Ahmet Refii Dener, Gastautor / 19.11.2022 / 14:00 / Foto: ARD / 24 / Seite ausdrucken

Katar: Scheinheiligkeit ist Trumpf

Katar kann man mit nichts wehtun und ein Boykott in irgendeiner Form bringt rein gar nichts. Es sei denn, die Mannschaft reist nicht an.

Wer sich für Fußball interessiert, wird sich die Spiele in Katar anschauen und sagen, er würde diese aus Protest nicht anschauen. Außerdem, wer aus Protest seinem Hobby Fußballspiele schauen nicht nachgeht, hat nicht zu Ende gedacht. So kann man Katar nicht wehtun, denn Deinen Protest bekommen die nicht mit. Katar kann man mit nichts wehtun und ein Boykott in irgendeiner Form bringt rein gar nichts. Es sei denn, die Mannschaft reist nicht an.

Nehmt es als eine absurde Situation hin, dass die WM in einem Land stattfindet, wo… Ach, ich mag nicht mal zu Ende formulieren… Katar halt. Ich weiß nicht mal, wie die im Plural heißen. Kataris wird als falsch angezeigt, also sind es Katarer. Von den 2,7 Millionen Menschen, die dort leben, sind nur 10 Prozent Katarer. Die restlichen sind Knechte, Gastarbeiter und andere. So gesehen, müssen die sogar die Zuschauer für die Spiele importieren.

Boykottiert mal schön. Ich schaue mir hin und wieder die Spiele an. Wenn Deutschland ausscheidet, wird mein Interesse sowieso verflogen sein. Eigentlich müsste ich die deutsche Nationalmannschaft boykottieren. Hat doch der DFB die Galopprennbahn in Frankfurt plattgemacht und dort eine Trainerakademie gebaut. Für gerade einmal 70 Trainer, die im Jahr ausgebildet werden sollen.

Genugtuung könnte man empfinden, wenn in Katar irgendwas schief liefe. Die Frage ist, was könnte das sein? Egal, die Welt hat wichtigere Baustellen. Tun wir nicht so scheinheilig, als ob die Bauarbeiter in Katar uns so interessieren würden, dass wir mit ihnen leiden. Beim Bau des Mega-Airports in Istanbul starben ebenfalls Hunderte von Bauarbeitern und wer boykottiert den Flughafen? Übrigens, das wäre mal ein Boykott, der den Diktator hart treffen würde. Ach ja, in Katar finden MotoGP und Formel-1-Rennen statt, und das Jahr für Jahr. Kräht ein Hahn danach? Nein! Wo bleibt der Boykott?

Scheinheiligkeit ist Trumpf!

Dr. Ahmet Refii Dener arbeitet als Berater mit dem Schwerpunkt Türkei. 2017 ist „ARD“, wie er sich nennt, nach Berlin gezogen. Dieser Beitrag erschien zuerst auf Deners Facebookseite.

Foto: ARD

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Arne Ausländer / 19.11.2022

@Hubert Bauer: Ein Großteil der Elends-Fremdarbeiter in Katar kommt aus Nepal, wo seit den Sturz der Monarchie vor einigen Jahren die Maoisten an der Regierung beteiligt sind. Wo also paradiesische Zustände herrschen, an denen man hier erts noch arbeitet.

Rainer Niersberger / 19.11.2022

Frau Roth zweifelt an den Sicherheitsgarantien Katars fuer alle Menschen, die nicht hetero sind. Das ist (vermutlich) dieselbse, die mit den Mullahs im Iran kuschelt, die wiederum Menschen, die nicht hetero sind, am höchsten Baukran baumeln lassen. Da spielt der auch von Frau Roth bejubelte Import von Angehörigen einer “Religion”, die auch in Katar gepflegt wird und gewisse Besonderheiten und Differenzen ablehnt, schon keine Rolle mehr, von Herrn Habeck und seiner Bettelei ganz zu schweigen.  Das wirklich Erstaunliche ist ja nicht die seit langem in Sch’land grassierende Heuchelei, eine logische Folge der neurotischen Verfasstheit, ebenso wie die diversen Spaltungen und Widersprüche, sondern dass die Normalos diese Typen nicht nur nicht angemessen behandeln, sondern sogar noch waehlen, jedenfalls die Sekte, der sie angehören.  Immerhin lassen sich Mio an Klimaschützern in Ägypten ihre bezahlten Ferien nicht verdriessen, sondern verlängern sie, was angesichts des Herbst/ Winters in anderen Breiten gut nachvollziehbar ist.  Sie ringen wohl um eine passende Abschlussererklaerung.  Und immer noch ruehrt sich “bürgerlich” angesichts dessen, was hier inszeniert wird, nichts, gar nichts, von der Distanzbeschwoerung Richtung AfD natuerlich abgesehen.  Wenn es “nur” die Heuchelei waere, aber der Zustand ist viel schlimmer, nicht nur der von Frau Roth.

Gudrun Meyer / 19.11.2022

Was einen Teil der Fußballgemeinde wirklich abschreckt, ist, dass sie in Katar nicht saufen dürfen.

A.Lisboa / 19.11.2022

An der sogenannten “Impfung” sterben tausende Menschen, wieso boykottiert der sogenannte Werte-Westen nicht die Länder, Parteien, Medien, Hersteller, sog. “Ärzte”, sog. Experten (Hirschhausen, Klabauterbach etc.) usw. die diesen Massenmord organisiert haben?

Hubert Bauer / 19.11.2022

Eben habe ich in den Nachrichten gehört, dass die deutschen Hoteliers kein Personal finden. Ich war zwar nicht nie in einem der “reichen” Golfstaaten, aber man hört immer wieder wie perfekt dort der Service in den Luxushotels ist. Auch die deutsche Baubranche findet kein Fachpersonal, während sie auf der arabischen Halbinsel einen prächtigen Wolkenkratzer nach dem anderen hochziehen. Irgendeinen Grund muss es dann doch haben, warum Afrikaner, Pakistani, Ostasiaten und auch deutsche, amerikanische und japanische Architekten und Bauingenieure lieber nach Katar usw. gehen, als bei uns zu arbeiten. Nein, ich will nicht abstreiten, dass Arbeiter aus fernen Ländern in Katar leiden. Aber warum will trotzdem keiner von denen nach Deutschland?

Uwe Wilken / 19.11.2022

“Beim Bau des Mega-Airports in Istanbul starben ebenfalls Hunderte von Bauarbeitern “; äh, ja wirklich? Wo steht das? (Quelle?).  Hunderte? Das wären ja mehr als in Katar bei den Bauarbeiten zur WM dran glauben mussten.

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