Rainer Bonhorst / 28.03.2025 / 14:00 / Foto: Montage achgut.com / 62 / Seite ausdrucken

Kanada? Grönland? Oder was?

Heute besucht US-Vizepräsident J.D. Vance Grönland. Dänemark hat indes angekündigt, dass man die allgemeine Wehrpflicht auch für Frauen einführen will. Damit bekäme es Trump auf Grönland nicht nur mit Eskimos und Wikingern zu tun, sondern auch mit Wikingerinnen, den Amazonen des Nordens.

Die Qual der Wahl quält Wähler und Gewählte. Nur kurz: Uns deutsche Wähler quält, dass wir schön wählen und dann nicht kriegen, was wir gewählt haben. Aber das nur kurz. Eigentlich geht es hier um den gewählten und gequälten amerikanischen Präsidenten. Donald Trump hätte gerne Kanada. Aber er hätte genauso gerne, wenn nicht noch lieber Grönland. Eine schwere Entscheidung. Beide Nationen sind kalt, aber attraktiv. Jede Menge Bodenschätze und strategisch in wunderbarer Nähe zum Nordpol. Also, was nun? Kanada oder Grönland?

Oder geht vielleicht beides? Kanada einverleiben und Grönland krallen? Das wäre natürlich ein Knaller, mit dem sich Donald Trump zum – vorläufig – eindrucksvollsten Imperialisten des 21. Jahrhunderts aufschwingen würde. Sein Problem: Beide Einzuverleibende zieren sich. Kanada hängt an seiner Unabhängigkeit und an seinem König, dem dritten Charles. Grönland hängt, obgleich weitgehend autonom, an Dänemark und seinem König, dem zehnten Frederik.

Nun hat Trump zwar versprochen, er werde Grönland auf die eine oder andere Weise ergattern. Und er hat schon seinen jüngsten Sohn Baron und Usha, die Frau seines Vize J. D. Vance – rein privat – als Kundschafter auf die riesige Insel entsandt. Heute ist nun J.D. Vance höchstpersönlich und selbst in Grönland eingetroffen. Man hat zwar keine Einladung, aber Amerika hat einen Militärstützpunkt namens Pituffik auf Grönland, und den wird man ja wohl besuchen dürfen.

Dann schaute der Wikinger Erik der Rote vorbei

Und dann? Man kommt ja ein bisschen spät. Als erste kamen die Inuit, auch Eskimos genannt, nach Grönland. Dann schaute der Wikinger Erik der Rote vorbei und gab der eisigen Insel ihren bis heute nicht weggetauten Namen Grönland. Die Inuit nennen ihre Heimat trotzdem Kalaallit Nunaat. Ein Zungenbrecher, bestimmt auch für Donald Trump, den Eroberer. Eriks Sohn, Leif Eriksson brachte das Christentum dorthin und kam Amerikas Evangelicals um ein gutes Jahrtausend zuvor. Aus der Wikinger-Tradition entstand die dänische Zuständigkeit. Und die ethnische Lage, dass bei den meisten Inuit eine gute Portion Wikingerblut durch die Adern fließt. Das sollte man als Eroberer berücksichtigen.

Immerhin: Grönland liegt näher an Amerika als an Dänemark. Aber an welchem Amerika? Wer einen Blick auf die Weltkarte wirft, sieht sofort, dass der unmittelbare Nachbar Grönlands Kanada heißt. Ein Ärgernis für den Mann in Mar-a-Lago, was von Grönland ebenso weit entfernt ist wie Kopenhagen.

Was folgt daraus? Es kann kein Entweder Oder geben. Es muss der Doppelschlag her. Also Kanada und Grönland. War das von Beginn an die Strategie? Kanada, um Grönland zu kriegen? Also den unmittelbaren nördlichen Nachbarn als Sprungbrett auf die Inuit- und Wikinger-Insel nehmen und nutzen?

