Ich muss gestehen, das ich diesen Avantgardismus Kanadas für fortschrittlich halte. Fehlentwicklungen und Missbräuche werden sich im realen Tagesgeschäft abarbeiten, das muss man aushalten. Das wird Vorbildcharakter in der Welt haben, ob es anderswo gefällt oder Kritik erntet oder nicht. Wenn ein Leben nicht mehr sinnhaltig ist, für das Subjekt, dann tut sich automatisch diese Option auf, das hängt nicht von den Gesetzen oder Bräuchen einer Gesellschaft ab. Es sei denn, man gibt wie die Christen dem Leiden an sich einen theologischen Sinn. Ich kenne die Situation, wenn man von einem Krebspatienten gefragt wird, ob man nicht etwas habe oder beschaffen könne und man muss sagen, nein, das sei leicht gesagt, man könne sich nicht alles immer einfach machen. Und man weiß innen drin doch, das war eine Lüge - darf man denn einen verzweifelten Menschen in seinen letzten Tagen oder Wochen noch so belügen? Wenn man sich heute bei einem Pharma-Vertrieb oder Hersteller erkundigt, ob ein bestimmtes Präparat zur Selbsttötung geeignet sei im Falle des Falles, dann steht nach einigen Tagen statt Antwortmail die Polizei vor der Tür, durchaus psychologisch geschulte Leute. Man wird ausgiebig befragt und eingeschätzt, ob man suizidgefährdet sei und eventuell mit Maske und Zwangsimpfung in die nächste Nervenklinik eingewiesen werden muss. Wenn man sich aber bei der Polizei erkundigt, ob der ein oder andere beobachtete Sachverhalt eventuell auf ein stattgehabtes Verbrechen schließen ließe, bekommt man keine Antwort, oder noch schlimmer, man wird ermahnt, nicht weiterhin “groben Unfug” in Form solcher Anfragen zu veranstalten. Gutmenschenland eben. Nun ja, ich denke, Gesellschaften entwickeln sich zwangsläufig, und gescheiterte Versuche werden ständig reflektiert. Alle lernen ständig dazu, Fehler werden selten wiederholt und Irrtümer haben ein schweres Leben. Hoffnung schöpft sich immer wieder neu, es gibt keinen Grund pessimistisch zu sein. Aber es gibt Gründe, sterben zu wollen.
Vorzeitiger Tod durch Suizid ist bei kranken und/oder armen und deshalb verzweifelten und hoffnungslosen Bürgern w e l t w e i t keine Ausnahmeerscheinung, sondern die Regel. Lediglich in den wenigen Wohlfahrtsstaaten der Welt wurde/wird diese Regel unterbrochen.
@Rudolf Dietze, “So wie manches Leben künstlich über Jahre am Leben gehalten wird, so sollte es auch nicht verkürzt werden. Das ist nicht Gottes Wille.” - Herr Dietze, zu Ihrem Statement können Sie sich umfangreich in der Historie der Menschheit belesen. Bis die Humanmedizin Möglichkeiten erfand bzw. erforschte, unerträgliche Leiden zu lindern, dauerte es ca. 49900 Jahre. Innerhalb dieser 49900 Jahre Menschheit waren die Tode meist lang und qualvoll. Das kann man Gottes Wille bezeichnen, hilft dem Thema Sterbehilfe leider nicht weiter. Grundsätzlich ist das Thema Sterben und Tod in Deutschland derart verkorkst (Weltuntergangsängste), dass man beim Thema Sterbehilfe nur noch schwarz, weiß und sonst nichts mehr sieht.
..ein junger ICE-Lokführer erzählte, dass er während seiner Ausbildung 3 Menschen totgefahren hätte - sein Ausbilder in den letzten 10 Jahren über 20…
Wo soll das enden? Jetzt können sie, bald müssen sie, oder wie?
Irgendwann könnte man auch hier die Frage hören, ob man sich als alter, kranker Mensch nicht als Sozialschmarotzer fühlt. Wer möchte das schon . .
Wer sich zum Herren über Leben und Tod aufschwingt und einem anderen Menschen den vom ihm gewünschten Tod verbietet, ob aus religiösen, ethischen oder anderen fadenscheinigen Gründen, ist nicht besser, als jemand, der einen anderen gegen dessen Willen tötet. Er ist eine Bestie, die man nicht mehr Mensch nennen sollte, So wie es viele Gründe gibt zu leben, so gibt es auch viele Gründe zu sterben. Es ist unerträglich, darüber überhaupt diskutieren zu müssen, nur eine zutiefst inhumane und mitleidlose Gesellschaft verweigert dem Individuum das Recht auf seinen Tod.
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