Der Hass auf Israel treibt die rechtslinksmigrantische Triade unter eine Decke, und die offiziellen Israelfreunde schauen ratlos dabei zu. Die Quelle des linken Palästinenser-Chics sind die berufsmäßigen Israel-Hasser nahöstlicher Herkunft.
Es wird wieder stark von der deutschen Staatsräson gesprochen. In Sachen Juden und Israel. Sie ist offiziell, die Staatsräson. Sozusagen verbeamtet. Mit Pensionsanspruch. Abgehoben von einem großen Teil der real existierenden Personen, die den Hass auf Israel und Juden als einen Modeartikel tragen. Street Fashion, wenn man so will.
Das besondere an dieser Mode ist, dass sie quer durch die Gesellschaft „in“ ist. Von rechts nach links, von alt bis jung, von Kartoffeln bis Döner und Falafel.
Die Kritiker dieser Straßenmode, einschließlich organisierter Juden, heben in ihren Tadeln gerne die jungen und mittelalten rechten Kartoffeln hervor, die Hitler als einen Mann mit vorbildlicher Frisur und Diktion bestaunen. Also die klassischen Dummies, die man am leichtesten in Sonntagsreden abwatschen kann. Sie sind peinlich, aber altbekannte Wurmfortsätze unserer Geschichte, und somit deutsche Standardziele der Empörung. Sie stehen automatisch im Mittelpunkt, wenn man vermeidet, genau zu sagen, wen man mit seinem Tadel eigentlich meint.
Aber sie sind inzwischen fast eine Minderheit der Israelhasser. Sie tragen nicht einmal das Palästinensertuch, weil es nicht zu den Springerstiefeln oder zum Spießerscheitel passt.
Linker Israelhass gehört zum linken Chic
Das Pali an den Hälsen der Biodeutschen gehört fest in die linke Szene. Zu den vielen verwirrten Intellektuellen, die vor lauter Hin-und-her-schwurbeln gut und böse, Ursache und Wirkung vertauschen. Fair is foul and foul is fair. Als hätte Shakespeare das politische Hexen-Einmaleins von heute vorausgeahnt. Diese klugen Köpfe sind schwerer zu fassen, weshalb man sie in den offiziellen Tadeln nicht so groß herausstellt. Linker Israelhass gehört zum linken Chic, und wer will sich schon lautstark einem Phänomen entgegenstellen, das für sich in Anspruch nimmt, chic, hip, cool oder sonst was Tolles zu sein. Und obendrein oft kulturell und akademisch überhöht. Was soll man da machen als einfacher Staatsräsonist.
Die Quelle des linken Palästinenser-Chics sind natürlich die berufsmäßigen Israel-Hasser nahöstlicher Herkunft. Sie laufen üblicherweise unter der Bezeichnung Islamisten. Als Abgrenzung zu den hassfreien Moslems, die es ja auch gibt. Aber die Grenze zwischen dem Islamismus und dem Islam ist, wenn es um Juden und Israel geht, so durchlässig wie unsere Grenzen gegen die Zuwanderung. Wer ist wer, und wer will mit wem nichts zu tun haben? Ein moslemisches Rätsel wie aus tausendundeiner Nacht. Alles fließt hier vielleicht nicht, aber vieles. Dazu ein großes, nicht zu überhörendes Schweigen. Und alles auf Einladung. Israelhass, dem wir Tür und Tor geöffnet haben. Judenhass als Importware. Als hätten wir nicht schon genug davon aus eigener Herstellung.
Und so haben wir den gemischten Salat aus rechts und links, biodeutsch und migrantisch. Bettgenossen, die sich normalerweise von der Bettkante stoßen würden, die aber der Hass auf Israel unter eine Decke treibt. Eine schreckliche Familie.
Und die offiziellen Israelfreunde der Abteilung Staatsräson stehen ratlos vor der Tür, hinter der diese rechtslinksmigrantische Triade ihre hässlichen Spielchen spielt. Was tun? Weiter höflich und vage tadeln oder die Kuscheldecke wegziehen und klar sagen, wer mit wem was treibt? Das ist hier die Frage, auf die die liebe Staatsräson bis heute mehr oder weniger intensiv nach einer Antwort sucht. Sobald sie gefunden ist, wird bestimmt energisch gehandelt.
Rainer Bonhorst, geboren 1942 in Nürnberg, arbeitete als Korrespondent der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) in London und Washington. Von 1994 bis 2009 war er Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen-Zeitung.