Kalifornien: Mehr Feuer durch Erneuerbare

Nachdem die Waldbrände um Los Angeles abflauten, ging weiter im Norden ein Lithium-Batterie-Stromspeicher in Flammen auf. Es wurde niemand verletzt, aber ein Schaden von 400 Millionen Dollar entstand. Noch eine Nebenwirkung der Erneuerbaren.

Unter all den Schwächen, welche erneuerbare Energien mit sich bringen, ist die ungewisse Verfügbarkeit ihr gravierendster Nachteil. Ihr Strom fehlt, wenn er gebraucht wird – etwa im Winter – und muss vernichtet werden, wenn er im Übermaß fließt, etwa an windigen Sommertagen. Da liegt es nahe zu versuchen, den überfließenden Strom aus den fetten Tagen für die mageren Tage zu speichern. Das kann in Form von Lithium-Batterien geschehen, so wie sie in E-Autos ihren Dienst tun. Eine typische Tesla-Batterie etwa speichert dort 75 Kilowattstunden (kWh) und wiegt gut eine halbe Tonne. Das entspricht dem mechanischen Energiegehalt von 30 Litern oder 22 kg Benzin für einen „Verbrenner“.

Will man nun Batteriespeicher für die lückenlose Stromversorgung der Allgemeinheit einsetzen, dann muss man in anderen Größenordnungen rechnen. In der Gemeinde Moss Landing in Kalifornien, welche die Region Monterey mit Strom versorgt, wurde 2021 ein Batteriespeicher von 3.000 Megawattstunden (MWh) in Betrieb genommen. Der dient als Puffer für die volatilen, von den üppigen Wind- und Solargeneratoren aus der Gegend gelieferten Strommengen. Wie viele Menschen könnte so ein Speicher während einer Dunkelflaute für eine Woche mit Strom versorgen? Bei durchschnittlich 2 kW Verbrauch pro Haushalt – es ist Winter und in den USA wird elektrisch geheizt – sind das 336 kWh pro Woche pro Haushalt. Da würden die Reserven des voll geladenen Speichers von Moss Landing für gut 9.000 Haushalte reichen. Monterey hat rund 30.000 Einwohner, da braucht dann wohl niemand zu frieren.

Schon in China

Das hat sich leider geändert. Am 16. Januar ging die Anlage von Moss Landing, mit 3.000 MWh vermutlich die größte weltweit, in Flammen auf. Und es ist nicht das erste Mal, dass sich eine Anlage dieser Art selbst zerstört. Ein gewerbliches Gebäude mit 1,4 Megawatt Photovoltaik auf dem Dach und mit Lithium-Batterien von 25 MWh Kapazität im Keller wurde im Mai 2019 in Peking in Betrieb genommen. Im April 2021 gab es dann eine Selbstentzündung, einen „Thermal Runaway“ gigantischen Ausmaßes. Mehrere hundert Feuerwehrmänner und 50 Fahrzeuge waren zwölf Stunden im Einsatz, bis der Brand gelöscht war. Dabei kamen zwei Personen ums Leben, eine weitere wurde schwer verletzt.

Die kalifornische Anlage brennt inzwischen nicht mehr. Nach mehreren Tagen härtestem Einsatz der kalifornischen Fire Fighters durften die 1.500 evakuierten Personen wieder zurückkehren. Die Ruine raucht nicht mehr, und der Himmel ist wieder blau. Niemand war ums Leben gekommen, niemand verletzt. Der Sachschaden wird auf 400 Millionen Dollar geschätzt.

Kein Feuer, so wie wir es kennen

Woher kommen nun diese Selbstentzündungen, über die auch bei Autos berichtet wird? In Batterien will man ja möglichst viel Energie auf kleinem Raum speichern. Falls es aber einen „Thermal Runaway“ gibt, falls die Batterie durchbrennt, dann richtet sie umso mehr Schaden an, je mehr Energie sie gespeichert hatte. Benzin oder Kohle haben zwar eine wesentlich höhere Energiedichte als eine Lithium-Batterie, das heißt sie speichern mehr Kilowattstunden pro Kilogramm, die geben sie aber nur ab, wenn Sauerstoff dazu kommt. Ohne den gibt‘s kein Feuer. Und so kann jegliches konventionelle Feuer gelöscht werden, indem man Sauerstoff fernhält, etwa durch eine Feuerdecke, Pulver oder Wasser. Eine „brennende“ Batterie bleibt von diesen Maßnahmen unbeeindruckt, da sie keinen Sauerstoff braucht, um ihre Energie zu entfalten.

