Stefan Frank / 19.10.2019 / 11:00 / Foto: Randam / 8 / Seite ausdrucken

Katar und die Hamas solidarisieren sich mit Erdogans Krieg

Die türkische Militäroperation in Nordsyrien ziele darauf, eine „drohende Gefahr“ zu beseitigen, sagte der katarische Außenminister Mohammed bin Abdulrahman Al Thani laut Haaretz auf dem Global Security Forum in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Türkei versuche lediglich, „die Gefahr von ihren Grenzen wegzuschieben“, so der Minister.

Ähnlich äußerte sich die Hamas (die als aktiver Gefährder einer Grenze ja Expertise bei diesem Thema mitbringt): Die Türkei habe „das Recht, sich selbst zu verteidigen und die Bedrohungen von ihren Grenzen zu entfernen“, sagte die „palästinensische Widerstandsgruppe Hamas“ am Montag in einer Erklärung, so Anadolu Agency. Gleichzeitig habe sich die Hamas für die türkische Unterstützung gegen Israel bedankt, die der türkische Präsident Erdogan auf und am Rande der Tagung der UN-Generalversammlung in New York zum Ausdruck gebracht habe.

Dieser hatte bei einer Rede vor einem türkisch-amerikanischen Verein in New York die israelischen Vergeltungsschläge gegen Raketenangriffe der Hamas mit dem Holocaust verglichen: „So wie wir den Holocaust sehen, so sehen wir die Massaker, die von denen begangen wurden, die Gaza in ein Freiluftgefängnis verwandelt haben.“

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erwiderte: „Jemand, der nicht aufhört, über Israel zu lügen, der die Kurden in seinem Land abschlachtet und das schreckliche Massaker am armenischen Volk leugnet, sollte Israel keine Predigten halten. Herr Erdogan, hören Sie auf zu lügen!“ Vor der UN-Generalversammlung zeigte Erdogan bekannte Landkarten, die oft im Internet auftauchen, um Israel zu dämonisieren und auf der Grundlage falscher historischer Annahmen den angeblichen „Landverlust“ „Palästinas“ seit 1946 zeigen sollen. Dazu erklärte er: „Israel trägt überhaupt nicht zum Weltfrieden bei.“ Israel töte „jeden, darunter Kinder.“

Das verbindende Element: Die Muslimbruderschaft

Das Emirat Katar ist ein enger Verbündeter sowohl des islamistischen türkischen Präsidenten als auch der Hamas. Was alle drei verbindet, ist die maßgeblich von Katar finanzierte Muslimbruderschaft; Erdogan und die türkische Milli-Görüs-Bewegung gehören zu deren Unterstützern, die Hamas ist der palästinensische Zweig der Muslimbruderschaft. Im Konflikt zwischen dem Emirat und seinen Nachbarstaaten hat sich die türkische Regierung 2017 auf die Seite Katars gestellt und sogar Truppen dorthin entsandt. Im Gegenzug unterstützte Katar die türkische Regierung letztes Jahr auf dem Höhepunkt der Währungskrise mit Finanzhilfen.

Im Hinblick auf das Assad-Regime ist die Hamas seit Jahren in einem Dilemma. Assad unterdrückt die Sunniten in Syrien, die Hamas aber ist eine radikal-sunnitische Bewegung. Gleichzeitig ist aber der Hauptsponsor der Hamas, Iran, der neben Russland wichtigste Verbündete und Unterstützer des Assad-Regimes. Seit Beginn des Bürgerkriegs in Syrien hat die Hamas darum keine einheitliche Position finden können.

Früher war Damaskus der Unterschlupf von Hamas-Führer Khaled Meschaal. Mit Ausbruch des Bürgerkriegs zog er nach Katar um, und die Hamas stellte sich gegen Assad. In diesem Jahr hat Mahmoud Al-Zahar, einer der Mitgründer der Hamas, Mitglied im Politbüro und ehemaliger „Außenminister“, dem Assad-Regime ein Friedensangebot unterbreitet. Er bedauerte, dass „die Beziehungen wegen der syrischen Krise zusammengebrochen sind“ und sagte: „Wir hätten ihn [Assad] nicht im Stich lassen sollen.“ Es gebe nun „dringende Anstrengungen, die Beziehungen wiederherzustellen“: „Es ist in unserem Interesse, gute Beziehungen mit allen Ländern zu haben, die sich Israel entgegenstellen, zu allererst Syrien, der Libanon und der Iran.“ Vom syrischen Regime aber erhielt die Hamas kurz darauf eine Abfuhr; die Beziehungen würden nicht wiederhergestellt. Zudem beschuldigte das syrische Regime die Hamas, „Anti-Regime-Terroristen“ in Syrien zu unterstützen.

Drei natürliche Verbündete

Damit dürften auch jene radikal-sunnitischen und pro-türkischen Milizen gemeint sein, auf deren Seite Erdogan nun in den Krieg eingegriffen hat. Offenbar ist der Hamas die Unterstützung der Türkei und Katars derzeit wichtiger als die des Iran, was ein Hinweis darauf sein könnte, dass sie Geld und politische Unterstützung derzeit dringender braucht als weitere Waffen.

Der türkische Präsident Erdogan wiederum wird froh sein, dass er dank der Unterstützung Katars auch den einflussreichen Satellitenfernsehsender Al-Jazeera auf seiner Seite hat. Al-Jazeera wusste am Montag von arabischen Flüchtlingen zu berichten, die von den Kurden vertrieben worden seien und dank der türkischen Offensive nun „Hoffnung auf Rückkehr nach Hause“ hätten.

