Air Tuerkis / 23.07.2019 / 06:15 / Foto: Olaf Kosinsky / 83 / Seite ausdrucken

Kein Nonsens, Lindner will nationalen Konsens!

„Liberal ist, wer die Zeichen der Zeit erkennt“ sagte einmal Gustav Stresemann und formulierte damit den Schlachtruf der deutschen Liberalen. Und FDP-Chef Lindner scheint sehr gut darin zu sein, die Zeichen der Zeit zu erkennen, man könnte sogar sagen, er hört die Signale. Und so trat er nun ans Volk mit einer wunderbaren, einer engelsgleichen Idee im ARD-Sommerinterview:

Seit drei Jahren, so Lindner, beschäftigen wir uns mit zwei Fragen, Migration und Klima. „Und es geht nicht voran“. Dann fordert Lindner – Achtung Zitat nach offizieller FDP-Netzpräsenz – „Alle staatstragenden Parteien – also CDU, SPD, Grüne und Linke – setzen sich an einen Tisch. Und bei den Fragen machen wir einen Konsens“. Ja, richtig gehört: Wir machen dann einen Konsens. Sogar einen „nationalen Konsens“.

Ich finde das absolut richtig. Debatte, Diskurs, Gewaltenteilung oder Subsidiarität sind ja ganz schön und wichtig, aber irgendwann nervt es auch einfach. Deswegen find ich’s toll, dass der hippe Chris sich da jetzt nicht so anstellt. Endlich mal einer, der durchgreift!

Das heißt, als erstes Mal 30 Prozent Dissidenten aus der FDP rausschmeißen und anschließend die CDU säubern. WerteUnion und so was geht dann ja auch nicht mehr.

Lindner fasst offenbar eine Neugründung der LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschland) ins Auge, womit er an eine großartige liberale Tradition aus 40 Jahren DDR anknüpfen will. Nach dem Motto: Es war ja nicht alles schlecht… Bisher unbestätigte Quellen sagen, dass Egon Krenz inzwischen seinen Sommerurlaub abgebrochen haben soll. Das wäre ja eine ganz große Sache. Die „Nationale Front der BRD“, zu der sich alle „staatstragenden Parteien“ zusammenfinden.

Durch eine Rückbesinnung auf eine 10-Jahre-Lieferzeit für ein Auto könnte man Klimaschutz entschieden voranbringen. Damals hatten wir die sicherste Grenze der Welt, und heute sind wir das erste Land der Welt, das ganz ohne Grenzen auskommt. Und um den nationalen Konsens auch im Volk zu wahren, ließen sich etliche bewährte Strategien von damals reaktivieren.

Vor einigen Tagen wollte Lindner übrigens den Bildungsföderalismus abschaffen und war auch zur Mitwirkung an einer diesbezüglichen Grundgesetzänderung bereit. Wie gesagt, Pluralismus, Gewaltenteilung und so ist eine feine Sache, besonders wenn man es gegen die Bösen von rechts verteidigen kann, aber wenn dann mal eigene Programmpunkte dadurch behindert werden… Ist ja klar, dann setzen wir uns zusammen und machen eine Nationale Konsensfront!

Magenta ist das neue Rote Banner. Für diese ganzen innovativen Ideen bin ich einfach nur hin, aber vor allem ganz weit weg von der FDP.

 

Air Tuerkis (16) ist Chefredakteur des Jugend- und Schülerblogs Apollo-Newswo dieser Beitrag zuerst erschien.

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P. F. Hilker / 23.07.2019

Lindner und Konsorten sind einfach nur Augendiener. Die tun nur was, wenn einer guckt. Und dann ist es meistens Blödsinn.

Udo Kemmerling / 23.07.2019

@ Sabine Schönfelder: Was soll ich noch sagen, wenn sie den Nagel mit solcher Vehemenz auf den Kopf treffen? Großartig!

J. Polczer / 23.07.2019

Wer noch Zweifel hatte, kann diese nun getrost vergessen! Einheit ist nur noch in der Politik gefragt! Es lebe unsere Vielfältigkeit! Es lebe Multikulti! Aber bei der Meinung, da geht das nun nicht mehr!