Eine unbezwingbare Logik. Was können die Grönländer, was können die Dänen tun? Es wird nicht leicht für sie. Die Inuit sind nur mäßig bewaffnet, und die Grönländer sind nicht zahlreich. Keine 60.000 Leute. Und die Dänen? Sie könnten sich über ihre Färöer-Inseln, zur Verteidigung nach Grönland hinüberhangeln. Vielleicht mit Zwischenstation auf der verbündeten Wikinger-Insel Island.

Wie es scheint, hat die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederisken andere Pläne. Sie hat angekündigt, dass sie die allgemeine Wehrpflicht auch für Frauen einführen will. Damit bekäme es Trump auf Grönland nicht nur mit Eskimos und Wikingern zu tun, sondern auch mit Wikingerinnen, den Amazonen des Nordens. Das dürfte ihn stärker beeindrucken als die Tatsache, dass beide, die USA und Dänemark NATO-Verbündete sind, sich also eigentlich gegenseitig verteidigen sollten.       

 

Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.    

Foto: Montage achgut.com

Achgut.com ist auch für Sie unerlässlich?
Spenden Sie Ihre Wertschätzung hier!

Hier via Paypal spenden Hier via Direktüberweisung spenden
Leserpost

netiquette:

Rolf Mainz / 28.03.2025

Hätte Donald Trump nicht Interesse, Deutschland zum nächsten US-Bundesstaat zu machen? Andererseits: was wäre hier noch zu holen?

Andreas Donath / 28.03.2025

Ach, Herr Bonhorst, Sie können offenbar nicht anders, als Trump zu diskreditieren oder zur Witzfigur zu machen, wobei letzteres beim bescheidenen Versuch bleibt, denn der Mann ist eben kein Volltrottel und hat zudem mit Vance, Kennedy, Gabbard und Co. eine grandiose Mannschaft um sich geschart. Die Sache mit Grönland ist im Übrigen kein Gag eines Durchgeknallten, sondern folgt einem durchaus diskussionswürdigen geopolitischen Konzept. Ganz ehrlich, lesen Sie den aktuellen Artikel von Herrn Gebauer und seien Sie besorgt, welche gar nicht so witzigen Witzfiguren hierzulande auf dem besten bzw. schlimmsten Weg sind, uns allen Freiheit, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu stehlen. In den USA unter dem Ihnen offenbar so schrecklich unsympathischen Trump wäre solches übrigens völlig undenkbar.

Boris Kotchoubey / 28.03.2025

Das nächste Ziel wird britische Inseln sein, die - natürlich nicht EROBERT, sondern - von moslemischen Invasoren BEFREIT werden sollen. Erst dann bildet sich das Imperium, das uns aus der klassischen Literatur gut bekannt ist: Ozeanien.

Steffen Kallinowsky / 28.03.2025

Sehr geehrter Herr Bonhorst! Was ist dieser Beitrag? Eine Analyse? Satire? Eine Befindlichkeitsstörung (unter Online-Autoren sehr verbreitet)? Oder eine Stärkung der eigenen Bedeutsamkeit (ebenfalls unter Online-Autoren auch sehr verbreitet)? Journalismus ist es ja nicht.

