschaftlicher Stärke) leisten können. Ob das linksgrüne Merkel-Deutschland noch in der Lage ist, eigene wirtschaftliche Interessen durchzusetzen, werden wir am Beispiel von NordStream2 sehen. Den passenden Artikel hierzu findet man auch auf Achgut: “Deutschland hat effektiv keine Streitkräfte mehr”.

Karl Eduard / 30.07.2020

Werter Herr Harald Unger@ es tut mir leid, daß Sie von Putin verfolgt wurden. Als Dresdener muß das schwer für Sie gewesen sein. Sie haben mein Mitgefühl. Ich war so um die Dreißig, zur Wende, ich kann mich daran erinnern, daß die Repressionen der Sowjetarmee, zur Niederschlagung der Bürgerrechtsbewegung, in ihrem Abzug bestanden. Rußland hat seine Streikräfte übrigens nicht nach Westen, zur Nato hin verschoben, es war umgekehrt. Ein Blick in den Atlas ist Beweis genug. Und natürlich wäre Deutschland viel erspart geblieben, hätten die USA nicht in den Ersten Weltkrieg eingegriffen. Es ware ein Patt entstanden, die Staaten hätten sich auf ihre Ursprungsgrenzen zurückziehen können, weil der Krieg weder im Osten noch im Westen einen Sieger gehabt hätte. Die kriegführenden Länder waren ermattet und kriegsmüde. Die Franzosen und Engländer waren zu keiner Offensive mehr fähig, die Deutschen auch nicht. Niemand hätte sein Gesicht verloren. Es hätte keine 14 Punkte Wilsons gegeben, keine Revolution, keinen Versailler Vertrag und damit auch keine NSDAP und keinen Hitler. Keinen Frieden von Trianon, keine Zersplitterung Habsburgs, keine Sudetenfrage, keine polnische Aggression, keinen Revanchismus nach Osten. Keinen Holocaust. Und die Bolschewiki hätten keinen Fuß auf den Boden bekommen. Keine Bolschewiki, kein Lenin, keine Sowjetunion, kein Stalin. Kein Stalin, keine Besetzung der späteren Staaten des Warschauer Paktes, kein kalter Krieg. Daß es nicht so gekommen ist, verdankt die Welt dem unmotivierten Eingreifen Amerikas. Danke dafür.

Sascha Hill / 30.07.2020

Zur Zuverlässigkeit Russlands, können wir ja mal ua Polen oder die Ukraine befragen. Mein Gott, kaum mal leichte Kritik gegenüber Russland und schon soll das Russlandbashing sein? So argumentiert übrigens auch der Links-Grüne. So von wegen Klimaleugner und dergleichen.

Karl Eduard / 30.07.2020

@Bernd Ackermann Danke. Mir stehen diese Lesermanipulationen bis “hier”. Wenn ich verscheissert werden will, schalte ich den ÖR an oder lese eine Zeitung.

Harald Unger / 30.07.2020

@ I. Melinek, K. Eduard, B. Ackermann. Zunächst sei Ihnen gesagt, Ihre Kommentare sprechen für viele Millionen Gebietsbewohner, die das segensreiche Wirken Putins, seinerzeit als KGB Oberst in der DDR, nicht vergessen haben, wo er mit der Einhegung der Ostdeutschen beauftragt war. Ach, hätten doch die Amerikaner nie in den WK II eingegriffen. Was wäre uns alles erspart geblieben. So aber wurde der Westteil in die Demokratie, die Marktwirtschaft und das Wirtschaftswunder gezwungen. Anstelle einer einzigen DDR, die heute noch bestehen könnte. Sei’s drum. Es kann ja noch werden. - Daß Frankreich und das Gebiet ihren Nato Verpflichtungen nicht nachkommen, folgt einer Methode. Nämlich die Nato aufzulösen - aber die Schuld dafür Trump zu geben. Ist doch die Nato ein lästiger Zeuge für das, was Macron und Merkel vorhaben. Weshalb auch Erdog seine Truppen von allen Nato treuen Offizieren säubern ließ. Die Zahlungsverweigerung wird ja inzwischen auf die Spitze getrieben, um Trump unter Zugzwang zu setzen, was nun mit dem lange überfälligen Abzug der US Truppen aus dem Gebiet endlich beginnt. Macron und Merkel wollen die nationalen Armeen auflösen und in eine ‘EU Armee’, also eine Privat-Soldasteska der EU Kurfürsten, transformieren. Denn nationale Armeen sind ein Unsicherheitsfaktor bei der Umgestaltung Westeuropas. Und neugierige Blicke einer Nato will man da nicht haben. Alles gut, nicht?

