Wolfgang Meins / 11.11.2020 / 14:00 / Foto: Pixabay / 24 / Seite ausdrucken

Karriereprobleme bei Ärztinnen?

Kürzlich teilte das Deutsche Ärzteblatt (Heft 43) erfreut mit, dass nun auch die Kliniken an der Ruhr-Universität Bochum (RUB) ein neues Programm starten, „um Ärztinnen in ihrer Karriere zu unterstützen“. Ziel sei es, „den Frauenanteil der Führungspositionen in der klinischen Medizin (…) der RUB zu erhöhen.“ Wie soll das gelingen? „Durch Netzwerkarbeit, Workshops und ein regelmäßiges Mentoring“ in Gestalt von drei auf der Karriereleiter schon etwas weiter vorangekommenen Kolleginnen. Gefördert wird das Ganze von der Medizinischen Fakultät und einer Stiftung sowie am Ende auch dadurch, dass Berufungen von Frauen auf Professuren mit 20.000 Euro aus der NRW-Staatskasse honoriert werden.  

Im Kern geht es bei dieser Art von Förderung schlicht um bessere Bedingungen für das eine und Benachteiligung für das andere Geschlecht. Also um eine systematische Wettbewerbsverzerrung auf dem steinigen Weg nach oben zu Oberarztpositionen oder gar Berufungen auf Professuren, bei denen weibliche Bewerber ohnehin bereits bevorzugt werden.    

Der Förderungsschwerpunkt wird nur äußerst vage beschrieben. Es gehe darum, die „klinische Weiterbildung mit wissenschaftlicher Forschung und Lehrtätigkeit zu harmonisieren“. Um die Bedeutung einer solchen Harmonisierung angemessen einordnen zu können, dürften einige Hinweise zum Wissenschaftsbetrieb in Unikliniken hilfreich sein. 

Wenn man nicht, wie etwa der Berliner Haus- und Hofvirologe Christian Drosten, in einem patientenfernen, sondern einem klinischen, also an der direkten Patientenversorgung beteiligten Bereich arbeitet, gibt es für die Karrierewilligen – unabhängig vom Geschlecht – in aller Regel ein großes Hindernis: zu wenig Zeit für Forschungsambitionen und alles, was damit zu tun hat, etwa: Erstellen von Forschungsanträgen, Publikationen oder Vorträgen, Literaturrecherche, Anleitung von Doktoranden, Projektgruppensitzungen oder auch Labortätigkeit. Denn ganz obenan auf der Agenda steht auch für die Nachwuchsforscher zunächst einmal die Fron der Patientenversorgung – zudem mit Nacht- und Wochenenddiensten. 

Tunlichst nicht unter Arbeitshemmungen leiden

Außerdem wird von Karrierewilligen erwartet, dass sie ihre meist fünf bis sechsjährige Facharztweiterbildung – etwa zum Kardiologen oder Unfallchirurgen – plus eventueller weiterer Spezialisierung zügig und zudem besonders engagiert absolvieren. Schließlich sollen aus ihnen ja nicht nur Forscher, sondern auch überdurchschnittliche oder gar herausragende Praktiker werden. Wer also unter diesen Bedingungen eine wissenschaftliche und klinische Karriere starten will, sollte tunlichst nicht unter Arbeitshemmungen leiden, keine zeitraubenden Hobbies pflegen und zudem mit wenig Schlaf auskommen.  

Angesichts des – sozusagen als Hintergrundrauschen – immer gegenwärtigen Zeitmangels kommt der oben erwähnten Harmonisierung von klinischer Weiterbildung – also praktischer Patientenversorgung – mit forscherischen Aktivitäten eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zu. Zum Beispiel: in kritischen Forschungsstadien nicht auch noch auf den arbeitsintensivsten Stationen eingesetzt werden und falls doch, dann nur halbtags, aber besser vielleicht noch in einem ruhigeren Diagnostik-Bereich oder einer Ambulanz, gerne auch für einige Wochen oder Monate mal ganz freigestellt werden oder gar – nach etlichen bereits erworbenen klinischen und wissenschaftlichen Meriten – eine Oberarztfunktion erhalten, die dann mehr Freiräume lässt. 