Die Batterie hat ja alle Ingredienzien in sich gespeichert, die sie braucht, um Energie zu liefern. Wenn es dann irgendwo zu heiß wird, dann setzen zwischen den Komponenten in ihrem Inneren exotherme chemische Reaktionen ein, also Vorgänge, bei denen Energie frei wird und die für weitere Erhitzung sorgen. Falls die Batterien dann aufplatzen und mit gut gemeintem Löschwasser in Berührung kommen, dann reagiert das heiße Lithium mit dem H2O, und es entsteht Wasserstoff, der dann auf herkömmliche Weise in der Luft verbrennt. Das macht die Sache noch schlimmer. Die Hersteller der Batterien sind sich dieser Risiken natürlich bewusst, und sie bringen sogenannte „Battery Management Systems“ ins Gespräch, also der Batterie inhärente künstliche Intelligenz, die jegliches Feuer vermeiden soll. Das ist Fortschritt.

Es gab einmal eine Zeit, da kam der Strom einfach aus der Steckdose, billig, und ohne Lithium-Brände. Irgendetwas konnte man damals, was inzwischen verlorengegangen ist. Was könnte das gewesen sein?

 

Hans Hofmann-Reinecke studierte Physik in München und arbeitete danach 15 Jahre in kernphysikalischer Forschung. In den 1980er Jahren war er für die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien als Safeguards Inspektor tätig und überprüfte die Einhaltung von Abkommen, welche die Betreiber nuklearer Anlagen mit der IAEA geschlossen hatten und welche der Nicht-weiterverbreitung von Atomwaffen dienten. Später war er als freier Berater für das Management industrieller technisch-wissenschaftlicher Projekte tätig, darunter auch bei Unternehmen aus der Nuklearbranche. Er lebt heute in Kapstadt. Dieser Artikel erscheint auch auf dem Blog des Autors Think-Again. Der Bestseller Grün und Dumm, und andere seiner Bücher, sind bei Amazon erhältlich.

Foto: California Fire Tracker, X

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Leserpost

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Franz Klar / 23.01.2025

Derowegen wird der neue Präsident Akkus landesweit verbieten . Bei Tesla - Fahrzeugen wird die Betriebsgenehmigung widerrufen . Das ist mit den Beratern Musk und Gott abgestimmt .

Michael Brüggemann / 23.01.2025

Ich bin ja beruhigt: 1. Es gibt noch Chemiker, die mit dem Quatsch, dass hier metallisches Lithium brennt aufräumen und 2. es gibt keine erneuerbaren Energien, oder gilt der 2.Hauptsatz der Thermodynamik nicht mehr. Allerdings entsteht beim Durchgehen einer Lithiumionenbatterie Sauerstoff aus den verwendeten Oxiden und der ist in situ kaum zu löschen.

Steve Acker / 23.01.2025

ich hatte ein Mal bisher einen Brand mit einem Diesel (Kabelbrand). Ein paar sprüher mit dem Feuerlöscher und die Sache war erledigt. Bei E-Autos wäre das nicht der Fall gewesen. Die Feuerwehr bei uns hat sich ein fahrbares Tauchbecken für E-Autos angeschafft. Kann sein dass E-autos nicht so oft zu brennen, aber wenn es passiert, dann kann es katastrophale Folgen haben, siehe der Frachter in Holland vor 1,5 Jahren. Was , wenn sowas in der Tiefgarage anfängt zu brennen ?

Andy Malinski / 23.01.2025

Die angeführte Rechnung passt bestenfalls für einen Raum in südlichen Gefilden der USA - im Norden wird man mit einem 2kW-Puste- oder Strahlefix für ein Holzhaus nicht sonderlich gut über den Winter kommen, Beleuchtung, Wäsche waschen, Küchenmaschinen, Kleingewerbe oder gar Industrie wird dann auf’s Sommerhalbjahr verschoben ...

Klaus Matschke / 23.01.2025

@Peter Zinga: !BITTE! BITTE! BITTE! ES GIBT KEINE ERNEUERBARE ENERGIE! Und keine erneuerbaren Quellen… Wer Vokabular des Gegners akzeptiert, akzeptiert auch die Ideologie, welche dahinter steckt! Es gibt hőchstens “sogenannte erneuerbare Energie”  - und auch das nur in der Grünen Schwachkőpfen…”. Also, das ist etwas was ich auch deutlich häufiger in der Diskussion und als Hinweis hätte. Auch von den entsprechenden Fachautoren, egal ob bei der Achse, dem Kontrafunk, oder sonst wo. Wobei ich den Begriff “Umweltenergie” noch besser finde. So weiß man gleich, welchem - empfindlichen - System die Energie entnommen wird, um sie dann in die Stromleitungen zu pressen.