Stefan Riedel / 23.07.2019

Zusammen mit diesem Interview des Herrn Lindner, macht das Abstimmungverhalten vonTeilen der FDP, inclusive Herrn Lindners, für den “Klimanotstandsplan” der SED im Bundestag durchaus Sinn und war alles andere als ein hochnotpeinlicher Irrtum (siehe den Beitrag: “Der Chef der FDP stimmt für den Klimanotstandsplan der Linkspartei” von Max Roland hier am 02.07.19 auf der Achse). Die Abstimmung und das Interview sind ein Angebot an die “staatstragenden Partei SED”. wohl im Hinblick auf die “teilweise komplizierten Mehrheitsverhältnisse” ( Bodo Ramelow und Daniel Günther) in den neuen Bundesländern. Dem Parteienkartell in D geht es einzig noch um den Machterhalt und dabei ist jedes Mittel recht (siehe auch Wahllisten in Sachsen).

Burkhard Mundt / 23.07.2019

Artikel 20: Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus. Artikel 21 GG: Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit. Ihre innere Ordnung muss demokratische Grundsätzen entsprechen. Hieraus folgt: 1. Parteien sind nicht staatstragend. Das ist eine maßlose Überschätzung durch Lindner. 1.1 Staatstragend ist das Volk insbesondere der Mittelstand, der die Hauptlast trägt (Arbeit, Steuern zahlen, Maul halten sonst Nazi). 1.2 Staatstragend wären Volksvertreter ohne Fraktionszwang und mit Gewissen. 2. Es gibt noch eine Partei. Die Unaussprechliche. Und ihre innere Ordnung entspricht demokratischen Grundsätzen. Andernfalls wäre sie längst verboten worden. 3. Die Nachfolgerin der Mauerbau-, Schießbefehl- und Stasi-SED, die Linke, ist im Gegensatz zu den Unaussprechlichen, die dergleichen nicht angerichtet haben, das real existierende Schmuddelkind. Staatskunde Note 6. Setzen, Lindner!

Sabine Heinrich / 23.07.2019

@ Frau Schönfelder: Einfach nur köstlich! Danke!!!

Cornelius Angermann / 23.07.2019

Schon die Formulierung ist entlarvend. Denn einen Konsens “macht” man nicht, den erzielt man durch Diskussion und Kompromisse zwischen unterschiedlichen Ansichten. Wer einen Konsens “macht”, der sagt damit, dass dieser konstruiert wird, mithin mit der Realität nicht unbedingt etwas zu tun haben muss. Lindners Thesen und Vorschläge sind lediglich die letzten Zuckungen eines Politkadavers namens FDP, die für Deutschland so überflüssig geworden ist wie ein Kropf. Nicht mal zur Mehrheitsbeschaffung taugt sie mehr. Aber natürlich ist sie im K(r)ampf gegen räääächts als nützlicher Idiot immer noch herzlich willkommen.

Norbert Ankenbauer / 23.07.2019

Herr Lindner hat aber nun schon insoweit recht, dass die Themen Migration/Integration und Klimaschutz nun seit Jahren alle anderen Themen verdrängen und bisher keine ansatzweis zufriedenstellende Lösung vorliegt. Und nachdem die Verhältnisse in Bundestag und Bundesrat nun einmal so sind, wie sie sind, müssen zwangsläufig wirklich alle irgendwo regierenden Parteien in irgendeiner Form zusammen arbeiten, um das aufzulösen. Etwas ungünstig ist natürlich, dass zur Lösung der Migrationsproblematik wohl eher die Vorschläge der AFD oder von Sarrazin (noch SPD) heranzuziehen wären. Und um sinnvolle, technisch innovative Lösungen voranzutreiben, die dem Klimaschutz nützen, müsste man wohl etliche EU- oder Freihandelsbestimmungen ändern und der ein oder anderen Öl- und Autolobby wehtun. Wer aber den menschen(mit)verursachten Klimawandel einfach in Abrede stellt, möge doch bitte eine wissenschaftlich plausiblere und überzeugendere These für den real seit Jahren zu beobachtenden Klimawandel anbieten als die vorherrschende Treibhausgasthese.

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