Die Entscheidung über solcherlei Harmonisierung treffen vornehmlich die Vorgesetzten, also der zuständige Oberarzt oder Klinikdirektor, aber auch Organe der sogenannten Selbstverwaltung, wie zum Beispiel Klinikräte. Und da verhält es sich wie im echten Leben: Es geht – aus den unterschiedlichsten Gründen – nicht immer hundertprozentig gerecht zu. In diese komplexe Schnittstelle wollen nun die drei Mentorinnen – mit der Gleichstellungsbeauftragten im Rücken – als Interessenvertreter ihrer karrierewilligen, aber sicherlich nur zum Teil auch karrieregeeigneten Geschlechtsgenossinnen hineingrätschen und für noch mehr Ungerechtigkeit sorgen.  

Gleich mal die Eingangskriterien niedrig gehängt

Eine Quote, egal welcher Art, verwässert immer das Leistungsprinzip. Auch um genau das zu vertuschen, wird ja die Diversität so dermaßen hochgejubelt. Aber die Protagonistinnen des Bochumer Frauenförderungsprogramms wissen natürlich auch, dass sich die allermeisten weiblichen Kollegen eine wissenschaftliche Karriere entweder nicht zutrauen oder gar kein Interesse daran haben – was ja auch nicht verwerflich ist. Um mit ihrem Programm, das ihnen selbst als nun besonders engagierte feministische Kämpferinnen bei der eigenen Karriere massiv nutzen wird, nicht nackt dazustehen, wurden gleich mal die Eingangskriterien für die kommende weibliche Medizin-Elite des Ruhrpotts niedrig gehängt. 

Nicht mal eine abgeschlossene oder zumindest bereits eingereichte Doktorarbeit – die in der Medizin ja ohnehin oft recht übersichtlich ausfällt – ist Voraussetzung zur Teilnahme an den karrierefördernden Maßnahmen. Es reicht, eine Promotion „in der Endphase“ und eine mindestens zweijährige klinische Tätigkeit vorweisen zu können. Entscheidend ist also primär der weibliche Karrierewunsch, nicht aber eine bereits zu guten Hoffnungen Anlass gebende Leistung. Denn: Wer in der Medizin auch gut zwei Jahre nach Abschluss des Studiums seine Doktorarbeit noch nicht einmal eingereicht hat, stellt damit in aller Regel mehr als deutlich unter Beweis, für eine wissenschaftliche Karriere eben genau nicht geeignet zu sein. 

Trost und Zuspruch bietet den in ihrer Karriere behinderten (männlichen) Ärzten der RUB nun ein Dossier aus dem Ministerium der Dr. Franziska Giffey, denn dort will man jetzt eine „partnerschaftliche“ Gleichstellungspolitik vorantreiben, wie Bernhard Lassahn hier enthüllte: „… partnerschaftliche Gleichstellungspolitik (erachtet es) als notwendig und zumutbar, dass Jungen und Männer Frauenemanzipation unterstützen, zurückstehen, Verzicht leisten, auch einfach mal die Klappe halten.“ Noch Fragen, liebe Kollegen?        

Foto: Pixabay

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Michaela Mertens IV / 11.11.2020

