Historische Begriffe, unscharf, fast beliebig, verkommen oft zu Kampfbegriffen. Untauglich und schädlich für den gesellschaftlichen Diskurs. Und sie bleibt auf dem Level von Ideologien mit absurden Grundannahmen und auch Begruffsverengungen. Die Alternative ist zu lang für einen Leserbrief, aber es gibt sie. Akut ist Freiheit jedenfalls massiv gefährdet, fast egal wie unscharf der Begriff ist. Wir müssen sie verteidigen, egal ob wir uns links, rechts oder ganz anders verorten. Whatever if Takes.
Peter Holschke - Sie benutzen auch Begriffe und - hoffentlich nicht, ohne darüber nachzudenken. Insofern sind Sie wie alle anderen. - Das ist gut so.
Es hat mich sehr gefreut, mal wieder einen Text von Gerd Habermann auf achgut zu lesen, auch wenn ich den hier vorgestellten Versuch der Definition von “links” oder “rechts” für müßig erachte. Diese Begrifflichkeiten sind reine Etiketten, die eher verwirren als Klarheit schaffen, wie das Beispiel der unzweifelhaft “linken” Ideologie des Nationalsozialismus sehr schön zeigt. (Klassisch) liberale Ideen und Wertvorstellungen sind heute schwer vermittelbar, weil die Sozialisten in allen Parteien es geschafft haben, sämtliche Mißstände, die wir heute zu beklagen haben, unter dem Kampfbegriff “neoliberal” zu subsummieren. Es ist die seit langem praktizierte Vorgehensweise der Sozialisten, den Kapitalismus (die Marktwirtschaft oder den Liberalismus) für alle Übel der Welt verantwortlich zu machen und ihn immer mit dem Nirwana oder dem Paradies zu vergleichen, während man sämtliche Verbrechen und Katastrophen des Sozialismus damit relativiert, daß es den wahren Sozialismus noch gar nicht gegeben hat und alle bisherigen Systeme nur ein Versuch waren auf dem Weg dorthin. @R.Rosenhain: Ohne das von Ihnen erwähnte Buch gelesen zu haben behaupte ich, dass auch dieser Autor die Begrifflichkeiten (bewußt ?) durcheinander bringt und unseren heutigen etatistischen Interventionismus mit Liberalismus verwechselt. Bislang ist die reine Marktwirtschaft (Kapitalismus, Liberalismus) noch nie verwirklicht worden, deshalb kann der Liberalismus auch nicht gescheitert sein. Nun mag man die libertäre Sicht auf die gesellschaftlichen und ökonomischen Zustände als naiv oder a-sozial bewerten, allerdings kommt auch der ärgste Kritiker nicht umhin, die Analysen und Erkenntnisse der großen Denker dieser Schule wie Ludwig von Mises oder Friedrich August von Hayek als das zu erkennen, was sie sind: hochaktuell, bestechend klar und präzise in ihren Vorhersagen.
Irre. Wir denken uns Begriffe aus und streiten dann über die Bedeutung! Wenn man sonst nix zu tun hat! Sowas ist aber ein Symptom von völliger Verwirtheit, Wichtigtuerei oder Langweile.
Also ich war zeit meines Lebens links-liberal und bin es immer noch.
Liebe @Sybille Eden - Ihr Kommentar ist ein Lichtblick. Die Rückentlehnung des Begriffs ‘Liberal’ aus dem Amerikanischen, wo er Linksextremisten und Marxisten camoufliert, ist ein gelungener Propagandaerfolg, der natürlich nicht durchschaut wird.
Ich sehe mich mittlerweile als konservativen Linken. Aber in allererster Linie bin ich Antitotalitarist und zutiefst von Redefreiheit und Diskussion überzeugt. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich, trotzdem ist der Schutz der Schwachen für mich ein moralisches Muss. Aber einen Staat der Sicherheit propagiert und im Gegenzug mir meine persönlichen Rechte nimmt, lehne ich zutiefst ab. Genauso, wie Totalitarimus im religiösen Gewand. Merkel ist mMn der Beweis, dass jede Kanzlerschaft auf maximal 2 Legislaturperioden begrenzt werden muss. Nur so sind Stagnation und die Bildung von undemokratischen Netzwerken zu verhindern. Je mehr ich von den Schweizern mitbekomme, desto besser finde ich deren Art von direkter Demokratie, ihrer Solidarität untereinander, ihres Rentensystems (dem sich Niemand entziehen kann!) und ihrer Wehrhaftigkeit.
Wer die Freizeit bewahren will, ist liberal und konservativ zugleich. Alles andere, das diffizile, findet sich in den streitgespraechen zwischen naphta und settembrini im zauberberg. Kurzum. Es geht immer um die Jugend.
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