Mit der Türkei, der Hamas und Katar haben sich drei natürliche Verbündete gefunden. Derzeit feiern sie gemeinsam die türkische Militäroperation in Syrien, doch es wird ihnen ein Leichtes sein, bei nächster Gelegenheit wieder einmal mit gespielter Empörung eine angebliche „israelische Aggression“ zu verurteilen und die Welt zum Eingreifen aufzufordern, um einen angeblich drohenden „Völkermord“ oder „Holocaust“ in Gaza zu verhindern.

 

Dieser Beitrag erschien zuerst bei Mena-Watch.

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Leserpost

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Hans Meier / 19.10.2019

Angenommen Kathar verfügt über sehr große Mengen Erdgas und möchte sie in Pipelines ans Mittelmeer versenden, um sie in Europa zu vermarkten, dann ergibt dieser Kriegs-Konfikt in Syrien den verborgenen Sinn, geostrategisch menschenverachtend exakt wieder. Kathar braucht Pipline-Trassen, und darum entwickeln sich seit Jahren intensive Kämpfe. Wer investiert denn in diesen Krieg gegen Syrien? Wer ist denn Partei und mit welcher Rendite-Absicht? Die finanziellen Motive bleiben viel zusehr im Hintergrund.

Ralf Pöhling / 19.10.2019

Beim lesen der Überschrift ging es mir durch den Kopf: Kein Wunder, alles Muslimbrüder. Treffer, versenkt. Die Mullahs im Iran dürften sich über das (ungewollte?) Ablenkungsmanöver freuen.

Sabine Schönfelder / 19.10.2019

Deutschland unterstützt die Palästinenser und damit die Hamas mit jeder Menge Geld. Wir liefern der Türkei Waffen und pampern die Türken mit jeder Menge Geld. Wir halten in Katar eine FUSSBALL- und LEICHTATHLETIK-Weltmeisterschaft ab (international abgestimmt), in einem Land in dem irrsinnige Hitze herrscht und ein wahres Klima-Umwelt-Desaster zur Abkühlung veranstaltet werden muß, damit Sport überhaupt möglich wird und dabei fließt jede Menge Geld. DIeser WAHNSINN wurde von den gleichen Köpfen ABGENICKT, die ansonsten jeden PUPS einem KLIMA-TRIBUNAL unterwerfen, den GRETA-HYPE veranstalten und fördern, den KLIMA-NOTSTAND ausrufen, KLIMA-GIPFEL vereinbaren usw…Die menschlichen Kollateralschäden dieses neuen türkisch motivierten Krieges, inklusive der befreiten IS-Kämpfer, die n a c h w e i s l i c h von den Türken unterstützt werden, migrieren von Syrien nach Deutschland!! Die EU hält die Schnauze und wenn sie sie öffnet, dann lediglich um Trump wegen seines militärischen Rückzugs zu beschimpfen. Und wer finanziert das ALLES und rennt noch, staatlich propagandistisch angeregt, freitags auf die Straße und bettelt nach höheren Steuern, nach luftigen CO2-Steuern??!! Der völlig verblödete Deutsche! Rette sich, wer kann.

Thomas Taterka / 19.10.2019

Hoffentlich ! - liest man diesen Beitrag auch in Israel, vor allem dort, wo man auf der Verteidigung des Landes beharrt, trotz zunehmend grauer Haare. Wie sagt man bei Euch : Kiddusch Hachaim?

Stephan Jankowiak / 19.10.2019

Und fröhlich wird dort in der Kriegstreibernation Katar demnächst die Fußball-WM stattfinden, bejubelt von den FIFA-, DFB- und sonstigen Claqueuren, begleitet von orgiastischer Begeisterung der übertragenden TV-Sender inkl. der zwangsfinanzierten ARD/ZDF. Nicht zu vergessen, daß der FC Bayern München sich das Blutgeld von einem seiner Hauptsponsoren (Quatar Airways)  gerne sichert und dort durch Trainingslager zur Imageförderung der Terrorfinanzierer und Kriegstreiber beiträgt.

Frank Stricker / 19.10.2019

Aha , Katar und die Hamas unterstützen also den “Sultan” vom Bosporus. Es gibt ein schönes Sprichwort hierzulande , “Pack schlägt sich , Pack verträgt sich”. Die Allianzen im Syrien-Konflikt sind für Normalsterbliche eh nicht mehr zu durchschauen. Es scheint aber offensichtlich zu sein , dass Herr Erdogan einfach einen Teil von Syrien für sich beansprucht. In diesem Zusammenhang ist der Rückzug der USA durchaus logisch und nachvollziehbar. Gegen wen und was sollen denn die Amerikaner eigentlich in Syrien kämpfen und ihr Leben riskieren ? Massaker überall , und keiner fühlt sich verantwortlich. Der IS ist für die Amerikaner eine zu vernachlässigende Gefahr , aber für uns Volltrottel in “Germoney” schon , wir lassen ja Hinz und Kunz ungeprüft in unser Land !

Angela Seegers / 19.10.2019

Wer lügt am meisten? Das zu beantworten dürfte schwierig sein! Muslime wechseln die Seiten und Meinungen wie andere Leute ihre Taschentücher und rechtfertigen ihre Taten mit Allah. Keiner weiß so genau, wer der Feind ist, Hauptsache Soldat spielen, Guerilla-Kampfanzug, dicke Posen auf Jeeps mit Gewehr (woher?) im Arm. Das Archaische ist der einzige Inhalt, der sie verbindet. Nach hinten gucken, von alter Größe träumen. Welche Größe?

Dirk Jungnickel / 19.10.2019

Pack schlägt sich und verträgt sich !

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