Peter Grimm / 21.01.2017 / 20:39 / 1 / Seite ausdrucken

Karneval: Pfefferspray-Verkauf als Aufruf zur Gewalt

Die letzte Kölner Silvesternacht ist schon eine Weile gut überstanden. Die massenhaften sexuellen Übergriffe, Diebstähle und Körperverletzungen durch Gruppen nordafrikanischer und arabischer Männer, die im Jahr zuvor Schlagzeilen machten, wurden durch ein massives Polizeiaufgebot verhindert.

Seit der massenhaften Zuwanderung junger Männer aus Kulturräumen, in denen der Umgang mit Frauen und auch die zwischengeschlechtliche Kontaktanbahnung vollkommen anderen Regeln folgen, sind auch Unsicherheit und Ängste gewachsen. Das führte zu einem gesteigerten Bedürfnis, die eigene Wehrhaftigkeit zu stärken. Und neben vielen Arten legaler Waffen, lässt sich auch Pfefferspray seither in zuvor ungeahnten Mengen verkaufen. Zur Kundschaft gehören auch Menschen, die sich gern in öffentliches Feiergetümmel stürzen, aber für den Fall eines Falles gewappnet sein wollen. Die nächsten heiklen Termine diesbezüglich sind die Karnevalstage. Und in den Gegenden, in denen der Karneval quasi zu Hause ist, bereitet man sich darauf natürlich vor. Was liegt da näher, als zwischen Pappnasen und Luftschlangen auch  Pfefferspray im speziellen Karnevalssortiment anzubieten?

Dieser Logik folgte der Drogeriemarkt dm in Düsseldorf. Unter der Werbung “ Schon jeck? Alles, was Sie für die tollen Tage brauchen“ wurde Pfefferspray ins Regal gestellt. Falls Sie jetzt „na und?“ sagen wollten, weil das für Sie zum normalen Kaufmannsverhalten gehört, haben sie leider das Problem erkannt, denn so wird Hass und Angst geschürt. Erst durch das angebotene Pfefferspray wird die Angst geweckt, an den tollen Tagen könnte es zu Vorfällen kommen, wie in der vorletzten Silvesternacht in Köln. Sonst käme doch gar keiner auf einen solchen Gedanken.

Pfefferspray macht Stimmung gegen eine Bevölkerungsgruppe?

Öffentlich protestiert deshalb beispielsweise Walid El Sheikh, Geschäftsführer  der „Anaconda Bar“ und des „Sir Walter“ in der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Allee. „Ich finde es unverhohlen menschenverachtend, was dm da macht“, sagte der Gastronom der „Rheinischen Post“. „Für mich ist das ein Aufruf zur Gewalt. Zumal Karneval auch absolut nichts mit Pfefferspray zu tun hat.“ Hier werde stattdessen auch Stimmung gemacht gegen eine Bevölkerungsgruppe.

Nun ist Pfefferspray nicht grundsätzlich gegen eine Bevölkerungsgruppe gerichtet. Eine bedrängte Frau würde das Reizgas sicher auch gegen einen weißen, deutschen Vergewaltiger zum Einsatz bringen. Es sind nur die Geschehnisse, die zu den unschönen Assoziationen führen. Es ist ja richtig, dass man Generalverdacht vermeiden sollte, doch da ist die kleine Reizgasflasche vielleicht der falsche Angriffspunkt. Die kann nämlich immer nur ganz konkret eingesetzt werden, gegen einzelne Menschen, die einem bedrohlich nahe kommen und nicht gegen eine generalverdächtigte Gruppe.

Aber eines ist an dem Angebot dann doch wirklich diskriminierend. Das Reizgas wird bei dm als „Tierabwehrspray“ verkauft. Die Karnevalskunden sollen also Tiere abwehren mit Reizgas? Warum hört man nichts vom Tierschutzbund, um solchem Treiben Einhalt zu gebieten?

Quelle rp-online hier.

Zuerst erschienen auf Peter Grimms Blog Sichtplatz hier.

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Leserpost

netiquette:

Wolfgang Richter / 22.01.2017

Schon komisch, daß sich der Herr mit dem arabisch klingenden Namen da persönlich angesprochen fühlt, obwohl bei “dm” der “Karneval” als rheinische Institution genannt wurde, keine der hier lebenden Bevölkerungsgruppen. Und aufgrund der gestrigen Welt-Frauen-Aktionstage gegen den neuen US-Präsidenten, könnte die Aktion ja auch Bezug haben auf das offensichtlich neue Böse für alles mit Namen “Trump” .

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