Johannes Termer / 28.03.2025

Auch wenn hier die meisten Kommentatoren Trump Fans sind - mich beschleicht doch das Gefühl, dass der Typ nicht mehr alle Latten am Zaun hat. Ich glaube eigentlich wäre er wahnsinnig gerne ein kleiner Putin, der allmächtig über sein Land herrscht und sich einfach mit Gewalt nehmen kann, was er will. Anfänglich haben ja alle noch gelacht, als er Kanada als 51. Bundesstaat bezeichnet hat und die Sache mit Grönland erzählt hat. Inzwischen denke ich, dass er das todernst meint und nur ausloten will, wie groß der öffentliche Aufschrei wäre, wenn er dort einmarschiert. Ähnlich, wie es ein Putin machen würde. Ob die Amerikaner das mitmachen? Ich hoffe nicht, aber am Ende ist den Menschen verständlicherweise ihr eigenes Leben mehr wert, als gegen einen faschistischen Diktator zu protestieren. Die Welt kann froh sein, wenn die vier Jahre halbwegs glimpflich vorübergehen und dann noch freie Wahlen abgehalten werden können, um diesen durchgeknallten Irren und seine speichelleckende Proletenbande ein für allemal loszuwerden. Hoffentlich lernen die Amerikaner daraus und sorgen dafür, dass so etwas nie wieder passieren kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass die meisten Trump Wähler nicht wollten, dass Amerika von allen ehemals freundlich gesinnten Länder gehasst wird und die Wirtschaft in den Ruin getrieben wird. Die wollten einfach weniger Migration, weniger woke, weniger Klimahysterie und dadurch auch weniger Inflation und somit ein besseres und bezahlbareres Leben. Und nicht die vollkommen irre Agenda eines senilen Möchtegern-Dikatators.

Roland Hübner / 28.03.2025

Der Autor hat. vermutlich. die Wahl von Trump immer noch nicht verwunden!

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen
Rainer Bonhorst / 09.05.2025 / 06:05 / 74

Papst Leo: Der Gegen-Trump

Amerikas Freunde haben in Zukunft die Auswahl zwischen Donald und Leo. Und weil die beiden doch sehr unterschiedlich sind, ist für jeden was dabei. Es…/ mehr

Rainer Bonhorst / 07.05.2025 / 06:00 / 76

Habemus einen Kanzler

Das Konklave, bestehend aus CDU/CSU und SPD, hat getagt und den schon halb verlorenen Sohn gerettet. Das war keine leichte Übung. Damit der künftige Kanzler…/ mehr

Rainer Bonhorst / 03.05.2025 / 12:00 / 27

Trump und Selenskyj – der Durchbruch

Gut hundert Tage nach Trumps Amtsantritt kann Putin sich seine hegemonialen Träume über die ganze Ukraine nun endgültig abschminken. Im Weißen Haus haben sie sich…/ mehr

Rainer Bonhorst / 30.04.2025 / 12:00 / 18

Kanada: Das Boomerang-Phänomen

Eigentlich hätten die Konservativen klar gewinnen müssen, und eigentlich hätten die Liberalen deutlich verlieren müssen. Dann kam dem kanadischen Spitzenkandidaten der Linken Donald Trump zur…/ mehr

Rainer Bonhorst / 24.03.2025 / 14:00 / 27

Der kuriose Kanada-Konflikt

Kanada gilt als Amerika mit strikten Waffengesetzen und einer allgemeinen Krankenversicherung. Mit Donald Trump herrscht jetzt dicke Luft zwischen den beiden Zwillingen. Mit manch unerwarteter…/ mehr

Rainer Bonhorst / 20.03.2025 / 14:00 / 14

Donald Trump und die Phalanx der Frauen

Donald Trump, der zweimalige Frauenbezwinger (Hillary Clinton und Kamala Harris), sieht sich inzwischen einer Phalanx von Frauen ausgesetzt, die sich von ihm nicht bezwingen lassen…/ mehr

Rainer Bonhorst / 02.03.2025 / 11:00 / 56

Ein Oscar für Vance und Trump

Die Frage ist: Wird es einen zweiten Teil des Dramas „Eklat im Weißen Haus“ geben? Und wird es nach der inszenierten Zuspitzung des ersten Teils wider…/ mehr

Rainer Bonhorst / 26.02.2025 / 12:00 / 100

Brauchen wir eine neue deutsche Teilung?

Die Wahlergebnisse zeigen: Es gibt ein schwarzes Deutschland und ein blaues Deutschland. Es ist auseinander gewachsen, was anscheinend doch nicht zusammengehört. Wären wir glücklicher, wenn…/ mehr

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com