Nach Leipzig verbietet nun auch München sexistische Werbung. Was geschmackvoll und geschmacklos ist, bewertet damit nicht mehr der Konsument selbst, sondern der Staat unter Federführung linker Politikerinnen. Die Grünen-Politikerin Marianne Bukert-Eulitz forderte unlängst gar, Miss-Wahlen auch für weniger schöne Frauen zu öffnen. In den USA ist man da schon einen Schritt weiter: Künftig soll es bei der Wahl zur Miss America nicht mehr vorrangig um Schönheit gehen. Die Bikini-Show soll daher gänzlich abgeschafft werden. Hinter all dem steckt eine Genderideologie, die längst nichts mehr mit der Emanzipation der Frau zu tun hat und deren Ikone, Judith Butler, nicht umsonst ein Fan der Burka ist.
Dass der Sozialismus dieser Tage subtiler daherkommt als noch in der DDR oder aktuell in Venezuela, ist zumindest für diejenigen, die die Alarmsignale noch erkennen, nichts Neues. Der Rest befindet sich im Tal der Ahnungslosen, aus dem die meisten erst heraustreten, wenn sich ihre eigene Meinung plötzlich abseits des politisch korrekten Korridors bewegt, der sich neuerdings unter dem offiziellen Gütesiegel der Gratismutigen, #WirSindMehr, subsumiert.
Aber der totalitäre Charakter des heutigen Leise-Sohlen-Sozialismus lässt sich an noch viel mehr als der eingeschränkten Meinungsfreiheit bezüglich Islam- und Einwanderungsfragen erkennen. An die Stelle des SED-Funktionärs tritt der besorgte Politiker, der dazu angetreten ist, den unwissenden und daher leicht zu beeinflussenden Bürger vor negativen Einflüssen zu schützen. Dahinter – wie schon damals – die linke Hybris, stets am besten zu wissen, was für alle gut ist und die damit einhergehende fehlende Akzeptanz anderer Meinungen, die einem mit jedem Bestreben um weitere Verbote und Regelungen geradewegs vor die Füße gespien wird.
Die Zauberwörter Sexismus und Rassismus, deren inflationärer Gebrauch in den letzten Jahren zu ihrer eigenen endgültigen Sinnentleerung geführt hat, dienen hierbei immer noch als gut funktionierende Daumenschrauben. Ganz im Sinne von Hans Christian Andersens „Des Kaisers neue Kleider“ weiß zwar jeder der betroffenen Akteure, vom Verständnis heuchelnden CDUler bis hin zum PR-Fuzzi eines großen Unternehmens, der sich dem politisch korrekten Nonsens fügen muss, dass der Kaiser nackt ist und es den Durchschnittskonsumenten einen Scheißdreck interessiert, wie hoch die Frauen- und Migrantenquote in der Mc-Donalds-Werbung ist oder ob die dicken Brüste auf dem Werbeplakat sexistisch sind oder nicht.
Für alle genauso wenig Spaß im Leben, wie für sie selbst
So lange das jedoch niemand offen ausspricht, geht das Theater weiter, und der Korridor dessen, was in dieser angeblich freien Gesellschaft noch möglich ist, verengt sich bis zur Unerträglichkeit weiter. Die Einzigen, die das interessiert, sind eine Minderheit von grünlinken Ideologen an den Universitäten, in Organisationen und in der Politik, die zu viel Judith Butler gelesen haben und nicht begreifen wollen, dass es nicht die böse Chauvi-Gesellschaft ist, die sie unterdrückt, sondern sie selbst mit ihrem ständigen Gejammer und Stilisieren zu Opfern der äußeren Umstände. Und diese Frauen sind es, die nun angetreten sind, dafür zu sorgen, dass jeder Andere genauso wenig Spaß im Leben hat, wie sie selbst.
Ja, vielleicht muss das einmal in dieser unerbittlichen Deutlichkeit von einer Frau gesagt werden, damit man nicht immer alles auf den alten weißen Mann schieben kann: All diese Vorstöße in Deutschland und anderen westlichen Ländern, das Schöne und Ästhetische verbieten zu wollen, das natürliche Spiel zwischen Frau und Mann als Sexismus zu brandmarken und Geschlechter gänzlich aufzulösen, ist nichts anderes als die Rache hässlicher oder sich – aus welchen Gründen auch immer – zurückgesetzt fühlender Frauen an der Gesellschaft.
Der Sozialismus ist und bleibt eine Ideologie des Neides. Egal, ob es um Geld geht, das man so lange umverteilt bis alle gleich arm sind, oder um das Verbot von Schönheit und Weiblichkeit im öffentlichen Raum im Kampf gegen angeblichen Sexismus, den man offensichtlich ebenfalls so lange führen will, bis alle gleich hässlich sind oder Frauen wie Claudia Roth und Petra Pau auch einmal einen Schönheitswettbewerb gewinnen. Es ist kein Zufall, dass Judith Butler als eigentliche Feministin, zu den Befürworterinnen der Vollverschleierung gehört. Wenn alle Frauen unter einem Schleier verschwinden, kann auch keine Bewertung von außen mehr vorgenommen werden. In der Auslöschung der individuellen Freiheit und Identität liegt in der Vorstellung von Menschen wie Butler die Befreiung der Frau.
