ist ja bekanntlich noch etwas Zeit!
Schon oft habe ich darüber nachgedacht, wie eigentlich unmöglich es für junge Menschen sein muss, über Politik kompetent abzustimmen. Mit jungen Menschen meine ich Menschen bis etwa 35 Jahre. Auch die Intelligenteren haben eine Zeit hinter sich, die mit Schule, Lehre oder Studium und der Suche nach einem Lebenspartner ausgefüllt war. Dann kommt der stressige Einstieg in den Beruf, evtl. werden zusätzlich Kinder zum Lebensmittelpunkt. Wo soll da Zeit sein für anspruchsvolle Auseinandersetzung mit Politik und ihren Folgen? Man müsste sich in Geschichte zumindest ein wenig auskennen, philosophische Utopien durchleuchten können, etwas von Evolution, Soziologie und Psychologie verstehen, um verantwortungsvolle Entscheidungen treffen zu können. Ganz davon abgesehen, dass viele auch gar nicht genügend Interesse oder Bildung besitzen, um sich mit solchen Themen auseinanderzusetzen. Es ist so: Mit 18 Jahren kann auch jeder Depp wählen. Bitte , mich nicht misszuverstehen! Ich möchte keinesfalls, dass das bestehende Wahlalter oder die Demokratie abgeschafft werden. Nur jungen Menschen fehlt meistens ein Geschichtsbewusstsein und damit die Fähigkeit, in größeren Zusammenhängen zu denken. Sie wissen nicht, wie schwierig es war, unsere “westlichen Werte” gegen Obrigkeit und Kirche durchzusetzen und machen sich- glaube ich- auch keine Vorstellung davon, wie schnell sie wieder außer Gefecht gesetzt werden können. Sie fallen auf Schlagworte herein, ohne die abzuklopfen, gehen nach ihren vordergründigen Interessen, ohne Langzeitfolgen zu bedenken und lassen sich gern mit ihrem jugendlichen Schwung und Optimismus für realitätsfremde Ideologien begeistern. Davor ist natürlich niemand gefeit, aber ich denke, dass die Jugend eben aufgrund ihrer Jugend dafür besonders anfällig ist. Lieber Herr Müller- Ullrich, vielen Dank für Ihren Artikel!
Nachdem Macron mit seiner 63-jährigen ehemaligen Französischlehrerin verheiratet ist, kann man ihm nun wirklich nicht Erfahrung mit dem Alter, wahrscheinlich sogar eine gewisse Affinität zum Alter absprechen.
Seine Gegner haben sich darüber aufgeregt, wie die Medien Macron zum shooting star kürten. Jugend und Sex verkaufen sich. Macron hat von beidem reichlich zu bieten. Dazu kommt seine gute Laune, Intelligenz, Enthusiasmus plus Exotismus und fertig war ein Charisma, das in einer medialen Welt gestandene Berufspolitiker ruck, zuck vom Platz fegte. Dass Jugend in ziemlich aussichtslosen Situationen auch in Deutschland funktionieren kann, hat die FDP in Hamburg und Bremen bewiesen. Wie die AfD mit Alice Weidel fährt, wird man abwarten müssen.
Man schaue sich die letzten Sekunden der Heute Show vom Freitag an und vergleiche die Theatralik/Gesten Macrons mit jener, die wir Deutschen nur allzugut kennen. Dieses emphatische Aufgehen im rasenden Publikum ist ein Phänomen reiner diktatorischer Rhetorik, die sich völlig mit dem “Körper” des Publikums verbindet.
Bei dem “Superstar” John Kennedy, ist doch heute auch bekannt, dass ALLES, wirklich ALLES an ihm nur Fake war. Aber erstaunlicherweise haben Linke mit genau solchen Typen immer wieder Erfolg bei den Wahlen.
Wenn ich die Publikationen richtig verstanden habe, ist der gute Macron aus wohlbehütetem Hause höherer Bildung als sozialistischer Elitestudent gestartet, hat seine Karriere bei den Banken gemacht und ist unter Präs. Hollande in die FR/EU-Politik eingestiegen und damit offizieller Sozialdemokrat. Was mir allerdings auch zu Augen gekommen ist, ist der Wunsch Macron,s Frankreich “wettbewerbsfähiger” zu machen. Das erinnert mich ein eine lokale SPD-Grösse, die mit HArtz-4 auch ein Land “wettbewersfähiger” machte und nun ein Heer von stützeabhängigen Minijobbern ohne eigene Rentenaussicht geschaffen hat. Vielleicht bekommt Macron darum von den EU-Granden europaweit ein dermassenen Wahlkampf-Applaus. Die armen Franzosen können nun wirklich wie in den USA nun nur noch zwischen Pest & Cholera wählen. Da waren noch alte Fake-news, die ich nicht veröffentlichen möchte: Angeblich will Macron durchaus die aktuellen Verträge der EU mit Frankreich für bessere Bedingungen neu nachverhndeln. Wirklich Alles gut?
Investmentbanker will gegen das Establishment anstinken. Mal was ganz neues, er will also gegen die Klientel vorgehen, mit der er seine Geschäfte macht, bzw. gemacht hat. Sehr glaubhaft der Mann. Er kann aber auf eine ganz einfache Art beweisen, daß er es ernst meint, in dem er sein Haus für Flüchtlinge öffnet. Er will ja die Grenzen nicht schließen und alle, die ihn gewählt haben, sollten ebenfalls ihre Türen weit öffnen. Man sieht schon, ein Politiker mit einer “großen” Erfahrung. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, jeder ist noch von seinem Höhenflug zurück auf den Boden der Tatsachen gelandet und wenn nicht, gescheitert.
Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.