Bernd Ackermann / 30.07.2020

Ich muss Karl Eduard zustimmen, erinnern wir uns warum wir bei den Russen Öl und Gas kaufen: Aufgrund des Jom-Kippur-Krieges drehten die Scheichs den Ölhahn zu, was in Europa zur Rezession führte. Haben uns unsere amerikanischen Freunde unterstützt? Nein, im Gegenteil, der US-Senat verabschiedete ein Gesetz, welches Rohöl-Exporte aus den USA verbot und das bis vor kurzem noch in Kraft war. Die amerikanische Wirtschaft wurde dadurch geschützt (America first, damals schon) und die unliebsame Konkurrenz in West-Europa geschwächt. In der Not hat man sich (neben dem Ausbau der Förderung in der Nordsee) an die Russen gewandt und die Pipelines in den Osten gebaut. Selbst in den dunkelsten Zeiten des Kalten Krieges haben die Sowjets zuverlässig geliefert, aus dem einfachen Grund dass sie wirtschaftlich davon abhängig waren und sind (das hat sich bis heute nicht geändert). Sie haben ihre Position nie dazu genutzt politischen oder wirtschaftlichen Druck auf Europa auszuüben und ihre Kundschaft zu verprellen, im Gegensatz zu den Amerikanern, die das ganz gerne machen (siehe North Stream). Jetzt sitzen die USA auf überschüssigem Fracking-Öl und -Gas, das sie uns am liebsten teuer verkaufen möchten und das tröpfchenweise über den Atlantik geschippert werden müsste -  der deutsche Verbraucher ist ja ein Idiot, der bezahlt gerne, man muss ihm nur einreden dass es der Rettung der Welt dient, ob vorm Klimawandel oder dem bösen Bolschewiken spielt dabei keine Rolle. Man muss Putin nicht mögen, aber es ist mir völlig egal ob er ein “lupenreiner Demokrat” ist oder nicht, das ist ein Problem der Russen, sollen die das lösen. Die ständige Russophobie in Ihren Artikeln ist genauso abstoßend wie die Trump-Hetze in den Mainstream-Medien.

Helmut Driesel / 30.07.2020

  Die Aktionärsstruktur von Chevron ist im Detail unbekannt, es könnte sich also auch um arabische, türkische oder russische Teilhaber handeln. Die Liste der Personen, die Einfluss auf das Unternehmen haben, ist aber sehr interessant. Ich weiß nicht, was die Israelis daran schätzen, wenn Amerikaner ihr Gas fördern, billiger wird dadurch gewiss nicht. Aber es könnte im Krisenfall sein, dass es an andere verkauft wird, die besser zahlen können. Hat der Autor mal daran gedacht? Und warum geht ein amerikanischer Gasriese überhaupt in fremden Gefilden hausieren? Könnte es sein, dass im Fracking-Eldorado ein Strohfeuer seinem Ende entgegen geht? Oder wissen bestimmte Heuschrecken in der Krise nicht, wohin mit dem vielen Geld? Wenn etwas gut an einer Sache ist, dann sollte man das auch einleuchtend erklären können. Vielleicht interviewt mal jemand Herrn Merz dazu. Ich finde es gut, dass die Russen uns Gas liefern, sie tun das aus freiem Entschluss, den Gedanke von der Erpressbarkeit und dem “Hahnzudrehen” eingerechnet. Was der Herr Trump derzeit macht, ist ja auch eine Erpressung, die schließt auch schon ein, dass künftig der Hahn zugedreht werden kann, wenn die Deutschen mal nicht so spuren. Wenn ein Staat bestimmte Rohstoffe nicht besitzt, das ist ein Dilemma, das alle Fragen der richtigen Gesellschaftsordnung überstrahlt. Früher in der bettelarmen DDR habe ich mich gelegentlich gefragt, was die Dänen oder Finnen eigentlich so exportieren, vom Heringsfang kann doch der Wohlstand alleine nicht kommen. Das habe ich bis heute nicht heraus. Ein kleines isoliertes Volk ohne Rohstoffe ist immer angeschissen, da hilft auch keine Marktwirtschaft.

Richard Kaufmann / 30.07.2020

Vielleicht ist das nicht bekannt: Ohne die Erdöllieferungen der Amerikaner an Deutschland während der NS-Zeit und auch nach Beginn des Krieges wäre Europa vieles erspart geblieben, es sei denn, Hitler hätte die Kavallerie nach Russland geschickt. Ach, diese guten und für Recht und Ordnung sorgenden Amerikaner!

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