Ich lebe in einer 80.000 E Stadt, der Landkreis hat ca. 250.000 E. Einem Mitarbeiter unseres Finanzamtes ist in den 90ern mal rausgerutscht, dass man mit den Zusatzgehältern der Chefärzte unseres städtischen Klinikums den Stadthaushalt sanieren könnte. Es ging damals wohl so um die 15 Mio DM. Ich bin w und mittlerweile GEGEN die Frauenförderung. Weil es mir scheint, dass die Frauenförderung eben Frauen befördert, denen es an bestimmten Fähigkeiten mangelt und dieser Mangel wird durch angebliche Geschlechter-Förderungs-Programme überspielt. So habe ich beobachtet, dass die Frauen, die mit diesen Programmen gefördert wurden, im Sozialen ausgesprochen zickig und ausgesprochen desinteressiert an ihrer Arbeit sind. Wer bei uns im Job einen Schritt vom von den Damen vorgegebenen Thema abweicht, der zieht sich das ganze Arsenal weiblicher Bösartigkeit bis hin zum Mobbing zu. Hilfe kriegt man eher von männlichen Kollegen und von den Frauen, die es wirklich über Leistung geschafft haben und das auch wissen. Die Arbeitszeiten von Chefärzten m/w/d sind schlicht Menschenschinderei. Bessere Arbeitszeiten (weniger Arbeitsstunden) und bessere Möglichkeiten zur Fortbildung und bessere Kinderbetreuung und die Sache läuft auch ohne Extra-Frauenförderung. Vergütung untere Schichten verbessern, dann bewirbt sich nur der, der es wirklich will und kann, weil der rein finanzielle Anreiz verringert ist bei flachen Gehaltsstufen.

Frank Dom / 11.11.2020

Pragmatischer Vorschlag: Ein Punktesystem: jeweils - 1 wenn Weiß, Mann oder Gebildet. +1 Wenn Nicht-Weiß, Nicht-Mann, Ungebildet, Not Straight, Islamist, Links, Frau. Für jede Kombi jeweils Punkte gemäß Attribute-Kombi zusätzlich. SPD-Mitgliedschaft jeweils +25. Eine imaginierte Islam-Puppi bekäme daher: 1+1+1+1+1+1+1+6+25=38. Ein weißer Mann mit Bildung käme dagegen nur auf - 3. Damit wäre also bewiesen, dass weiße Männer rückständig sind und aus dem Alltag verbannt gehören.

Thomas Koch / 11.11.2020

Die Gretchenfrage an die Vertreter dieses gendergeschwängerten Feministentums laute: Wer würde sich für seine lebensnotwendige Operation freiwillig bei einer Quotenchirurgin auf den Operationstisch legen? Bitte melden!

Petra Wilhelmi / 11.11.2020

Als ich vor einigen Jahren im Krankenhaus lag, fiel mir auf, dass der Assistenzarzt der Station eigentlich fast immer da war. Ich glaube nicht, dass viele Frauen bereit wären, solche eine Arbeitsbelastung auf sich zu nehmen. Es sei denn, sie verzichten völlig auf Kinder. Ein Familienleben ist unter solchen Bedingungen schwer machbar. Eine leitende Stellung zu erobern bedeutet ja nicht, dass man halbtags arbeiten kann, wie viele Frauen in Arztpraxen, die dann natürlich die Nachfrage nach einen Arzt nicht befriedigen können und alles nur auf langfristige Termine hinausläuft. Ich denke, Frauen, die eine leitende Position anstreben, können das auch allein. Dieser Förderkram unterstellt Frauen immer nur, dass sie es allein nicht schaffen würden und sie wie kleine Kinder an die Hand genommen werden müssen. Das ist in der Endkonsequenz herabwürdigend. Dazu kommt noch, wenn dann diese Frauen, die wie Kinder behandelt werden, auf Leitungspositionen gesetzt werden, die Frage auftaucht, ob sie das überhaupt schaffen können so als Quote. Wir wissen aus der Regierung, was Quotenfrauen unserem Land bisher schon angetan haben. Dazu kommt noch, dass jede gute Frau, die den Ehrgeiz und das Können hat aufzusteigen, in Geruch der Quote kommt und das ist unfair.

g.schilling / 11.11.2020

Ärzteblatt Mai 2019: 12000 weiblichen Medizinstudenten stehen 6000 männliche Studenten gegenüber. Noch Fragen? Das Problem erledigt sich von selbst.  Und falls es der Imam zulässt wird es ab 2030 ein Förderprogramm für Männer geben.

