Henryk M. Broder / 30.08.2017 / 19:49 / 10 / Seite ausdrucken

Jung, europäisch und arbeitslos

Im Juni 2013 legte die EU ein Sechs-Milliarden-Euro-Programm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit auf. Die FAZ schrieb damals: "Anspruch auf Geld aus dem Topf haben alle Staaten mit einer Jugendarbeitslosigkeit von mehr als 25 Prozent. Das sind zwanzig Staaten." In 20 der damals 28 EU-Staaten war eine hohe Jugendarbeitslosigkeit also nicht die Ausnahme, sondern die Regel. In Griechenland, Spanien, Italien und Portugal lag sie noch weit oberhalb der 25 Prozent.

Bei jedem EU-Treffen wurde beraten, was man dagegen unternehmen könnte. Die Staats- und Regierungschefs, die EU-Kommissare, die Arbeits- und Jugendminister der EU-Staaten waren sich einig: Es muss etwas unternommen werden! Die Jugendlichen müssen eine Chance bekommen! Damit das vereinte Europa eine Chance hat!

Und was ist daraus geworden? Schauen Sie bitte: Im Juni dieses Jahres lag die Quote der arbeitslosen 15- bis 24 Jährigen in Griechenland bei 45%, in Spanien bei 39%, in Italien bei 35% und in Kroatien bei 26%. Und das sind die offiziellen Zahlen, die tatsächlichen dürften höher sein. Innerhalb der Euro-Zone waren es knapp 19%, in der gesamten EU fast 17%.

Das mag nicht primär die Schuld der EU sein, nationale und lokale Faktoren spielen auch eine Rolle. Aber die EU ist unfähig, sich des Problems anzunehmen. Einen Fonds auflegen und die Empfänger mit Geld zuscheißen, das übliche Konzept, ist eben nicht genug, nicht einmal im Ansatz. Am Ende werden "kleine und mittlere Unternehmen" gefördert, die "junge Menschen anstellen". Denn inzwischen hat die EU andere Sorgen, sie muss ihre Außengrenzen sichern und die "Fluchtursachen" bekämpfen. Das geschieht, indem den afrikanischen Staaten "Hilfen" angeboten werden, damit sie ihre Bürger daran hindern, sich auf den Weg nach Europa zu machen.

Eine grossartige Idee, ausgebrütet von Ignoranten, die keine Ahnung von der Sache haben, die Wähler hinters Licht führen und ihr Gewissen beruhigen wollen. Lesen Sie dazu Hans Christoph Buch: Afrika versinkt im hausgemachten Elend.

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Christiane Bohm / 30.08.2017

Die Jugend- und andere Arbeitslosigkeit gab es in Südeuropa schon vor EU und Euro, vermutlich kulturell bedingt. Afrika kann sich nur selber entwickeln. Mit E. Geld wird es nur schlimmer. Es ist nicht zu übersehen, dass alle guten Dinge, die es schon mal gab, dem Verfall preisgegeben wurden. Der gut aufgestellte Staat Liberia - weg . Blühendes Rhodesien - Armenhaus Afrikas. Nur 2 Beispiele von vielen. Obama und seine Schwester haben in ihren Biographien die afrikanischen Eigenheiten gut beschrieben.

Franck Royale / 30.08.2017

Die EU hat vor allem ein eklatantes Erklärungsproblem: Es gibt in der EU Millionen zum Teil sehr gut ausgebildete junge Menschen ohne Arbeit, und es gibt die Arbeitnehmer- und Niederlassungsfreizügigkeit als Kernbestandteil des EU-Rechts. Wie kann es sein, daß in Deutschland bis 2030 laut einer heute veröffentlichten Studie des Basler Forschungsinstitut Prognos über drei Millionen Fachkräfte fehlen sollen? Wieso wollen Millionen Analphabeten aus Afrika unter Einsatz ihres Lebens nach Deutschland - aber Fachkräfte aus Portugal, Spanien oder Griechenland sind ums Verrecken nicht nach Norden zu bewegen? Finde die Fehler.

beat schaller / 30.08.2017

Lieber Herr Broder,. einmal mehr bringen sie die Sachen auf den Punkt. Heute kann man auf der “Achse ” auch lesen, dass Macron die Unternehmenssteuern in der EU vereinheitlichen will! Auch das ein Schritt in genau diese absolut richtige Richtung! Koch, dass man sich beim “Mass"nehmen nach dem schlechtesten richtet. Also bezahlen alle dann die höchsten Steuern und das wieder ohne Wettbewerb. Das kann ja wirklich nur gut gehen, und wenn dann alles wirklich so ganz toll läuft,  werden uns sicher die zuviel bezahlten Steuern zurück erstattet. Wie immer, wenn ich glauben will, dann gehe ich in die kirche und wenn ich wissen will, dann gehe ich am besten in mich! Soooooo gut Herr Broder, dass es Menschen wie Sie gibt. Beat Schaller

J. Schuster / 30.08.2017

Das ist mit gesundem Menschenverstand nicht mehr zu begreifen . Da fällt mir immer wieder der ” Kalkuttasatz ” von Peter Scholl Latour ein .

Wolfgang Kaufmann / 30.08.2017

Manche sehen in dieser Quote einen Indikator für die Korruption in einen Gesellschaft: Die Amigos werden unabhängig von Leistung mit stabilen Stellen versorgt, während auch die ausgebildetsten und motiviertesten Jungen keine Chance haben, ins System hineinzukommen. Kein Wunder, dass die Zahlen im Olivengürtel so hoch sind! Und der reicht offensichtlich vom Mittelmeer bis nach Brüssel.

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