„Der Antisemitismus ist Teil der deutschen DNA“. Das ist wohl leider wahr. Doch genetisches Alleinstellungsmerkmal der Deutschen ist Judenhass mitnichten. Nach meiner persönlichen Erfahrung sind antisemitische Stereotype z.B. in Frankreich und in den USA weitaus stärker verbreitet als in Deutschland: In den Medien, der Literatur, in Filmen (die deshalb häufig verfälscht synchronisiert werden) und auch in manchen persönlichen Gesprächen. Was Walsers Wort von der „Auschwitzkeule“ betrifft: Walser forderte, über das Thema Judentum und Geschichte diskutieren zu können, ohne daß das Thema Auschwitz als „Keule“ eingesetzt wird, eine freie Diskussion zu beenden, wenn einem die Meinung des anderen nichts paßt. Ich kann da keinen Antisemitismus entdecken. Und ich kenne auch keine andere Äußerung Walsers, welche den Verdacht von Judenfeindlichkeit dieses großen Schriftstellers nahelegen.
Ich habe das Interview gehört und war, leider nicht zum ersten Mal, entsetzt. Die opportunistische Anbiederung des Zentralrates sollte diesen von Sophie Scholl schweigen lassen. Wer Juden in Deutschland auf diese Weise zu vertreten meint, „der hat einfach von Historie, von Geschichte, auch von der neueren deutschen Geschichte, keinerlei Ahnung.“ Welcher Kleinmut, welche Feigheit, welch ein entmutigender, beklagenswerter Zentralrat, der diesen Sprecher auserkor.
Man kann schon lange den Eindruck bekommen: Der Zentralrat hat es sich gemütlich gemacht. Die alljährlichen Erinnerungsrituale mit den immer gleichen Sprüchen an den immer gleichen Tagen mit Kranzniederlegung und aufgesetzt trauriger Miene ist eingeübt und bewährt. Da stört der importierte neue Antisemitismus nur die Ruhe - genau wie bei den Politikern. Das hatte doch bisher so schön geklappt.
Mir ist schon länger aufgefallen, dass dieser Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, immer nur auf eine Gefahr und Antisemitismus für seine Glaubensgemeinschaft in diesem Lande hinweist, die von RECHTS kommt. Auf die wirkliche, realistische, und unbestritten extreme Gefahr und extremen Antisemitismus, der für Juden im Deutschland der Gegenwart und besonders der Zukunft besteht, geht er und ging er bisher nicht ein. Diese Gefahr, hervorgerufen durch Bevölkerungsverschiebung antijüdischer Prägung Richtung Deutschland, wird von ihm in keinster Weise erwähnt. Im Gegenteil, er begrüßt die grenzenlose Aufnahme von angeblichen Flüchtlingen aus moslemischen Staaten und hat das auch gegenüber der Bundeskanzlerin bekundet. Daher für mich ,, Josef Schuster`` ein seltsamer Präsident der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Ein Mann ohne Rückgrat, anbiedernd, schleimig und politisch korrekt. Für mich nicht würdig, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschlands zu sein!
Ob nun Zentralrat der Juden, Zentralrat der Muslime, Zentralrat der Katholiken, Zentralrat der Evangelisten, Zentralrat der Hasenzüchter, Zentralrat der Laubenpieper, Zentralrat der Transsexuellen, Zentralrat der negativ Getesteten und, und, und…...Die Statements der gleichgeschalteten Zentralräte sind austauschbar. Auch das Schustersche Gesülze könnte von jedem “Präsidenten” stammen. Präsident(in?) aller Zentralräte ist die, der, das Große Vorsitzende des Zentralkomitees, sie lässt mal dieser oder jener Marionette den Vortritt, um ihre Botschaften unters Volk zu bringen.
Jedenfalls ist so ein Interview bestens dazu geeignet, das Vorurteil abzubauen, alle Juden seien intelligent. Schon 2013 ist ein sehr wertvolles Buch erschienen, das aus einer Sammlung antisemitischer Äußerungen in verschiedenen Medien besteht: Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert (derzeit sehr teuer). Aber der Funktionär hat wahrscheinlich schon ein Buch.
1933 waren die Juden noch nicht das primäre Ziel der Nazis, da wurden erst mal die politischen Gegner verhaftet. Selbst die Nazis mussten erst ihre Macht festigen bevor es zu dem Holocaust kam. Es heißt doch wehret den Anfängen, wie lange sollten Menschen mit Kritik warten. Jetzt geht noch Kritik! Aber es wird immer schwieriger.
Lieber Herr Broder. Das ist ja fast alles richtig, was Sie hier schreiben, und ich bin wahrlich ein großer Fan von Ihnen. Aber eine satte Lüge von Ihnen stößt mir immer wieder auf, nämlich dass der Antisemitismus zur deutschen DNA gehört. Meine Eltern waren Griechen und unpolitisch. Aber mein Vater brachte mir bei: “Ja der Hitler hat uns schon übel mitgespielt. Aber er hatte ein Gutes: Er hat uns von den Juden befreit.” Heutzutage sind die anderen europäischen Völker weitaus antisemitischer sind als wir Deutschen. Denn sie wurden nie entnazifiziert. Wenn Sie schon solche Unwahrheiten über die deutsche DNA verbreiten, dann belegen Sie das bitte auch. Übrigens sind auch die “entnazifizierten” Antisemiten der linken Szene - die Sie ja besonders gerne aufführen - keine typisch deutsche Erscheinung oder bei uns ausgeprägter als in anderen Ländern.
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