Oliver Hoch / 23.01.2025

Die Befürworter der Energiespeicher in Lithium-Akkus verweisen darauf, dass damit eigentlich nie etwas passieren kann, außer man hätte Pech. Die Gegner verweisen darauf, dass - wie hier beim Großbrand in Kalifornien, bei der berüchtigten Samsung-Selbstentzündung im Flugzeug, in Tiefgaragen und anderswo - die Gefahren durch diese Form der Energiespeicherung (ich selber bin aus Sicherheitsgründen wieder abgekommen von der Idee, Powerbanks in der Wohnung zu halten) seien viel höher als bei anderen Techniken. Jetzt bin ich bei Weitem kein Fachmann, meine Expertise beschränkt sich auf Software, nicht auf reale Dinge. Aber ich kann mich des Eindrucks nicht verwehren, dass so ein materiell teurer Kram wie Lithiumbatterien für so eine simple Sache wie die Speicherung von Energie irgendwie völlig unangemessen wirkt, wie das Schießen von Kamelen auf Spätzle. Klar gibt es Verluste bei der Umwandlung elektrischer Energie in potentielle (dem Höherheben gigantischer Steine beispielsweise) und der Rückumwandlung bei Bedarf (und auch die “Verluste” sind ja nicht weg, könnten also anderweitig genutzt werden, so man intelligente Ingenieure und nichtdoofe Politiker zur Hand hat. Dies behauptet zumindest die bielo-suprematistische Thermodynamik). Aber mehr als die Hälfte werden diese “Verluste” doch nicht sein. Warum also diese teure und offensichtlich nicht risikolose lithiodische Lösung?

A. Ostrovsky / 23.01.2025

Herr Hofmann-Reinecke, Sie als Fachmann wissen sicher, dass man Lithium-Batterien eher für den Ausgleich des Lastganges im Verhältnis zu der täglich schwankenden Erzeugung von PV-Panes einsetzen sollte. Wenn Sie heute eine LiFePo4-Batterie kaufen, ohne Batteriemanagement-System (BMS), sind sie Prügel wert, weil so ein BMS im Vergleich zur Batterie nur ein oder zwei Prozent kostet, keine Raketenwissenschaft ist und - sofern es auf die Kennwerte der Batterie richtig abgestimmt ist - brennende oder explodierende Batterien durch Kurzschluss, Überspannung usw. zuverlässig ausschließt. Punkt 1: BMS. Punkt 2: richtige Verwendung, zum Ausgleich des Tagesganges, nicht für Dunkelflauten. Die Wirkung bei Dunkelflauten existiert zwar, aber die Idee, den Strombedarf samt Heizung für eine ganze Kleinstadt für eine ganze Woche in Lithium-Batterien zu speichern, hat schon etwas Utopisches. Dann muss man noch einmal gründlich nachdenken, z.B. darüber, wie man die einzelnen Batteriegruppen der ganzen Anlage gegen die anderen schützt, damit ein Brand begrenzt bleibt. Aber mit einem BMS dürfte die Wahrscheinlichkeit ohnehin drastisch sinken. Man darf nicht immer und immer wieder die beim Aufbau neuer Konzepte gemachten Anfängerfehler, selbst wenn sie spektakulär sind oder richtig doof, als Grundproblem einer Technologie darstellen. Um ein Gegen-Beispiel zu machen. Die drei oder vier Reaktoren in Fukushima waren ja keine Anfänger-Reaktoren. Im Gegenteil es war ein etabliertes Design (Westinghouse), das vielfach ausgeliefert wurde. Da wurden nur die Anfängerfehler niemals behoben. Das war übrigens immer der Vorwurf gegen die KKW, auch in Deutschland, dass man in 70 Jahren die Risiken zwar verringert hat, aber kein neues Konzept und keine grundsätzliche Lösung bei einem Nothalt und Ausfall externer Versorgung hatte. Die Zerstörung der DREI Reaktoren in Fukushima war systematisch. Sie wurden nicht vom Tsunami zerstört. Sie haben sich selbst zerstört, wie ein Flugzeug, das keine Räder hat.

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