Gegen eine Veranstaltung an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, mit der katholische Theologen die Staatsideologen des Iran salonfähig zu machen hofften, hatte es von verschiedener Seite Proteste gegeben (nicht zuletzt - Hut ab! - von Seiten der Studenten), so dass sie schließlich “aus terminlichen Gründen” abgesagt wurde. Nun treten die katholischen Iranversteher nach. In der katholischen “Tagespost” von heute (16. Dezember) wird ein Interview mit dem Dogmatiker (das ist bei Katholiken eine Berufsbezeichnung, keine Beleidigung) Bertram Stubenrauch veröffentlicht, der mit federführend bei dem Versuch war, die Teheraner Theologen nach München zu holen. Dabei ergeben die Suggestivfragen der Zeitung eine deutliche Aussage. Juden bedrohen die Freiheit der Wissenschaft.
“Fühlen Sie und Ihre Kollegen sich vom Zentralrat der Juden unter Druck gesetzt?” fragt das Blatt (in Gestalt von Regina Einig), und als Stubenrauch ausweichend antwortet und auf die Proteste seiner Studenten hinweist, insistiert die Zeitung: “Wird die Freiheit der Wissenschaft hierzuzlande nicht empfindlich eingeschränkt, wenn ein jüdisches Gremium katholische Wissenschaftler an der Veranstaltung eines Symposions hindert?” Man achte auf den Sprachgebrauch: “jüdisches Gremium” versus “katholische Wissenschaftler”. Man achte auch auf die Unterstellung, das ominöse jüdische Gremium habe die “Wissenschaftler” an der Veranstaltung ihres Gedankenaustausches mit Ahmadenidschads Mentor “gehindert”. Und anstatt diese Suggestivfrage zurückzuweisen, antwortet der Dogmatiker: “Das ist in der Tat ein Problem, über das diskutiert werden muss.”
Worüber vor allem zu diskutieren sein wird, liebe Freunde von der “Tagespost”, ist verantwortlicher Journalismus. Worüber zu diskutieren sein wird, ist die Verklärung von Ideologen und Stichwortgebern eines faschistischen Regimes zu “Wissenschaftlern”, während deutsche Juden, die von ihrem demokratischen Recht auf Protest Gebrauch gemacht haben, als Feinde der Wissenschaft hingestellt werden.
Worüber zu reden sein wird, ist auch dies: der Vatikan hat eine lange Geschichte der Unterstützung klerikalfaschistischer Regimes - man erinnert sich an die Begeisterung, mit der Pius XII den Sieg Francos in Spanien begrüßte; dieser Sympathisant des Caudillo soll 2009 ausgerechnet vom deutschen Papst selig gesprochen werden! Offensichtlich reicht es, den Kapitalismus als verderbt hinzustellen, die Demokratie abzulehnen, Frauen zu unterdrücken und Schwule hinzurichten, eine Atombombe zu bauen und Israel aus dem Buch der Geschichte tilgen zu wollen, um vom Vatikan als ernstzunehmende Dialogpartner wahrgenommen zu werden.