Wolfgang Kaufmann / 11.11.2020

Unsere Gesellschaft hat noch nicht gelernt, mit den Folgen der Pille klarzukommen. Wir frönen immer noch der deutschen Mütter-Ideologie. Unsere Supermama will sowohl Familienkuscheln als auch Pöstchen, am liebsten übrigens ein volles Managergehalt bei Null Verantwortung. – Andere Länder sind da viel weiter. In Frankreich oder Israel nehmen die Weibchen nicht für sich in Anspruch, die besseren Profis im Beruf und zugleich in der Erziehung zu sein. Nein, sie delegieren die Erziehung an Hort, Kindergarten und Ganztagsschule und haben deshalb den Kopf frei für ihren Beruf und ihre Karriere. – Es macht offenbar einen Unterschied, ob die Damen wirkliche Gleichberechtigung wollen, also Chancengleichheit, oder ob sie sich nur systematisch als Opfer stilisieren, um massive Vorteile herauszuschinden. Mentaler Giftmord sozusagen.

Sabine Heinrich / 11.11.2020

@G. Wagner, Fortsetzung: Ich habe männliche Kollegen gehabt, die so stinkend faul waren, dass einem der Geruch schon an der Eingangstür der Schule entgegengekommen ist. Alle hatten jedoch eines gemeinsam: Sie konnten sich sehr gut verkaufen durch schlaues Reden und einen gewissen Charme. (Da hat dann in einem besonders extremen Fall die Schulleiterin über die täglichen, enormen Verspätungen des Kollegen hinweggesehen, während wir mit strafenden Blicken bedacht wurden, wenn wir nicht gleich mit dem Gong aufgesprungen sind. Er fiel auch sonst durch selbstschonende Verhaltensweisen auf. Ach ja - dieser Faulpelz ist jetzt Schulleiter!) Und als Mann in einem inzwischen leider zum fast reinen Frauenberuf mutierten “Job” bekommt mann heute schon einmal 100 Bonuspunkte vorweg, so mein Eindruck.

Sabine Heinrich / 11.11.2020

@Günter Wagner: Ich möchte nur auf einen Aspekt Ihres Kommentars eingehen; die fehlenden Schulleiter und die Lehrerinnen betreffend. Schon oft habe ich auch an anderer Stelle geäußert, dass Männer wohl doch intelligenter sind als Frauen. Warum? Weil sie heute nicht Lehrer werden. Wer sich heutzutage diesen Beruf, der wirklich einmal schön, aber durchaus auch oft schwer und herausfordernd war, antut, dem ist nicht mehr zu helfen! Glück gehabt, wenn man in einer überschaubaren Schule in einer gutbürgerlichen Gegend landet. Und auch dort ist die Situation besonders seit 2015 schwieriger geworden. Dass niemand mehr Schulleiter werden möchte - kein Wunder! Die Arbeitsbelastung - besonders an großen Schulen - ist so enorm geworden, dass man sie ohne weiteres auf 2 Leute verteilen könnte. Konrektoren können nur einen kleinen Teil der anfallenden Arbeit auffangen. Es werden übrigens immer mehr Frauen Schulleiter, was erneut für einen niedrigeren Intelligenzgrad von Frauen spricht ;-). Nun wieder ernst: Ich habe im Laufe von 10 Jahren 3 Schulleiterinnen kennengelernt, die sich für ihre Schulen ohne Rücksicht auf ihre Gesundheit den Allerwertesten aufgerissen haben und darüber SCHWER krank geworden sind. Und das waren beileibe keine Sensibelchen. Natürlich habe ich im Laufe der Jahre auch junge Kolleginnen erlebt, die - so mein subjektiver Eindruck - ihre Kinder in so geschickten Abständen bekamen, dass sie für Jahre nicht zu arbeiten brauchten. Und wenn dann der Mann noch einen gut bezahlten Posten hatte… Dennoch, Herr Wagner, mir gefällt es nicht, wie verächtlich Sie über die Frauen schreiben, die angeblich “nicht ordentlich arbeiten mögen”, weil sie wegen “...nervöser…Petitessen…” fehlen. Ich habe im Laufe meiner 40jährigen Dienstzeit viele - VIELE! - Kolleginnen erlebt, die krank zur Schule gekommen sind und denen sogar nahegelegt wurde, zu Hause zu bleiben. ...

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