Ich bin überzeugt, dass sie tatsächlich glaubt, was sie sagt. Es wäre nur unsere Aufgabe als Gesellschaft, dieser als Wissenschaft getarnten Kränkung keinerlei gesellschaftspolitisches Gewicht zu verleihen, geschweige denn diese Pseudo-Wissenschaft noch mit Steuergeldern und Lehrstühlen zu versorgen.
Es geht nicht um Herabsetzung weniger attraktiver Frauen
Dabei geht es mitnichten um eine Verunglimpfung weniger attraktiver Frauen. Es geht darum, den totalitären Charakter einer Ideologie offenzulegen, die wieder einmal dazu angetreten ist, unser Denken zu bestimmen. Die uns für nicht mündig genug erachtet, selber zu entscheiden, was wir schön finden. Die dahinter verborgene Vorstellung der bedingungslosen Gleichmacherei, die sich auch im Ansatz übertriebener Umverteilung wiederfindet, ist hierbei nichts anderes als gesellschaftlicher Tod auf Raten.
Wo Leistung, Talent und selbst gutes Aussehen, in das man Zeit und Mühe investiert hat, abgestraft wird, ist irgendwann kein Raum mehr für Fortschritt und Innovation. Für den Willen, herausragend, außergewöhnlich, kurzum: besser als der Durchschnitt zu sein. Aber genau dieser Wille ist es, der den Antrieb für nahezu alles liefert, was uns in der Menschheitsgeschichte vorangebracht hat.
Und es geht darum, die Bigotterie dieser Ideologie offenzulegen, die sich zwar um „sexistische Werbung“ schert, aber nicht um die tatsächliche Gewalt und Diskriminierung, der vielen Frauen in diesem und vielen anderen Ländern der Welt ausgesetzt sind. Muslimische Frauen, die Frauenhäuser mittlerweile überwiegend füllen, zum Beispiel, oder die von ihren Brüdern der Ehre wegen umgebracht oder unter das Kopftuch gezwungen werden. Ginge es dieser Ideologie tatsächlich um Emanzipation und Freiheit, dann würde sie die Unfreiheit dieser Frauen nicht so geflissentlich ausblenden. Dann hätte sie sich keine Wohlfühlblase geschaffen, in der es nur diese Luxusprobleme gibt und man den Vorwurf des sexuellen Übergriffs nur dann thematisiert, wenn man damit unliebsame Politiker loswerden kann, aber nicht, wenn tausende junge Männer auf der Kölner Domplatte Frauen begrapschen und vergewaltigen.
Karl Lagerfeld, den ich so außerordentlich schätze, weil er sich noch nie etwas aus der auferlegten Political Correctness gemacht hat, antwortete einmal, auf das Thema der dünnen Models auf den Laufstegen angesprochen, dass nun einmal niemand dicke Frauen auf eben diesen Laufstegen sehen wolle und dass die Kritik daran zumeist von „dicken Müttern mit ihren Chipstüten vor dem Fernseher“ käme. Der Mann, der selbst einmal über 100 Kilo wog, dann radikal abnahm und Übergewicht für eine größere Gefahr als Magersucht hält, kassierte dafür damals prompt eine Anzeige einer französischen Vereinigung „kurviger“ Frauen. Daran, dass er recht hat und der Kaiser nackt ist, ändert es trotzdem nichts.
Was bleibt, ist dann nur noch grauer Einheitsbrei
Ich erzähle diese Ankdote, weil es wichtig ist, sich genau diese Banalität der hochtrabenden Debatte um Sexismus, Diskriminierung und mitunter auch Rassismus bewusst zu machen. Das Polemische an der Aussage Lagerfelds unterstreicht die Lächerlichkeit dessen, worüber wir mittlerweile viel zu ernsthaft diskutieren. Dem wir im wahrsten Sinne des Wortes so viel Gewicht einräumen, dass wir uns vor lauter Political Correctness kaum noch frei bewegen geschweige denn denken und sprechen können. Damit muss Schluss sein. Auch, weil es bei dieser Verbotskultur im Namen des Antirassismus und Antisexismus nicht nur um Freiheit und Zwang, sondern auch um den Verlust des Schönen, Ästhetischen, der Kunst und der Wissenschaft an sich geht. Was bleibt, ist dann nur noch grauer Einheitsbrei, mit dem niemand zufrieden sein kann.
Dabei könnte es so einfach sein. Es ist der Konsument, der entscheiden kann, was er gut findet und was nicht. Wer Schönheitswettbewerbe für diskriminierend hält, soll sie nicht anschauen. Wer eine Werbung unerträglich sexistisch findet, kauft bei einem anderen Anbieter. Wer sich selbst hässlich findet, kann sich ein neues Styling verpassen lassen, statt die Gesellschaft für seine Unzufriedenheit verantwortlich zu machen. Zumal es in den seltensten Fällen die Minderheiten selbst sind, die sich derart an diesen Dingen stören, sondern entsprechende Verbände und Organisationen sowie Politiker aus dem linken Lager, die sich dazu aufschwingen, im Namen jener Minderheiten zu sprechen und dabei jegliches Maß für staatliche Eingriffe verloren zu haben scheinen. Wer aber jedem der hunderttausenden Organisationen und Verbände, den vermeintlichen Vertretern von Minderheiten aller Art, ungeachtet von Sinn und Unsinn, den Einfluss gewährt, den sie für sich einfordern, der bekommt am Ende alles, nur keine Gesellschaft, die irgendwie besser, weniger sexistisch oder rassistisch ist oder in der noch irgendwie Raum für das Besondere, das Schöne und Außergewöhnliche ist.